Private Car: Audi S4 B5 von Stefan (2019)

"Geballert Performance" ist Programm

07.07.2019 15:39 Uhr

Text: Ansgar Wilkendorf | Bilder: Speedyshots


„Normal" ist für Stefan Höhn keine Option. Sein Lebensmotto „Lieber verrückt als langweilig!" spiegelt sich auch bei seinem Audi wider.

Stefan hatte lange überlegt, ob er sich ein fertiges Projekt kaufen oder doch lieber ein Auto Stück für Stück um- bzw. aufbauen sollte. Variante eins wäre bestimmt die einfachere und günstigere Alternative gewesen. Aber letztendlich wollte Stefan keine Kompromisse und den Wagen nach den eigenen Vorstellungen tunen. Kurz: Er suchte die Herausforderung – und die sollte er bekommen! „Insgesamt steckt in dem Auto eine Umbauzeit von drei Jahren. So lange, weil ich nur immer Stück für Stück was machen konnte, wie es Zeit und Geldbeutel zuließen", blickt der Schrauber zurück. „Viele Nerven und Geduld hat es mich gekostet, und oft wollte ich alles hinwerfen, doch dann kommt man in die Werkstatt, sieht das Auto da stehen und denkt sich: Nein, kommt nicht infrage!"

Die Motorleistung verdoppelt

Die Basis für sein Projekt fand Stefan im Internet: einen Audi S4 B5, günstig, aber grottig! „In den Kotflügeln waren Rostlöcher, so groß wie Tennisbälle, und auch die Türen waren durchgerostet", erinnert er sich an den Kauf. Die Optik war ihm aber eigentlich ziemlich egal. Nur das Klackern des Triebwerks auf der Heimfahrt war ein wenig beunruhigend. Daheim in der eigenen Werkstatt im oberbayerischen Karlshuld überholte Stefan erst einmal den 2,7-Liter-Biturbo-Motor, damit der wieder anständig lief. Mit Motoren kennt sich der Mann aus, deshalb hat er vor anderthalb Jahren nebenberuflich einen Tuning-Betrieb ins Leben gerufen. „Geballert Performance" ist der Name des Unternehmens, und der ist Programm. So ist es nicht ganz verwunderlich, dass sich die Leistung seines Audis im Laufe der Jahre und Tuning-Maßnahmen mittlerweile verdoppelt hat. Das ging los mit einer Stage1, bald schon gefolgt von einer Stage2 von M100, u. a. mit originalen K03-Ladern, RS4-Ladeluftkühler und Sauger-Nockenwellen, was insgesamt für 396 PS gut war.

700 bis 800 PS sollen es werden

Als ich mir dann irgendwann beim Ballern die Abgaskrümmer gekillt hatte, hab ich umgebaut auf die K03/500er-Turbolader von der Ladedruckklinik", erzählt Stefan und ergänzt: „Mich haben viele gefragt: Wieso wieder K03? Denen hab ich dann geantwortet: Weil ich was Spezielles ausprobieren wollte. Wieso immer das Größte nehmen, wenn das mit kleinen Ladern auch möglich ist. Zumal ich wollte, dass der Motor früh anspricht und schon unten heraus richtig Druck hat. Aktuell schieben die Turbolader mit 2 Bar 530 PS und 787 Nm mit meiner eigenen Geballert-Software." Dabei werden die Abgase über die RS4-B5-Krümmer via Downpipe und eine 3,5"-Eigenbau-Auspuffanlage mit Simons-Töpfen deutlich hörbar ins Freie geschickt. „Der nächste Motorumbau steht aber schon in den Startlöchern", verrät uns der PS-Junkie, „das sollen mindestens 700 bis 800 werden." In seinem Motorraum hat Stefan übrigens auch großen Wert auf die Optik gelegt: „Das war mir sehr wichtig!" Rohre, Ventildeckel, die Spezialabdeckungen, Gummis usw. hat er in knalligen Farben gestaltet.

Passt wie die Faust aufs Auge: B52-Räder

Im Innenraum ist die Farbgebung rund um die zugerüstete Recaro-Poleposition deutlich dezenter ausgefallen. Fabian Ertl von Exclusive-Car und Ömer Baskir haben die Ausstattung sukzessive nach Stefans Vorstellungen in tiefschwarzem Nappa-Leder und Alcantara in Kombination mit gelben Nähten und Gurten realisiert. „Mega Sattlerarbeiten", lobt der Auftraggeber. Der kümmerte sich in der Zwischenzeit um die noch ausstehenden Karosseriearbeiten. Stefan tauschte die Kotflügel und musste auch hinten neue Radläufe einschweißen. Dezentes Ziehen am Blech sollte später nach dem Einbau des ap-Gewinde-Sportfahrwerks für ausreichend Freigang der 19-Zoll-B52-Wheels mit 235er-Bereifung sorgen. Die seitlichen Stoßleisten wurden gecleant, ebenso die Kennzeichenmulde in der Frontschürze – hier hat der Schrauber Magnete implantiert. Gemeinsam mit seinem Bruder Florian, der Lackierer von Beruf ist, ging es dann noch an die Feinarbeiten, bis die Karosse lackierfertig war.

Agro-Design eines US-Warhawk-Jagdflugzeugs

Aber Lack war für Stefan gar keine Option: „Das Auto musste verrückt aussehen", grinst der 26-Jährige. Und womit ließ sich das besser realisieren als über einen Digitaldruck?! Digital bedruckte Car Wraps waren vor drei Jahren noch ein Geheimtipp und einer der angesagtesten Foliendesigner Alexander Yusipov vom TTStudio in Moskau. Zu ihm nahm Stefan Ende 2016 Kontakt auf. „Ich wollte eigentlich schon immer so ein Design haben. Ich stehe auf Army-Kampfhubschrauber, gerade solche im Abfuck-Look. Ich hab auch so Tattoos am Arm", erzählt der Audianer. „Das hab ich ihm gegenüber geäußert. Und der hatte auch gleich eine Idee." Sein Entwurf im Agro-Design eines US-Warhawk-Jagdflugzeugs aus den 1940er-Jahren schlug bei Stefan voll ein. Allerdings gab es ein Problem: Der Schrauber hatte gerade seine RS4-Bremssättel in Gelb lackiert, und auch das Schwarz-Gelb im Innenraum passte nicht so recht zum roten Haifischmaul des Designvorschlags. Also wurden alle roten Elemente des Entwurfs auf Gelb umgeswitcht. Das Ergebnis ist der Hammer! Auf den gerade mal vier Treffen, die Stefan im vergangenen Jahr anfahren konnte, weil sein Audi noch nicht so weit war, hat er bereits neun Pokale eingeheimst. Herzlichen Glückwunsch! Nach dem Fototermin legte Stefan die Hände nicht in den Schoß: Mittlerweile kamen ein gelb gepulverter Alu-Überrollbügel und eine größere Mercedes-Bremsanlage mit 390er- bzw. 356er-Scheiben an Bord. Eine 4-Zoll-Auspuffanlage ist gerade in Arbeit. „Fertig wird das Projekt nie sein, man findet immer irgendwas zum Verbessern oder Optimieren", resümiert Stefan. „Aber genau das macht unser Hobby ja aus: Tuning aus Leidenschaft!"

DATEN & FAKTEN

Stefan Höhn > Audi S4 B5 (Baujahr 2000)

MOTOR: 2,7 l Biturbo; RS4-B5-Ansaugkrümmer, K03-500-Turbolader, RS4-Ladeluftkühler, Nockenwellen vom 2,8er-Sauger, 630er-Deka-Düsen (Turbo Zentrum Berlin), Pierburg-E3L-Benzinpumpe, dicke Kopfdichtung, TFSI-Zündspulen-Kit; Sintervollscheibe und Einmassenschwungrad von Doc Drehmoment

AUSPUFF:
RS4 B5 Krümmer mit 2 x 76 mm Downpipe, 3,5"-Eigenbau-Auspuffanlage mit Simons-Töpfen

KAROSSERIE:
Kennzeichenmulde vorne gecleant und mit Magneten versehen, Radhäuser gezogen, Zierleisten und Türen gecleant, schwarze Scheinwerfer vorne, RS4-Kühlergrill, RS4-Spoiler, Folien-Digitaldruck: TTStudio – Alexander Yusipov

FAHRWERK: ap-Gewinde-Sportfahrwerk, Eigenbau Getriebestütze

BREMSEN:
vorne RS4-B5-Bremssättel mit gelochten Zimmermann-Bremsscheiben, hinten EBC-Bremsscheiben und Beläge

RÄDER: rundum B52-Wheels in 8,5 x 19Zoll ET45 mit Achilles-225/35-Bereifung

INTERIEUR: Mittelarmlehnen, Deckel und Handbremssack in tief schwarzem Alcantara mit gelben Nähten von Exclusive-Car, Lenkrad und Schaltknauf sowie Schaltsack in Nappaleder mit gelben Nähten von Ömer Baskir, Sitze Recaro-Poleposition, gelbe Gurte, RS4-Türpappen mit schwarzen Türgriffen, Rücksitzbank entfernt und mit Platte & Teppich abgedeckt, Strebe Kofferraum, Carbonleisten

CAR-HIFI:
JVC Doppel Din Radio, Hifonics-Brutus-BXI-4000D-Verstärker, Kicker-Dual-Subwoofer DS12L5, zwei 3-Farad-Kondensatoren, 1 Zusatzbatterie

DANK AN: Frank Malzkorn, Inhaber von der Ladedruckklinik, er hat mir mega Turbolader nach meinen Wünschen gebaut, die auch sehr gut ihre Arbeit abliefern! Fabian Ertl von Exclusive-Car für die mega Sattlerarbeiten; außerdem an M100, Arlows, Doc Drehmoment, FelgnWerk, Ap Sportfahrwerke, Pulver Manufaktur, Flip Motorsport, AG Motorsport, TTStudio usw.