Im Westen (fast) nichts Neues

TUNING auf Stippvisite in Las Vegas

13.11.2019 14:33 Uhr

Text und Fotos: Ben Planz


Sin City rief und alle kamen. Die SEMA Show erwies sich auch 2019 wieder als „Mutter aller Automessen" und präsentierte das komplette Spektrum der Fahrzeugveredelung. Was dabei jedoch vergleichsweise kurz kam und ob es neue Trends zu bewundern gab, beleuchten wir in diesem Artikel!

Foto: Ben Planz

In manchen Fällen ist „Business as usual" nichts Schlechtes – vollgepackte Hallen, eine unüberschaubare Masse an ausgestellten Fahrzeugen und riesige Besuchermassen, obwohl es sich um eine Fachmesse handelt, zu der „Normalbürger" eigentlich keinen Zutritt haben. Die diesjährige SEMA Show unterschied sich nur in Details von der des Vorjahres. Prinzipiell wird auf der größten Automesse der Planeten auch jeder Geschmack befriedigt. Allerdings dominieren Fahrzeuge aus US-amerikanischer Produktion traditionell das Aufgebot.

Wenig asiatische und europäische Modelle

Asiatische und europäische Modelle spielen in Las Vegas die zweite und dritte Geige. Aus deutscher Sicht trifft dieser Umstand vor allem Volkswagen und Audi hart. Während man die VW auf dem Gelände an zwei Händen abzählen konnte, beschränkte sich die Audi-Präsenz in diesem Jahr auf einige wenige R8. Porsche und Mercedes-Benz waren da schon deutlich präsenter. Subjektiv betrachtet schien BMW der Spitzenreiter unter den deutschen Herstellern zu sein, was die ausgestellten Fahrzeuge anging. Während deutsche Fahrzeuge vergleichsweise unterrepräsentiert waren, konnte man jedoch etliche deutsche Firmen unter den Ausstellern der SEMA Show entdecken. Unter anderem hielten BBS, KW automotive, Bilstein, Sonax, ZF, H&R sowie Wagner Tuning in Las Vegas die Fahne der deutschen Hersteller hoch.

Foto: Ben Planz

Auf der SEMA Show neue Trends zu entdecken, die unter Umständen bald über den Teich schwappen könnten, gehörte eigentlich mal zu den wichtigsten Punkten auf der To-Do-List aller journalistischen Vegas-Reisenden. Doch an der Stelle herrscht seit einigen Jahren Stillstand. Die auf der SEMA dominierende Custom- und US-Car-Szene fristet hierzulande ein Dasein als automobile Randgruppe. Deren Trends sind also schwer auf unsere Breitengrade übertragbar. Und dann wäre da noch das Thema mit dem TÜV, das viele in den Vereinigten Staaten umgesetzte Ideen bei uns von Vornherein zu reinen Show-Einlagen degradiert. Doch auch davon abgesehen gab es nicht wirklich etwas zu beobachten, was man hierzulande als kommenden Trend anpreisen könnte.

Breitbauten sind weiterhin das A und O

Dass die neuen Liberty-Walk-Bodykits mit einer neuen Linienführung auftrumpfen, ist da schon fast eine Offenbarung. Auffallend war jedoch der Umstand, dass bei vielen Widebody-Fahrzeugen der Stance-Faktor vernachlässigt wurde. Die Wahl von Rädern, Reifen und Fahrwerk schien oft nicht zum verbauten Bodykit zu passen. Massig Platz zwischen Rad und (aufgesetztem) Radhaus und eine zu schmale Spurweite waren auffällig häufig zu beobachten. Ob sich da ein fragwürdiger Trend anbahnt? Oder sind Breitbauten mittlerweile so etabliert, dass einfach nicht jeder mit einer optisch ansprechenden Umsetzung klarkommt? Letzteres scheint wahrscheinlicher.

Foto: Ben Planz

Außerdem machte die diesjährige SEMA deutlich, was bei Mittelmotor-Supersportlern „en vogue" ist: Wenn nicht schon ab Werk ein Bi-Turbo-Antrieb verbaut ist, schleunigst umrüsten und die Heckstoßstange entsorgen!


Das absolute „SEMA Car" des Jahres 2019 war allerdings die neue Toyota Supra. Unfassbar, wie viele Exemplare des 2019er-Modells in Las Vegas ausgestellt wurden.

Fazit:
Die SEMA Show ist nach wie vor ein absoluter Pflichttermin. Das spricht sich offenbar herum: Jedes Jahr trifft man vor Ort mehr deutsche Messegäste an. Und da Las Vegas 24 Stunden am Tag Unterhaltung bietet, gibt es nun wirklich schlechtere Reiseziele. Vor allem im Winter. Spannend wird sein, wie sich der im Moment laufende Ausbau des Convention Centers auf die SEMA auswirken wird. Wird die gigantische Messe etwa noch größer? Wir bleiben am Ball!