Ford Focus RS von Sébastien (2019)

Die Warners wären stolz

14.05.2019 10:23 Uhr

Text und Fotos: Sven Zimmermann


Die Entwicklung vom „Traumwagen zum Ultra-Traumwagen" hat Sébastien Musciagna viel Schweiß und Blut gekostet. Doch jede Etappe schweißte ihn nur enger mit seinem Ford Focus RS zusammen.

Im Sommer 2008 stellte Ford seinen Dampfhammer Focus RS erstmals auf der London International Motor Show vor. Fette 19-Zoll-Alus inklusive 235er-Reifen, dicke Verbreiterungen an den Kotflügeln und komplett neu gestaltete aggressive Front- und Heckpartien waren eine deutliche Ansage an die Konkurrenten von Audi, BMW und Volkswagen. Mit dem mächtigen Heckflügel und dem Diffusor wusste der RS schon zu gefallen. Und auch motortechnisch musste sich der Ford nicht verstecken. Im Gegenteil! Mit einem größeren BorgWarner-Turbolader, der Überarbeitung des Zylinderkopfes, mehr Ladedruck und ein paar Feinheiten stieg die Leistung des aus dem ST bekannten 2,5-Liter-Turbo-Fünfzylinders von 225 auf 305 PS. Daten und Fakten, die das Herz von so manchem Autobegeisterten auch heute noch höherschlagen lassen. Einer von ihnen war Sébastien Musciagna. „Schon in meiner Lehre bei Ford zum Kfz-Mechatroniker gefiel mir der RS ausgesprochen gut", gibt der 31-Jährige zu Protokoll. Inzwischen arbeitet Sébastien bei Camtec Design – die Firma seines Vaters, die sich auf Folierungen, Fahrwerksumbauten und Tuning im Allgemeinen spezialisiert hat. Als dann die Überlegungen zu einem neuen Auto aufkamen, welches natürlich auch ein bisschen als Aushängeschild für Camtec Design dienen sollte, erinnerte er sich. „Allein der Sound, wenn ein Focus RS auf der Straße an dir vorbeizieht – Hammer!" Nach einiger Suche fand sich 2013 ein passendes Exemplar. Knapp drei Jahre alt, 35.000 Kilometer gelaufen und in der alles andere als dezenten Farbe „Ultimate Green" lackiert.

Die ersten Schritte

„Wie bei den meisten hat es auch bei mir ganz harmlos angefangen. Verdunkelte Rückleuchten und Felgen mit orangefarbenem Plasti Dip – echt schlimm", lacht Sébastien heute. Kurz darauf gab es die erste Abgasanlage aus dem Tuning-Programm von Friedrich Motorsport. „Noch eilig vorm Treffen haben wir in einer Nacht-und-Nebelaktion den alten Auspuff abgeflext und wollten noch schnell die neue dranschrauben. Leider fehlte uns ein Verbinder!" Zum Treffen ging es dann mit der notdürftig angeschraubten alten Abgasanlage ... „Mein RS und ich hatten also nicht unbedingt den besten Start zusammen", resümiert der Tuning-Fan mit einem Augenzwinkern. Aber auch die neue Auspuffanlage fand irgendwann ihren Weg an den Ford.

Wenn man Tag ein, Tag aus damit beschäftigt ist, die Autos von Kunden tieferzulegen, findet man manchmal nicht die Zeit, sich um die eigenen Projekte zu kümmern. „Ich wollte den RS auf jeden Fall noch im Alltag bewegen, aber runter musste er unbedingt. Luft sollte es nicht werden, aber ordentlich tief sollte er schon sein", erzählt Sébastien. Abhilfe konnte die Spezialisten von KW schaffen. Sie haben mit dem Hydraulic Lift System genau das Richtige im Programm. Mit den Hydraulikdämpfern lässt sich das Fahrwerk um bis zu 45 Millimeter anheben. Doch leider gab es das Hydraulic Lift System nicht für den Ford Focus RS! „Ich habe damals viel mit KW telefoniert", erinnert sich der Schrauber. „Irgendwann haben sie dann meinen Wunsch erfüllt und auf der Basis eines Variante-3-Gewindefahrwerks ein HLS2 – also zwei Hydraulikdämpfer für die Vorderachse – für meinen Ford Focus RS gebaut. Jetzt konnte ich richtig durchstarten!" Zwar war das Dach inzwischen schon einmal mit Carbonfolie bezogen worden, doch jetzt sollte es eine komplette Folierung werden.

„Lang haben wir in der Firma diskutiert, was wir machen könnten. Schließlich fiel die Entscheidung auf Gelb mit Waben im 3-D-Design." Passend zum neuen Outfit gab es auch DLW Manay-Felgen in 20 Zoll. Um die unter die Kotflügel zu bekommen, baute das Camtec-Team auf Camber Arms um. Ein Schritt, der nicht bei allen gut ankam! „In der RS Community hab ich dafür viel Schelte einstecken müssen! Frevel – so könne man einen RS nicht umbauen ... Egal! Ich bin nun mal nicht wie andere! Und das gilt auch für mein Auto", erklärt Sébastien selbstbewusst. Doch es gab auch viel positives Feedback. Auf der Tuning-Messe in Saarbrücken wurden der RS-Pilot und sein fahrbarer Untersatz von Sven Schulz zur TV Sendung „Test my Ride" eingeladen. „Das hat mich damals mega gefreut! Viele haben sich damals über die Show lustig gemacht. Aber irgendwie hat sie trotzdem jeder geschaut!" Ford Focus RS gegen VW Scirocco – was für ein Spektakel! Um bei der Show keinen schlechten Eindruck zu hinterlassen, ging es dem RS noch einmal richtig an die Eingeweide! ICE steuerte einen Pe-Ex-Klappenauspuff bei. Ein paar Abstimmungen im Motormanagement sorgten für etwas mehr Leistung, und der Umbau auf eine vordere Bremsanlage vom Audi RS6 samt Scheiben im Wave-Design setzte dem Ganzen noch das i-Tüpfelchen auf.

Fernsehstar

Durch die Sendung erlangte der inzwischen auf den Namen „Beelow" getaufte RS einiges an Bekanntheit. Und Adel verpflichtet. Der Druck, etwas Neues zu machen, stieg. Für die neue Folierung baute das Camtec-Team nun auch sämtliche Fenster aus. Somit konnten auch die Einstiege und letzten Winkel mit Folie bezogen werden. Die DLW-Felgen gingen in den Verkauf. Rotiforms sollten ihren Platz einnehmen. Die Tuning World Bodensee stand ins Haus, doch von den bestellten Felgen war weit und breit noch nichts zu sehen. Kurz entschlossen wurde noch einmal ein Satz DLW geordert. Shit happens! Als die Rotiforms endlich am Auto waren, änderte sich auch die Folie noch einmal. Dieses Mal gab es Weiß. Mittlerweile waren auch wieder einige Veränderungen am Motor vorgenommen worden. Ein RS500 spendierte den kompletten Ansaugtrakt. Dazu gab es noch einen großen Ladeluftkühler und neue Einspritzdüsen. „Ich wollte unbedingt die 400 PS knacken", grinst Sébastien. Das war auch der Zeitpunkt, als der Wiechers Clubsport-Bügel in den Innenraum einzog und die Kotflügel gezogen wurden, um tief fahren zu können. Diese Gelegenheit nutzte das Team natürlich auch gleich noch für eine weitere neue Folierung. Stillstand ist ja bekanntlich der Tod! „Die Farben hatte ich mir schon überlegt. Aber für das Design fehlte mir noch die richtige Idee. Ich liebe Cartoons, und als ich gemütlich auf der Couch lag und Space Jam schaute, machte es klick. LOONEY TUNES – in Plum Explosion Purple und Gold!", erinnert sich Sébastien. Die Zeit bis zur nächsten Tuning-Messe wurde schon wieder knapp, und der Innenraum sollte auch noch ein Update bekommen. Auf den letzten Drücker klappte zum Glück alles. Die Seitenverkleidungen und der Heckausbau sind jetzt mit feinstem Alcantara und Leder bezogen. Gleiches gilt für das Lenkrad, das zuvor verkleinert und im unteren Bereich noch abgeflacht wurde. „Die jetzige Ausbaustufe gefällt mir immer noch mega gut", resümiert der Auto-Fan. „Sie macht den Traumwagen für mich zu einem Ultra-Traumwagen!" Aber so richtig fertig ist man ja nie. Das weiß auch Sébastien und spricht schon von einem neuen Himmel, gemachtem Armaturenbrett und einer größeren Bremse für die Hinterachse …

DATEN & FAKTEN 

Sébastien Musciagna >>> Ford Focus RS (Baujahr 2010)

MOTOR 400 PS, 2,5-Liter-Turbo-Fünfzylinder, Ansaugtrakt vom Ford Focus RS500, großer Ladeluftkühler, 550er-Einspritzdüsen, Sachs-Sport-Kupplung
AUSPUFF 3-Zoll-Pe-Ex-Klappenauspuffanlage ab Turbo mit 200-Zellen-Kat von ICP
FAHRWERK KW-Gewindefahrwerk Variante 3 mit Hydraulic Lift System (HLS2) für die Vorderachse als Spezialanfertigung, Camber Arms
RÄDER Dreiteilige Rotiform SPF in 9 x 20 ET27 vorne und 9 x 20 ET35 hinten, jeweils mit Pirelli P Zero Nero-Reifen in 235/30 ZR20
BREMSEN Vorne Audi-RS6-Bremsanlage mit Wave-Bremsscheiben, hinten originale Focus-RS-Scheibenbremse
EXTERIEUR Kotflügel um ca. 4,5 cm verbreitert, Kennzeichenmulde vorne gecleant, Keyless-Knopf am Kofferraum gecleant, Heckwischer entfernt, Beleuchtungen abgedunkelt, aufwendige Folierung mit Ausbau aller Scheiben in Plum Explosion Purple
INTERIEUR Seitenverkleidung und Heckablage mit Leder und Alcantara bezogen, originales Lenkrad verkleinert, im unteren Bereich abgeflacht und mit gelochtem Leder und Alcantara bezogen, Wiechers Clubsport-Bügel in Purple und Mint lackiert
CAR-HIFI Rockford Fosgate DSR-1-Steuergerät, zwei JL-Audio-DR1000/1-Verstärker, zwei JL-Audio-RD400/4-Verstärker, vier JL-Audio-10W1v3-Supwoofer im Kofferraum, Kombination aus C7 und C3-System von JL Audio im Innenraum
DANKE AN Alle, die dabei waren! Meine Familie, die immer hinter mir stand, Camtec Design für alle Arbeiten am RS, Reifen Center Mainz-Kastel für die schnelle Hilfe, KW für die Verwirklichung des Fahrwerks, Wheelscompany für die mega Zusammenarbeit bei den Rotiforms, Adrian von XXX Performance für die Pulverarbeiten, meinen Jungs Andy, Dennis, Joe, Marcus, Phil, Benni, Daniel (Lack) und alle, die ich vergessen habe!