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"KeeP RusTy" im Porträt (2018)

"Wir feiern gerne und ausgiebig"

01.07.2018 11:00 Uhr

Text und Fotos: Ansgar Wilkendorf

Irgendwo am Rande von Eisenhüttenstadt bin ich mit „KeeP RusTy" verabredet. Schräger Name – ich bin echt gespannt, was dahintersteckt. Aber zunächst einmal muss ich die Leute überhaupt finden. Ich habe zwar eine Adresse, nur hat keines der Gebäude links und rechts der angegebenen Straße eine Hausnummer. Also rufe ich noch mal an, gebe meine aktuelle Position durch und warte auf Support …

Kurze Zeit später verdunkelt ein schwarzer Touareg den Rückspiegel meines Golfs. An Bord des Boliden hält Steven Irmer, mein Kontakt zur Schraubergemeinschaft aus dem östlichen Oder-Spree-Kreis, das Lenkrad in der Hand. Ich folge ihm auf das Gelände einer ehemaligen Fleischerei, wie ich später erfahre, auf dem die Rustys eine Reihe von Hallen belegen. Hier erwartet uns eine Gruppe Jungs und Mädels mit ihren mehr oder weniger, hauptsächlich aber gar nicht rostigen Autos. Bei dem Namen hatte ich eigentlich deutlich mehr Korrosion erwartet.

Name und Ursprung

Steven, den die Freunde nur beim Nachnamen nennen, und Laurens, die beiden Gründer von „KeeP RusTy", klären mich über den Ursprung der Squad und des Namens auf, an dem unsere VW SPEED übrigens nicht unwesentlich beteiligt war. Begonnen hat das alles vor exakt zehn Jahren an einer Tankstelle, wo die beiden sich zufällig trafen und über das gemeinsame Hobby VW-Schrauben ins Gespräch kamen. Rat-Cars waren damals hochaktuell, und Laurens hatte den Plan, selbst eine coole Ratte zu bauen. „Mir ging's dabei nicht um das Kaputtmachen, sondern darum, den Kult zu leben", erinnert er sich. Mit Steven hatte er einen Gleichgesinnten gefunden, und gemeinsam stellten die beiden in der Halle eines Kumpels ihre erste 3er-Golf-Ratte auf die Räder.
Damit fuhren sie 2009 unangemeldet zur XS CarNight in der Dresdener Zeitenströmung und fanden sich dort unverhofft in der VIP-Area wieder. Hier wurden die zwei von einem unserer SPEEDiteure interviewt und nach dem Namen ihres Clubs befragt. „Wir hatten ja bloß Bock zum Schrauben, aber keinen Namen", grinst Laurens. Und weil auf der Haube der Golf-Ratte „KeeP RusTy" stand und den beiden auf die Schnelle nichts Besseres einfiel, war der Name gefunden. „Dann sind nach und nach die ganzen Leute bei uns eingetrudelt", erzählt Irmer: zuerst Hübi (Audi A4 und Seat Ibiza), dann Tobias (Passat Variant), Kiesel (Passat Limo), Türki (Golf 2 Westmorelandfront), Rocky (Golf 1 Patina) und Susi, dann Marc (Audi 100), Skater (Golf 2 BS) und Louise, Ceci und last but not least Stevens Freundin Lizi (Käfer). Lisa, Laurens' bessere Hälfte, gehört natürlich auch dazu. Jüngstes Mitglied von „KeeP RusTy" ist Lenny. Der Spross von Susi und Rocky hat drei Wochen nach unserem Fototermin das Licht der Welt erblickt.

Jeder hilft jedem 

Bis auf Tobias, der eigentlich ständig auf Montage sei, seine Frau Carina und Sohn Oskar sowie Erik (Bora), nicht zu vergessen Steffi, Janet und Daria, die Freundinnen von Hübi, Kiesel und Marc haben es alle geschafft, zum Fototermin mit der SPEEDition zu erscheinen. Ein Radlader steht bereit, aus dessen Schaufel ich das Gruppenbild mit Autos schießen soll. Zuerst müssen aber die Fahrzeuge gestellt werden. Stevens weißer Golf liegt so tief am Boden, dass der Wagen garantiert ein Luftfahrwerk hat. Hat er aber nicht, sondern H&R Rebound Static, sodass imposanter Funkenflug das Umsetzen des 2ers begleitet. Das sind die Augenblicke, in denen Christian Türk, von den RusTys liebevoll TÜV-Türki genannt, die Krise kriegt. Der Mann kennt sich aus damit, was geht und was nicht geht, und achtet deshalb besonders auf die ordnungsgemäßen Umbauten der Freunde. Ansonsten kommt das Auto auf den Trailer. „Na und?!", findet Irmer. „Bevor wir mit unseren Vorstellungen zurückstecken, fahren wir eben nicht auf eigener Achse", fügt Laurens hinzu. „Jeder baut so, wie er Lust hat. Und jeder hilft jedem, schließlich kann ja nicht jeder alles wissen."

Eine Freundschaftstruppe, die eine Leidenschaft teilt

Neben den einzelnen Projekten der RusTys gibt es noch das Gemeinschaftsprojekt, an dem alle gemeinschaftlich arbeiten. „Das macht Spaß und stärkt den Zusammenhalt", erklärt Laurens. Der „Harlekin" ist mittlerweile der dritte Umbau des Ur-Dreiers, aus dem die Rustys entstanden sind. „Komplett-Umbau vom Motor- bis zum Kofferraum mit Luftfahrwerk, 2er-Interieur und allem, was man eigentlich nicht braucht, was aber cool aussieht", erklärt Laurens. „Hat sehr wenig Sinn, aber es ist halt das Bauen, das Spaß macht." Die Endergebnisse bleiben der Nachwelt als Modelle im Maßstab 1:43 erhalten. Seit dem ersten Projekt fertigt Markus Scholz aus der Nähe von Rostock die Nachbildungen an. Aktuell ist übrigens schon wieder ein völlig neues Gemeinschaftsprojekt in Arbeit. Ich hab schon mal einen Blick darauf geworfen, darf aber noch nichts verraten. Lasst euch überraschen.

Und noch eins: KeeP RusTy ist kein Club. „Wir sind 'ne Freundschaftstruppe, die eine Leidenschaft teilt und der man einen Namen gegeben hat", lautet Irmers Erklärungsversuch. „Uns macht aus, dass wir viel miteinander unternehmen. Fast jeden Tag sind einige von uns hier auf dem Gelände. Wir feiern gerne und ausgiebig. Und wir fahren oft zu Treffen. Auf große wie kleine. Auf kleine lieber als auf große." „Wir lieben eher die älteren Autos und fühlen uns auf den kleinen Treffen in Polen sehr wohl. Da wird noch viel gebaut, Motor, Karosserie etc.", sagt Laurens. „In Deutschland sieht man fast nur noch Folie-Felgen-Fahrwerk-Tuning. Wir sprechen aus Erfahrung. Wahrscheinlich gibt es kein Treffen zwischen Polen und den Niederlanden, auf dem wir noch nicht waren." In diesem Sinne: KeeP RusTy!