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Audi S3-Umbau von Sebastian Kuszynski

Wie ein roter Faden

09.01.2018 10:00 Uhr

Text: Ben Planz | Fotos: Jordi Miranda


Sebastian Kuszynski beweist mit seinem S3-Umbauprojekt vor allem eines: guten Geschmack! Sein individuelles Designkonzept wurde konsequent durchgezogen. Dieser Umstand beschert der Szene ein stilsicheres Showcar erster Güte.

Ein Event in Belgien an einem wunderschönen Sonntag vor ein paar Jahren. Ich bin gerade damit beschäftigt, irgendein geiles Gefährt abzulichten, da spricht mich Sebastian Kuszynski an, heute bekannt als „Basti Low". Er würde mir gerne mal seinen Audi zeigen. Logo, wieso nicht? Der S3 war damals noch vergleichsweise unspektakulär unterwegs. Als wir auf den Wagen zusteuerten, war ich schon im Begriff, ein Urteil zu fällen. „Coole OZ-Räder, ein wenig tiefer. Ist ganz cool", dachte ich mir. Beim Blick in den Innenraum des Audi staunte ich dann jedoch nicht schlecht. Dicke rote Nähte, die Waben bildeten. Feinnappa, Alcantara, Carbon ... Basti meinte es offenbar ernst.

Das Interieur war bereits auf einem deutlich höheren Level als der Rest des Wagens. Der Berufskraftfahrer versicherte mir, dass er noch einiges vorhabe. Das hatte ich jedoch schon von tausend Leuten gehört, die dann doch irgendwie nichts mehr zustande brachten. Also dachte ich „Abwarten!" und unsere Wege trennten sich. Als ich Basti das nächste Mal (ohne Auto im Schlepptau) traf, erzählte er mir, dass er weiter Gas gebe. Neue Räder, Luftfahrwerk, der S3 werde richtig umgekrempelt. „Gut, da geht vielleicht doch was", meinte mein Hirn dazu. Bei unserer nächsten Begegnung konnte ich das Ergebnis bestaunen und war geplättet. Basti hatte dem Audi seinen ganz persönlichen Stempel aufgedrückt. Ab einem gewissen Tuning-Level verlieren sich viele im „Viel hilft viel"-Modus und überfrachten ihre Fahrzeuge mit unnötigen Gimmicks. Herr Kuszynski blieb seinem Konzept treu. Es zieht sich (in seinem Fall wortwörtlich) wie ein roter Faden durch das gesamte Projekt. Solch geschmackvolle Umbauten sind rar. Ich kann den Wagen gar nicht genug feiern. Doch jetzt ist Zeit für die Story zum S3 ...

Basti will Spaß, Basti gibt Gas

Die Geschichte von Basti Low und seinem Audi S3 beginnt im Jahr 2012. „Ich habe das Auto damals zu Spaßzwecken angeschafft", erzählt der Mann aus Mönchengladbach. Deshalb wurde die Motorleistung auch direkt von 265 auf 365 PS gepusht. Genügend Leistung, um Spaß zu haben. Basti gab ordentlich Gas. Es dauerte jedoch nicht lange, bis er seinen Führerschein vorübergehend los war. Als sich der Lappen wieder in seinem Besitz befand, juckte der Gasfuß erneut. Das führte dazu, dass er in seinem ersten Jahr als S3-Besitzer den Führerschein gleich zweimal abgeben musste. Ist euch am Anfang des Artikels eigentlich aufgefallen, was Basti beruflich macht? Genau: Er verdient seine Brötchen als Lkw-Fahrer. Der Mann ist also auf seine Fahrerlaubnis angewiesen. Zeit zum Umdenken. Basti mutierte vom Raser zum Showcar-Aspiranten.

Basti Low goes Show

Bei meiner ersten Begegnung mit dem Audi war ich ja verwundert über den krassen Innenraum. Normalerweise gehört das Interieur-Tuning bei den meisten Autobesitzern nicht zu den ersten Maßnahmen. Bei Basti war das anders. Seine Sitze sahen etwas mitgenommen aus. Deshalb sollte der steinige Weg zum Showcar mit Modifikationen in der Fahrgastzelle beginnen. Der Mönchengladbacher hatte gewisse Vorstellungen, was den geeigneten Sattler für sein Unterfangen betraf. „Ich war lange auf der Suche nach jemandem, der meine Wünsche versteht und mit dem ich ein geiles Konzept entwerfen konnte", erzählt er. In Gestalt von Matthias von INC Lederdesign wurde er schließlich fündig und es konnte losgehen.

Karmesinrot

Alles begann mit den Sitzen. Basti wollte unbedingt dicke Nähte in Karmesinrot. Dazu Audi-Feinnappa und Alcantara. Das stilbildende Design breitete sich nach und nach auf alle Elemente des Interieurs aus. Die Carbon Company aus Berlin sorgte zusätzlich für Akzente in Karbon. Irgendwann kam schließlich der Punkt, an dem die roten Waben zum Alleinstellungsmerkmal des S3 werden sollten. Motorraum, Heckausbau ... Basti durchlebte viele schlaflose Nächte, in denen er sein Konzept in Gedanken weitersponn. Das verursachte zwar Augenringe, sorgte aber auch für das stimmige Konzept des Audi.

Bayerisches Bodywork

Auch in Sachen Exterieur sollte sich etwas tun. Basti wollte seinen S3 um die Front des Modelljahres 2013 bereichern. Zusammen mit einem Kumpel machte er sich ans Werk. „Die Spaltmaße wollten mir nicht gefallen", gibt der Lkw-Fahrer zu Protokoll. Da der Wagen sowieso mit Neulack versehen werden sollte, machte sich Basti kurzerhand auf die Suche nach einer Karosseriewerkstatt, die sich dieses Problem und so einiger anderer Modifikationen annehmen sollte. Die Wahl des Mönchengladbachers fiel auf KTS in Nürnberg – aus Bastis Sicht nicht gerade um die Ecke, aber dennoch die richtige Entscheidung. Schließlich fahren bei den Karosseriekünstlern aus Bayern prinzipiell nur geile Autos aus der Halle. Von der Tatsache beflügelt, in den besten Händen zu sein, strich der Perfektionist seine S3-Frontambitionen. KTS verlieh dem Audi direkt ein RS3-Gesicht. Es wurde so einiges gecleant und die Heckklappe auf US-Maße umgebaut.

RS3 lautet das Ziel

Inspiriert durch den Umbau der Front, formulierte Basti das Ziel seines Umbaus ein wenig um. Aus dem „S3 im OEM-Style mit Fokus auf krassem Interieur" wurde ein „individueller RS3". „Dieses Ziel habe ich für meine Zwecke bis auf den Motor erreicht", freut er sich heute. Früher oder später will der Berufskraftfahrer den Schritt wagen und sein Projekt mit dem Einpflanzen des Fünfzylinderaggregats komplettieren. Und selbst wenn die zusätzlichen Pferde nie Einzug in den Audi halten: Basti hat alles richtig gemacht. Neben dem durchdachten, unaufdringlichen Designkonzept beweist er auch in Sachen Felgen und Fahrwerk absolute Stilsicherheit. Satte Tiefe durch Luft und individualisierte BBS Le Mans setzen dem Projekt die Krone auf. Alles passt zueinander. Bevor ich nun wieder in schriftlichen Jubel ausbreche, zitiere ich zum Abschluss noch einmal unseren Protagonisten aus Mönchengladbach: „Sicherlich werden hier und da noch kleinere Veränderungen kommen. Fertig wird man schließlich nie."

TECHNISCHE DATEN 

Audi S3-Umbau von Sebastian Kuszynski ("Basti Low")

MOTOR 2,0 l TFSI mit 365 PS; HF-Series-Double-Dean-Ladeluftkühler, große Benzinpumpe, angepasste Zündkerzen, HFI Carbon Air Intake und Carbonansaugrohr, Softwareanpassung von FTS Fahrzeugtechnik, Abdeckungen passend zum Interieur in Leder, Alcantara und Karbon veredelt
GETRIEBE Sachs-Performance-Sportkupplung (bis 550 Nm)
AUSPUFF Bull-X-3"-Abgasanlage ab Turbo mit Echtkarbonendrohren
FAHRWERK G-Ride-Luftfahrwerk mit gekürzten H&R-Dämpfern
RAD/REIFEN BBS Le Mans 154 in 8,5 x 19" (ET47); Modifikationen durch AG Felgenveredelung: Stern glasperlgestrahlt, gebürstet und lasiert, rote 3-D-Embleme, Außenbetten poliert, Innenbetten schwarz glanzbeschichtet; Rundum auf Achilles-Pneus in den Dimensionen 225/35 R19.
BREMSEN 365-mm-Wave-Scheiben vom RS6 mit 8-Kolben-Sätteln vom R8 vorne, 356-mm-Wave-Scheiben vom RS6 mit 4-Kolben- und Handbremssätteln vom R8
INTERIEUR komplette Fahrgastzelle in Feinnappa, Alcantara und Carbon, Audi-R8-Schalensitze mit Rückschale in Echtcarbon, R8-Lenkrad um 10 mm aufgepolstert und mit Leder, Alcantara und Carbon veredelt; Cockpit vom Facelift-Modell, Luftdüsen und Schaltknauf von TTRS, RS4-Startknopf, rote Gurte
CAR-HIFI Audi RNSE 8p 00 35193 umgerüstet, Eton-Monoverstärker SDA 750.1, digitale Eton-Endstufe SDA 150.4, Eton-Front- und Hecksystem, 2 x Rockford-Fosgate-p3-sd4-8-Subwoofer, Hi-Fi-Anlage, Lufttank und Endstufen im im Interieurdesign umgebauten Kofferraum untergebracht
KAROSSERIE Umbau vom Audi S3 (8P) Baujahr 2007 auf Original-Audi-RS3-Facelift, RS3-Kühlergrill, US-Scheinwerfer, Karbonkotflügel (2,5 cm breiter), gecleante Dachantenne, Heckklappe um 12 cm verkleinert, LED-Kennzeichenbeleuchtung, Facelift-Rückleuchten, Dachantenne und Heckwischer entfernt, Lackierung in Deep Black Perleffekt, Scheibenwischerarme aus Echtkarbon, Facelift-Außenspiegel in Carbon
DANKE AN Frau Melanie, Matthias von INC Lederdesign, Andre, Marius, East Side Customs, KTS, AG Felgenveredelung & G-Ride und Sven Schulz für den Support