Chinesen am Wörthersee (2019)

12.000 Kilometer, 28 Tage, vier Chinesen

03.06.2019 13:34 Uhr

Text: Peter Hintze, Carmen und Tony Matthews | Fotos: Tony Matthews, Volkswagen


Das ist wahre Volkswagen-Liebe. Und es ist DIE Geschichte des GTI-Treffens 2019. Jeffery Li fuhr mit seinem Passat B2 auf eigener Achse mehr als 12.000 Kilometer von China nach Österreich an den Wörthersee. Die SPEEDition hat den Abenteurer am Rande des GTI-Treffens zum interviewt.

Rund 120.000 GTI-Fans aus aller Welt, unter anderem aus Australien, den USA, Mexico und Kanada, strömten über Himmelfahrt ins beschauliche Reifnitz, um sich und die Marke Volkswagen unter dem Motto „Our Heartbeat" zu feiern. Unter den Gästen waren auch einige Chinesen, allen voran Jeffery Li (35), der mit seinem Passat B2 Variant die komplette Strecke auf eigener Achse zurückgelegt hatte. Der Abenteurer aus dem kommunistischen Land hat sich einen Traum erfüllt und wurde in Kärnten wie ein Superstar gefeiert.

Nichts geht über das Original 

Mehr als 12.000 Kilometer in 28 Tagen, unzählige Stunden hinter dem Steuer durch insgesamt sechs Länder: Jeffery Li (35) und Calven Song (32) wechselten sich hinter dem Lenkrad auf ihrer Tour, die in der Hafenstadt Guangzhou begonnen hatte, ab. Bei Problemen am Auto half Deqing Li (42). Sein Vater, der namentlich nicht genannt werden möchte (70), nahm die (Tor-)tour ebenfalls mit auf sich. Die vom Unternehmen AccuAir gesponserte Reise führte die Autoverrückten über Russland, Lettland, Litauen, Polen und Tschechien nach Österreich. Station machten sie unter anderem in Chita, Ulan-Ude, Irkutsk, Krasnoyarsk, Novosibirsk, Omsk, Chelyabinsk, Ufa, Kazan, Moskau, Rezekne, Vilnius, Warschau, Prag und Wien.

„Das GTI-Treffen am Wörthersee ist bekannt als eines der größten jährlichen VW-Treffen", erzählt der aus Kanada nach China eingewanderte Jeffery, der als Verkaufsmanager bei einem Hersteller von Baumaterialien arbeitet. „Bei uns wurden sogar ein paar Events organisiert, die das Wörtherseetreffen nachbilden sollten." Jeffery liebt seinen Passat B2, dessen Baujahr er mit 2008 angibt. Ähnlich angetan von dem Wagen ist sein dreijähriger Sohn. „Daher liegt mir das Auto ganz speziell am Herzen", schwärmt der Abenteurer. Für den Kauf des China-Passats, übrigens einer der letzten aus der dortigen Produktion, blätterte der Einwanderer seinerzeit rund 40.000 RMB, umgerechnet 5.185 Euro auf den Tisch.

Acht Monate Vorbereitungszeit 

Auf ihrer lange geplanten Tour, die Tausende auf Instagram verfolgen konnten, gab es buchstäblich nichts, was die Abenteurer hätte aufhalten können. Okay, etwas Motoröl ist verloren gegangen, eine BBS-Felge ist aufgrund der Straßenverhältnisse beim Durchqueren von Russland in Mitleidenschaft gezogen worden. Obendrein verlieren die Reifen ein wenig Druck. „Aber dank unserem AccuAir-Kompressor sind die schnell wieder auf Vordermann", schmunzelt Jeffery.

Acht Monate Vorbereitungszeit haben Jeffery und seine Freunde in die Reise investiert. „Letztes Jahr im Oktober bin ich auf ein Reise-Forum im Internet gestoßen, das von einem Pärchen aus Shanghai, China berichtete, welches für mehr als ein Jahr auf dem Eurasischen Kontinent herumgereist ist", erinnert sich der Volkswagen-Fan. Und weiter: „Ich hatte das Gefühl, dass ich dasselbe tun kann." Jeffery sprach mit Freunden über seine Idee einer Langstreckenreise. Und die waren gleich Feuer und Flamme. „Da kam uns die Idee, mit meinem Passat B2 zu fahren und das Wörtherseetreffen mitzunehmen."

Das erste Mal Europa 

Der Weltenbummler-Passat soll nie ein Opfer der Schrottpresse werden, sondern irgendwann seinem Sohn vermacht werden. „Ich möchte das Auto, wenn es 15 Jahre alt ist, nach Vancouver/Kanada verschiffen. Da ich aus Kanada nach China eingewandert bin und meine Schwester noch dort lebt, kann ich das machen", sagt Jeffery, der bereits eines seiner Projekte, einen MK2 Jetta verschrotten lassen musste, weil es die chinesischen Bestimmungen so vorsehen.

Bis zum 9. Juni wollen Jeffery und Co. noch in Europa bleiben. Unter anderem wollen die Autoverrückten an den Nürburgring fahren und dann, ohne Zeitdruck zurückfahren. „Es ist unser erstes Mal in Europa. Das genießen wir." Dem ist wahrlich nichts hinzuzufügen.

DATEN & FAKTEN

Jeffery Li >>> Volkswagen Passat Variant B2, Baujahr 2008

MOTOR 1,8 Liter, 150 PS, Benziner, im Serienzustand
INTERIEUR Recaro-Sitze vorne, BBS-Lenkrad, Custom Holz-Schalthebelknauf
FAHRWERK AccuAir Airride mit E-Level–Steuerung
RAD/REIFEN BBS RS001 in 9 x 15 Zoll und 9,5 x 15 Zoll mit Nankang-Bereifung in 185/45-15
ZUBEHÖR Neumann-Dachbox
CAR-HIFI Hertz-Lautsprecher