Opel Ascona B von Michael (2019)

"Ich wollte kein Showcar, sondern echten Fahrspaß"

27.06.2019 09:47 Uhr

Text: Bernd Frank | Bilder: Alexander Karstens


Auch wenn der B-Ascona von Michael Heemann am European Tuning Showdown teilgenommen hat, handelt es sich nicht um ein reines Showcar, sondern eher um eine Fahrmaschine de luxe.

Michael Heemann hatte schon von klein auf Benzin im Blut. Sein erstes Auto – ebenfalls ein Opel Ascona B – hatte er bereits mit 16 Jahren. Die viel zu schlechte Basis schweißte er sich zurecht, damit er mit 18 standesgemäß unterwegs sein konnte. Er ist nicht auf eine Marke festgelegt, aber tief im Herzen bleibt er doch Opelaner. Zur Basis seines Asconas auf diesen Seiten kam er eher zufällig. Ein Freund hatte den Wagen wegen der Technik gekauft, stellte dabei fest, dass die Karosserie erstaunlich rostfrei war und bot ihm den Rest an. Unter dem Motto „Haben ist besser als brauchen" barg Michael die leere Karosserie und stellte sie erst einmal weg. Das war Anfang der 1990er-Jahre.

Die Aufbauphase dauerte zwei Jahre

Mehr als 20 Jahre später saß er mit Freunden in einer lustigen Runde zusammen, und der Plan entstand, den Wagen anders aufzubauen als ursprünglich geplant. Der Start für eine rund zwei Jahre andauernde Aufbauphase. Und auch der Start für eine schwierige Teilesuche. Denn Michael verwendete fast ausschließlich Neuteile und legte Wert auf Dinge, die ihm wichtig waren, aber nicht mehr an jeder Ecke zu finden sind. Die Recarositze beispielsweise mussten für ihn Originale aus der richtigen Epoche sein, die bronzene Colorverglasung mit Blaukeil war schon in den 1980er-Jahren ultraselten.
Auch wenn die Karosserie rostfrei war, kam das Schweißgerät intensiv zum Einsatz. In den Motorraum sollte ein Dreiliter-24V-Motor aus einem Senator B wandern. Der Sechszylinder passt auch ohne großartige Karosseriearbeiten in den Motorraum. Aber Michael dachte weiter …

600 PS in Planung

Er wollte kein reines Showcar, er wollte echten Fahrspaß. Hätte er den Motor stumpf eingesetzt, wäre ihm der Wagen zu frontlastig geworden. Also wurden die Spritzwand und auch der Getriebetunnel etwa 20 Zentimeter nach hinten verlagert. Der Motor ist generalüberholt und sowohl optisch als auch technisch verfeinert, leistet derzeit rund 240 PS gegenüber den originalen 204 PS. Das ist aber nicht das Ende der Fahnenstange. Letztendlich strebt Michael circa 600 PS an mithilfe weiterer Motormodifikationen und mit einem großen Lader. Fertig ist so ein Auto nie. So ein Bericht kann eigentlich immer nur einen Zwischenstand dokumentieren. Acht-Zoll-Felgen auf der Vorderachse sind relativ üblich in Opel-Tuning-Kreisen. Zehn Zoll hat kaum einer realisiert. Klar, dass das nicht einmal ansatzweise unter die Serienradläufe passt. Also wurden die Radläufe verbreitert – natürlich in Blech. Dass an beiden Achsen hinter den BBS-Felgen Porsche-Vierkolbensättel an gelochten Bremsscheiben verzögern, ist eine Investition für künftige Tuning-Stufen.

Michael liebt Details 

Streckenweise arbeiteten bis zu fünf Freunde gleichzeitig am Wagen, und so entstand dabei auch während des Schaffens die eine oder andere Idee, etwa bei der Sicherheitszelle. Die war einigen anfangs noch nicht umfangreich genug, und so wanderten in über zwei Wochen Arbeit über 50 Meter Rohr in den Innenraum. Dafür verzichtete Michael komplett auf eine Musikanlage. Der Sound kommt aus sechs Töpfen, einem angefertigten Fächerkrümmer, der über eine Supersprint-Gruppe-A-Anlage ausatmet.

Ein wenig Luxus durfte aber dann doch sein. So sind die historischen Recaros, aber auch die Türverkleidungen und das Armaturenbrett mit Echtleder bezogen, abgesetzt mit orangenfarbenen Nähten, passend zur Sicherheitszelle und zu den anderen Details am Wagen. Auf Details legt Michael sehr viel Wert. Er kann sich mit Kleinigkeiten tagelang beschäftigen, die ihm einfach wichtig sind, egal, ob sie jemand anderes erkennt oder nicht. Er baut Autos für sich und hat da eben seinen persönlichen Anspruch, wie welches Teil auszusehen hat.

Veredelung fürs Grobe

Letztendlich floss viel mehr Geld in den Wagen als ursprünglich geplant. Alleine die Lackierung in San Marino Blau Metallic (BMW), die bis in die letzten Ecken perfekt ist, verschlang rund 10.000 Euro. So mancher Betrachter stutzt darüber, warum dann der Unterboden und die Radhäuser mit Unterbodenschutz lackiert sind und nicht in Hochglanz. Dabei ist die Erklärung dafür relativ einfach: Dieser Ascona ist kein reines Showcar. Michael wollte einen Wagen aufbauen, der für ihn perfekt ist. Und ein Auto ist für ihn nur dann perfekt, wenn man ihn auch artgerecht bewegen kann, ohne gleich zu befürchten, dass der Lack am Unterboden dabei leiden könnte.

DATEN & FAKTEN

Michael Heemann >>> Opel Ascona B (1981)

MOTOR: 3 Liter 24 V C30SE aus Senator B, überarbeiteter und geplanter Zylinderkopf, mit vielen Neuteilen aufgebaut, ca. 240 PS. Diverse Teile geglättet, lackiert oder poliert.
FAHRWERK: Mantzel-Federn – 90 mm, Bilstein-Sportdämpfer, Stabilisator 20 mm VA, 10 mm HA, Domstrebe VA in Käfig integriert, HA modifiziert Wiechers, PU-Buchsen, verstärkte Achsschenkel
RÄDER: BBS RK 005, 10J17 ET 28, Stern Peppergrey pulverbeschichtet, Außenbetten poliert, VA 20 mm, HA 30-mm-Distanzscheiben, 245/35 R17 Toyo Semislicks
KAROSSERIE: Radläufe in Blech verbreitert, Spritzwand und Getriebetunnel ca. 20 cm nach hinten verlegt, Lufteinlässe in Motorhaube, viele Löcher gecleant, diverse Rundungen am Fahrzeug harmonischer umgearbeitet, Einarmwischer, Front- und Heckspoiler angepasst, Stoßstangen gecleant, schwarze Scheinwerfer, Grillspoiler, rote Heckleuchten, Bronzeverglasung mit Blaukeil
INTERIEUR: selbst geschweißte Sicherheitszelle, Recaros, Armaturenbrett und Verkleidungen in Echtleder (Sattlerei Gessler, Norden), 35 cm Momo Racing, Tachoumbau auf Sechszylinder DZM, Tacho bis 250 km/h, Zusatzinstrumente, kein Hi-Fi
BREMSEN: rundum Vier-Kolben-Bremssättel Porsche 911, VA 318 mm, HA 299-mm-Bremsscheiben gelocht
AUSPUFF: angefertigter Fächerkrümmer, Supersprint Gruppe A
GETRIEBE: 265er-Getrag, gekürzte und gewuchtete Kardanwelle, angefertigtes Einmassenschwungrad ca. 6–7 kg, Sachs-Motorsport-Kupplung
DANKE AN: Mitch, Alwin, Andi und alle anderen, die tatkräftig mitgeholfen oder bei vielen Whiskeyabenden zu neuen Ideen inspiriert haben
KONTAKT: www.heemann-performance.de