Audi TT RS von Werk 2
High Performance, ultratief und schmutzig!
02.01.2018 12:00 Uhr
Text & Fotos: Ansgar Wilkendorf
Dass Reinhards Vater Anfang der 1980er-Jahre, als der Ur-Quattro in den Rallyesport Einzug hielt, Motorsportchef bei Audi war, hat bei seinem Sohn deutliche Spuren hinterlassen …
„Daher kommen wohl mein Audi-Spleen und meine Affinität zu den Fünfzylindermotoren", lacht der 29-jährige Chef der Werk 2 Automotive GmbH. Vermutlich sei er deshalb auch Kfz-Technikermeister geworden und nicht, wie anfangs geplant, Banker. Sein erstes Tuning-Projekt, einen Golf 1, startete Reinhard übrigens bereits mit 16. „Mit 18 war ich dann natürlich der King", erzählt er von seinem gelben, höllisch lauten Breitbau, der immer noch in seinem Besitz ist und in seiner Firma einen Ehrenplatz hat. „Werk 2" ist ein Begriff in der Tuning-Szene: 2015 sorgten Reinhard und sein Team mit dem weltweit ersten getunten E-Golf nicht nur am Wörthersee für mächtig Aufsehen. Im Jahr darauf debütierte ein Tiguan der zweiten Generation mit Werk-2-Luftfahrwerk am See. Diesmal wollte Reinhard ein Luftfahrwerk für ein Auto präsentieren, das richtig Dampf hat und den hohen Anforderungen an die Fahrwerks-Performance gerecht wird. Letztendlich kam als Fahrzeug für den Surberger nur ein Audi RS4, RS5 oder TT RS infrage. Die Entscheidung fiel schließlich auf Letzteren, weil der TT nicht nur mit seiner Leistung, sondern auch mit seinem geringen Gewicht punktete.
Allerdings erwies es sich als gar nicht so einfach, an einen neuen TT RS zu kommen. „Meiner war der Einzige, der im Umkreis von 100 Kilometern zu haben war. Er wurde als Vorführwagen an das Autohaus Osenstätter in Traunstein ausgeliefert", erzählt Reinhard, der dort einst seine Ausbildung gemacht hatte. Exkollegin Daniela Wolfenstetter, Verkäuferin im Autohaus, wickelte den Deal ab und kümmerte sich darum, dass Reinhard in den drei Monaten, in denen das Auto als Vorführwagen genutzt wurde, Zugriff darauf hatte. So war das Coupé im Winter etwa vier Wochen zur Fahrwerksentwicklung im Werk 2, bevor Reinhard den TT am 10. März endgültig übernahm. Dabei hatte der Senior auf einer gemeinsamen Probefahrt noch versucht, seinem Sohn den Kauf auszureden. „Als ich dann aber am Ende der Tour einen Launch-Control-Start gezündet habe, war mein 74 Jahre alter Vater plötzlich Feuer und Flamme: ‚Vergiss, was ich gesagt habe. Kauf das Auto, das ist einfach nur geil!'"
Der ursprünglich nardograue Vorführwagen war bis auf die Oled-Rückleuchten, das Carbonpaket und die Keramikbremse mit allem ausgestattet, was geht. Fehlte also nur noch ein adäquates Luftfahrwerk, für Reinhard „das A und O". Und das lag mittlerweile zum Einbau in Nachtschichten nach dem Feierabend bereit. Mit den verbreiterten Kotflügeln von Mücke Carbon schaffte der Tuner erst einmal Platz zum Eintauchen der OZ-10-mal-20-Zöller mit 255/35er-Advan-Bereifung. Mit 17 Zentimetern hat das Fahrwerk heute extrem viel Hub. „Wir haben megaflache Domlager konstruiert und den Luftanschluss aus Sicherheitsgründen auf der Vorderachse oben im Dom platziert." Anstelle der Originaldämpfer kombinierte das Werk-2-Team KW-DDC-Dämpfer mit speziellen Rollbälgen. Durch das WLAN-Modul sei man vollkommen variabel und der Fahrer könne mithilfe der App von KW jederzeit das Fahrwerk an seine Bedürfnisse oder den Zustand der Straße anpassen. „Damit fahren wir sehr gut", schwärmt Reinhard, „da gibt's aktuell nichts Vergleichbares auf der Straße." Nach der TÜV-Abnahme und dem Erstellen eines Teilegutachtens wird Werk 2 das Luftfahrwerk natürlich auch seinen Kunden anbieten.
Reinhards Freund Dominik Schmidt hatte sich Anfang dieses Jahres einen Heckflügel vom TT Cup der neuen, dritten Generation zugelegt, den er auf seinen TT RS der zweiten Generation montieren wollte, was sich jedoch als unmöglich erwies. Weil zu dem Leitwerk die Heckklappe gehört, war es unproblematisch, das Teil mal zur Probe auf Reinhards Coupé zu setzen. Und da ist es bis heute geblieben und verleiht dem Coupé einen imposanten Racing-Look. Apropos, den Anstoß zum extrem außergewöhnlichen Design des Audi TT RS gab ein Porsche auf dem Stand der Edelsattlerei Neidfaktor auf der letztjährigen Motorshow in Essen. Dessen „Used Look" ging Reinhard aber längst nicht weit genug: „Wenn ich so etwas mache, muss mein Wagen aussehen, wie frisch von der Nordschleife nach dem 24-Stunden-Rennen". Und zwar jeden Tag und nach jeder Autowäsche. Für die Werbeagentur Murner & Wagner, die Reinhard mit der Entwicklung des Designs beauftragte, war es das erste Projekt dieser Art. Auch für die Firma Werbeanlagen Retzer, die damit betraut wurde, 36 Quadratmeter Folie zu bedrucken, matt zu versiegeln und dann über das Coupé zu ziehen, war es die erste Autofolierung. „Ich hab' beide entjungfert ", lacht Reinhard, „und bin sehr zufrieden!"
Audi TT RS (8S) von Werk 2
Motor | 2,5 l TFSI, 5-Zylinder, Serie: 400 PS; Revo-Softwareoptimierung, Revo-Luftfilter, Leistung: 500+ PS |
Auspuff | Edel01-Downpipe, RS-Quattro-Anlage |
Fahrwerk | Die zweite Luft"-Fahrwerk, Werk-2-Luftbälge, KW-DDC-Dämpfer mit WLAN-Steuerung, 2 Audi-S-Q7-Lufttanks |
Rad/Reifen | OZ Ultraleggera in 10 x 20" ET35 in glänzendem Schwarz mit Yokohama-Advan-Sport-V105-Bereifung in 255/35 |
Karosserie | Mücke-Carbon-Kotflügel, Audi-TT-Cup-Heckspoiler (inkl. Heckklappe), Individualfolierung durch die Firma Werbeanlagen Retzer, Design von Murner & Wagner |
Danke an | Daniel Schulta, Daniela Wolfenstetter, Thomas König, Susn Rode und Waldemar Weber (beide Werk 2), Heiko Baus, Nicole und Alfons Retzer, Sebastian Tremmel (Tripremo), Sebastian Trattler, Jahn Rhein (EAH-Cusoms), Lars Mücke (Mücke Carbon), Toni Kraus (TKE), Dominik Schmidt, Markus Wagner (Murner & Wagner), Revo Technik und an meinen Vater Reinhard Rode sen. |