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Bilstein und der Motorsport

Auf der Suche nach dem perfekten Setup

13.02.2018 11:00 Uhr

Text: Peter Hintze | Fotos: Bilstein, Peter Hintze


Bilstein und der Motorsport gehören seit Jahrzehnten zusammen. Großartige Namen, großartige Erfolge. Und im Rücken: eine starke Mannschaft für die Forschung, Entwicklung und den Support. Was das Unternehmen so erfolgreich macht, haben wir uns in Ennepetal angeschaut. 

„Wer gewinnen will, sollte Bilstein fahren! Das legt schon die Statistik nahe." Bozena Gouw, Marketing Content Manager bei Bilstein, gibt sich selbstbewusst bei meinem Besuch in der Firmenzentrale im nordrhein-westfälischen Ennepetal. Wir wissen: Bilstein und der Motorsport gehören seit Jahrzehnten zusammen. Großartige Namen, großartige Erfolge. Und im Rücken: eine starke Mannschaft in Forschung und Entwicklung sowie Support. Motorsport ist Leidenschaft. Dieser Gedanke wird von den Bilsteinern gelebt. Sie feiern die Erfolge, etwa die Siege bei den 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring in den Jahren 2012, 2013, 2014 und 2016, auch wenn es 2017 nicht aufs Treppchen gereicht hat.

Große Namen sind mit Bilstein verbunden, weiß Motorsportleiter Martin Flick. Erinnert sei an Walter Schock und Beifahrer Rolf Moll. Sie triumphierten 1960 mit ihrem Mercedes-Benz 220SE „Heckflosse" bei der Rallye Monte Carlo. Mit an Bord: Gasdruckstoßdämpfer von Bilstein. Fahrzeuge mit dem blau-gelben Logo gewannen in den Folgejahren unter anderem in der Formel 1, in der DTM, beim Daytona 500 in der NASCAR oder bei zahlreichen Rallyes. Piloten wie Jochen Mass, Keke Rosberg, Jacky Ickx, Hans-Joachim „Strietzel" Stuck, Niki Lauda, Alain Prost, Mika Häkkinen, Bernd Schneider und allen voran Rallye-Legende Walter Röhrl, der bis heute Markenbotschafter des Unternehmens ist, fuhren mit Bilstein zum Sieg.

„Das patentierte Einrohrsystem ist Teil unseres Erfolgs", sagt Martin Flick. „Mindestens 50 Prozent liegen im Know-how." Neben profundem Wissen über Dämpfer sind natürlich der Support und Service vor Ort wichtig, wenn Fahrer, Fahrzeug und Fahrwerk bei Rennen gefordert sind, Höchstleistungen zu erbringen. Bilstein ist in vielen Rennserien vertreten. Das Engagement erstreckt sich vom GT-Sport über die TCR und Le-Mans-Prototypen bis hin in die Formel 3. Nicht zu vergessen die Offroader sowie Circle- und Dirt-Road-Renner. Wohl auch deshalb hat die Motorsportabteilung von Bilstein allein in Deutschland elf Mitarbeiter. Sieben weitere sind in den USA tätig, drei in England. Rund um den Globus ist das Unternehmen zudem mit Service-Centern vertreten.

Daniel Pitsch hat seinen Traumjob gefunden. Der junge Mann ist Entwicklungsingenieur in der Motorsportabteilung von Bilstein. Den firmeneigenen Motorsport-Truck, Bilstein-Headquarter bei großen Rennen, kennt der Experte aus dem Effeff. Denn: Sein zweites Zuhause ist die Rennstrecke. Ein Leben für den Motorsport bedeutet für Daniel Pitsch viel unterwegs zu sein. Dazu gehören Besuche bei den rennsportbegeisterten Kunden, wo Bilsteiner wie er meist den ersten Kontakt zum Auto bekommen. Mit Besitzern und Fahrern werden dabei die geplanten Maßnahmen am Fahrzeug besprochen, später Dämpferwege ausgemessen und Daten wie Radlasten und Übersetzungsfaktoren erhoben. Nach Vorliegen aller Daten können Spezialteile geordert und erste Prototypen gefertigt werden.

Dämpfer für den Motorsport sind Handarbeit

In einem Zwei-Wege-Dämpfer steckt eine Stunde Montagearbeit. Die Herstellung komplizierter Ventilsysteme, weiß Daniel Pitsch, kann bis zu einen Tag in Anspruch nehmen. Beim ersten Fahrtest auf der Rennstrecke kommt die Stunde der Wahrheit. „In 80 Prozent der Fälle ist der Kunde bereits zufrieden", erklärt Daniel Pitsch. „Die restlichen 20 Prozent werden auf einem Sieben-Stempel-Prüfstand herausgeholt. Hier arbeiten wir mit Kooperationspartnern wie dem Team Rosberg Engineering und Toyota in Köln zusammen." Nach Auswertung der Messdaten, weiteren Fahrtests sowie Aussagen der Fahrer stehen die Feinjustierungen an.

Auf die richtige Einstellung kommt es an, sagt Daniel Pitsch mit Blick auf den Vierwegedämpfer eines Aston Martin. Dieser hat am Kopf zwei Verstellräder. Rot ist die Zugstufe, auch Rebound genannt. Am blauen Rädchen lässt sich die Druckstufe Low Speed – also eine langsamere Dämpferbewegung – einstellen. Unten befindet sich die Druckstufe High Speed, die für eine schnellere Dämpferbewegung verantwortlich zeichnet wie sie auf den Nordschleifen-Abschnitten Pflanzgarten und Hatzenbach gebraucht wird. Das schwarze Rad (Druckstufe – Blow-off) dient derweil dazu, hohe Curbs abzufangen. Bei der Jagd nach Bestzeiten, etwa beim 24h-Rennen auf dem Nürburgring, muss alles stimmen. Das Wetter lässt sich wenig beeinflussen, die Wahl von Reifen und Setup der Dämpfer dagegen schon ...

ÜBER BILSTEIN
Im Jahr 1954 begann Bilstein mit der Entwicklung des Gasdruckstoßdämpfers nach dem De-Carbon-Prinzip. Drei Jahre später wurde ein Gasdruckstoßdämpfer erstmalig in einem Serienfahrzeug von Mercedes-Benz eingesetzt. Bis heute gilt die Erfindung als wesentlicher Beitrag zur aktiven Fahrsicherheit. Das Patent der Gasdrucktechnik hat sich inzwischen bei allen Arten von Stoßdämpfern in Ein- und Zwei-Rohrbauweise durchgesetzt. In den 1990er-Jahren sorgte Bilstein mit seinem Luftfedermodul für die S-Klasse W220 für Schlagzeilen. Das Unternehmen gehört heute mit mehr als 10 Millionen Stoßdämpfern jährlich in Erstausrüstung, Serienersatz, Tuning und Motorsport zu den größten Zulieferern und Aftermarket-Akteuren weltweit.