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Audi RS4 (B5) von Uwe Hafner

Goodwood meets Cognac

19.12.2017 14:30 Uhr

Text: Ben Planz | Fotos: Peter Herforth

Als Uwe Hafner sich dazu entschloss, unter die RS4-Fahrer zu gehen, tat er dies nicht ohne Plan. Der Imageträger aus Neckarsulm sollte einiges an Updates erfahren ...

Die Geschichte des Audi RS4 beginnt eigentlich mit dem Audi RS2. Der Sportkombi auf Basis des Audi 80 Avant war bei seiner Markteinführung in den 1990ern der leistungsstärkste und schnellste Serien-Audi aller Zeiten. Knapp 100.000 Deutsche Mark mussten Audi-Liebhaber dafür berappen, um eines der nicht einmal 3.000 produzierten Exemplare zu ergattern. Neben der limitierten Auflage sorgte auch die Zusammenarbeit mit Porsche dafür, dass der RS2 bei den potenziellen Audi-Fahrern mit dem passenden Geldbeutel Begehrlichkeiten weckte.

Runde 2

Nachdem im Jahr 1995 die letzten RS2 vom Band gelaufen waren, wurde es erst mal ruhig um das Thema Sportkombis von Audi. Bis im Herbst 1999 schließlich ein Nachfolger präsentiert wurde. Da der Audi A4 B5 mittlerweile den Audi 80 B4 beerbt hatte, wurde der neue Kombi RS4 getauft. Er war ab Ende des Jahres ausschließlich in Europa zu haben. Und auch nur, wenn man knapp 130.000 Deutsche Mark für die Anschaffung übrig hatte. Porsche hatte mit der Neuauflage des sportlichen Monsterkombis nichts zu tun, vielmehr kümmerte sich die quattro GmbH um die Produktion. Der permanente Allradantrieb, dem die Audi-Tochter ihren Namen verdankt, war wie schon zuvor beim RS2 Pflichtprogramm beim Über-Audi.

Dampf made by Cosworth

Damit der RS4 genügend Dampf unter der Haube hatte, um die Erwartungen erfüllen zu können, wurde das 2,7-Liter-V6-Triebwerk aus dem Audi S4 unter anderem mit größeren Turboladern und Ladeluftkühlern versehen. Außerdem wurde der Zylinderkopf überarbeitet und die Motorsteuerung optimiert. Eine neue Abgasanlage durfte da natürlich auch nicht fehlen. Die Modifikationen am Triebwerk wurden übrigens im Hause Cosworth durchgeführt. Der englische Motorenhersteller, den man hauptsächlich mit Ford und der Formel 1 in Verbindung bringt, gehörte damals zur Volkswagen-Gruppe.

Mythos RS4

Aufgrund der hohen Nachfrage sah man bei Audi von dem Plan ab, erneut nur rund 3.000 Exemplare herzustellen, und verdoppelte die Auflage. Der RS4 hatte also auch damals schon einen Ruf wie Donnerhall. Ein Donnerhall, der bis zum heutigen Tage nicht zu verklingen scheint. Eigentlich kein Wunder. Sieht man einmal über die vergleichsweise hohen Anschaffungskosten hinweg, bleiben monströse Eigenschaften und ein dennoch absolut alltagstaugliches Straßenfahrzeug übrig, mit dem man sowohl sportlich unterwegs sein als auch massenhaft Einkäufe transportieren kann. Das Beste aus beiden Welten sozusagen.

Inspirierendes Ingolstadt

Uwe Hafner wurde bei einem Besuch des Audi-RS-Treffens im wunderschönen Ingolstadt zur Anschaffung eines RS4 inspiriert. Selten und edel sollte es sein, das neue Gefährt in seinem Fuhrpark. Schließlich machte ein B5 das Rennen, der im Jahr 2000 das Licht des Audi-Werks erblickt hatte. In gutem Zustand und in dem damals nur limitiert zur Verwendung gekommenen Goodwood-Grün lackiert, eignete sich der RS4 bestens für das, was Uwe vorhatte. „Die perfekte Basis für ein Farbspiel zwischen Grün und Cognac", gibt er zu Protokoll. Der Wagen sollte sowohl optisch als auch technisch auf den aktuellen Stand gebracht werden.

Reset

Das Interieur wurde komplett zerpflückt und überarbeitet. Bei dieser Gelegenheit hielten neue Sitze Einzug in den RS4, ebenfalls aus dem Hause Audi, allerdings ursprünglich in einem R8 montiert. Das neue Lenkrad wurde derweil einem Audi TT S entliehen. Der Aufwand, der für das Interieurupdate betrieben wurde, hat sich vollkommen gelohnt. Nahezu alles, was nicht in cognacfarbenem Feinnappaleder, Alcantara oder Softlack daherkommt, wurde in Carbon laminiert.

Von der Bestie zum Monster

Das 2,7-Liter-Triebwerk kam mit 380 PS und 440 Newtonmetern wahrlich nicht schwach vom Cosworth-Band. Dennoch entschied sich Uwe auch in Sachen Motor für einige Modifikationen und beauftragte die Ladedruckklinik damit, aus dem Biturbo-V6 ein echtes Monster zu machen. Ergebnis der vorgenommenen Tuning-Maßnahmen: bestialische 537 PS und 710 Newtonmeter! Um all die Pferde ordnungsgemäß zum Stehen zu bringen, wurde gleich noch ein Bremsenupdate vorgenommen. Ein Audi R8 GT musste sich schließlich zugunsten von Uwes RS4-Projekt von seinen Keramikbremsen trennen.

Die Qual der (Rad-)Wahl

Doch welcher Radsatz sollte zukünftig den Blick auf die monströse Bremsanlage erschweren? Uwes Wahl fiel auf BBS-E88-Rennsporträder, die von Spezialist Thomas Müller individuell umgeschüsselt wurden. In neun mal 20 Zoll vertragen sich die modifizierten Klassiker blendend mit dem RS4. Der Einpresstiefe von 28 Millimetern wurde an der Hinterachse übrigens mit 15-Millimeter-Spurplatten zu Leibe gerückt.

Mission erfüllt

Uwes Plan ist aufgegangen. Das Cognacinterieur kontrastiert perfekt mit der Karosserie im raren Goodwood-Grün. Und trotz der umfassenden Modifikationen kann bei diesem Projekt keiner behaupten, dass ein zukünftiger Klassiker verschandelt worden wäre. An der Karosserie hat sich schließlich keiner zu schaffen gemacht. Die einzige Ausnahme stellen hier die verkleinerte Kennzeichenmulde und die umgelegten Radlaufkanten dar. Details also, mit denen auch Hardliner leben können. Alles ist stimmig und passt zum Sportkombi aus Neckarsulm. Uwe Hafner ist wirklich zu beneiden. Und das bereits zum sage und schreibe 14. Mal. Wir sind gespannt, was uns bei Tuning-Projekt Nummer 15 erwartet ...

TECHNISCHE DATEN

Audi RS4 (B5), Baujahr 2000, von Uwe Hafner

Motor 2,7-l-Biturbo-V6 mit 537 PS und 710 Nm; Bosch-044-Benzinpumpe, 550-ccm-Düsen, m110-Softwareupdate von Mike G., 530er-TTE-Turbolader, Pipercross-Luftfilter, polierte und in Carbon laminierte Abdeckungen
Auspuff 76-mm-Downpipes von Wagner, Rennkats, 89-mm-Edelstahlabgasanlage von Stüber Motorsport
Bremsen Keramikbremsanlage vom Audi R8 GT mit 370-mm- und 356-mm-Scheiben
Fahrwerk KW-Clubsport-Fahrwerk von gepfeffert.com
Rad/Reifen mehrteilige BBS-E88-Rennsporträder von Thomas Müller in 9 x 20" (ET28) mit 15er-Spurplatten an der Hinterachse; Sterne in Gold, Betten hochglanzpoliert; Hankook S1 Evo in 235/30 R20
Karosserie Kennzeichenmulde auf 41 cm verkleinert, Radlaufkanten der Kotflügel vorne umgelegt; etliche Teile in glänzendem Schwarz lackiert
Interieur komplett in cognacfarbenem Alcantara und Valcona-Leder; Audi-R8-Recaros, Audi-TT-S-Lenkrad, Audi-RS4 (B7)-Pedale, viele Teile in Carbon
Danke an Martin für den Zusammenbau, Rico für die Sattlerarbeiten, Manu für die Lackierarbeiten, Heiko für das Folieren und Klaus fürs Managen des Projekts