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Private Car: BMW 3.0 CS (2018)

Ein echter Welthit!

26.10.2018 10:26 Uhr

Text: Nick K. Hofmeister | Fotos: Viktor Benyi


Letztes Jahr auf der SEMA – auf der Brücke zwischen der „Central Hall" und der „South Hall" ist immer das Reich des „Toyo Treadpass", sozusagen ein kleines „Show&Shine"-Treffen mitten im „B2B-Dschungel" des Big Business auf der SEMA Show – parkte dort Izaguiree mit seinem BMW E9 – und zwar was für einen …

Dass der Wagen heute so gut dasteht, ist beinahe ein Wunder. „Der 3.0 CS war im Grunde eine Rostlaube", erinnert sich der 40-jährige Willy aus dem US-Bundesstaat New York. „Du konntest beim Fahren sogar durchs Bodenblech auf die Straße schauen. Schneller als 70 km/h waren einfach nicht drin, weil ich dann glaubte, der Wagen fiele gleich auseinander." Das hielt den Amerikaner aber nicht davon ab, die Rostlaube gut zwei Monate zu fahren, und dabei verliebte sich Willy immer mehr in den BMW. „Ach, da kamen Erinnerungen an meine Kindheit auf. Als ich noch in Guatemala lebte, schlug ich meine Zeit fast jeden Tag in unserer Nachbarschaft in einer BMW-Werkstatt tot." Und in dieser besagten Werkstatt hingen auch Bilder von den legendären „BMW-Batmobilen" (3.0 CSL) und den noch wilderen Gruppe-4- und Gruppe-5-Rennwagen auf Basis des BMW E9. Einige von euch kennen sicherlich die unzähligen Gruppe-B-Rallye-Videos auf YouTube? Wenn nicht, bitte nachholen. Was damals die Gruppe-B-Rallyeboliden waren, waren die Gruppe-5-Rennwagen auf der Rennstrecke. Und genau so ein Gruppe-5-BMW nahm sich Willy bei der Restauration seines 3.0 CS als Vorbild. „Auf der SEMA 2016 traf ich Jon Sibal, der als Automobildesigner arbeitet, und fragte ihn, ob ich einige seiner Batmobil-CSL-Renderings als Inspiration für meinen Umbau nehmen konnte." Nachdem Jon grünes Licht gab, fing der Wahnsinn an, der im Prinzip bis heute anhält – der BMW E9 ist längst noch nicht fertig.

Aller Anfang ist schwer

In Amerika ticken wie in Bayern die Uhren ein wenig anders, und anstatt erst die Karosserie zu retten, ließ Willy einen Motorumbau durchführen. Als Motor kam für den Amerikaner nur der S52B32 (243 PS) aus dem E36 US-M3 infrage, obwohl der ja viel weniger Leistung als die europäischen M3 mit ihren S50B32-Reihensechsyzlindern (321PS) haben. „Für den Motor musste ich mir von manchen Puristen schon etwas anhören", so Willy. „Aber das ist mir eigentlich egal; es ist ja mein Auto." Leider wurde ein wenig beim Motorwechsel gepfuscht, sodass er den BMW zu Redline Restorations in Bridgeport bringen musste, die den Motor wieder ausbauten, um in der Karosserie passende Motorlager und Getriebelager einzubauen. „Na ja, viel zu retten war eigentlich nicht mehr an dem BMW, und so wurde er komplett demontiert und alle an- und durchgerosteten Blechteile ersetzt." Da der E9 ja nicht über eine klassische B-Säule verfügt und es unter Oldtimer-Freunden bekannt ist, dass die E9-Chassis mit zunehmendem Alter in der Mitte zum Durchhängen neigen, wurde die Karosserie verstärkt. Der Motorraum wurde gecleant, die Spritzwand modifiziert und diverse neue Bleche eingeschweißt. „Der BMW ist eigentlich mein erstes europäisches Auto", so Willy. „Vorher war ich meist mit Japanern unterwegs, und denen implantierte ich immer große Turbolader." Das Gleiche blühte nun auch dem S52B32 in Form eines mit OCD Works T51R Schaufelradeinsatz und anderen Laderrädern dem BMW-Motor. Die Basis des Turboladers war ein 62/66-Lader von Precision Turbo. Gleichzeitig kam auch ein neuer Ansaugkrümmer an Bord. Jason Schmuck von „Schmuck Built" baute für Willy einen Ladeluftkühler samt individueller Ladeluftverrohrung. Auch der Wasserkühler im Kofferraum ist eine Sonderanfertigung von Jason auf Basis eines Kühlers von Vibrant Performance. Ebenfalls auf Basis von Vibrant-Teilen ist die Eigenbau-Auspuffanlage aus Titan. Ganz puristisch ohne irgendwelche Schalldämpfer und Katalysatoren endet der Auspuff gleich direkt im Motorraum. Auf der SEMA Show im Herbst 2017 lief der Motor leider noch nicht fehlerfrei. Nach dem Fotoshooting wurde der Reihensechszylinder frisch mit VAC Motorsports Kabeln verkabelt, und RK Tunes hat das Serienmotorsteuergerät mit einer neuen Software bespielt. Aktuell läuft der nachgerüstete und zwangsbeatmete Reihensechszylinder mit 503 PS.

Zurück zum Sport

Während die Technik auf der SEMA Show noch streikte, überzeugte dort natürlich die Optik. So extrem breit ist sonst ein RWB-Porsche oder ein Liberty-Walk-Lamborghini eigentlich gar nicht, wenn man sie mit einem „Gruppe-5-Look"-BMW vergleicht. „Auf der SEMA traute am Anfang selbst Jon Silva seinen Augen nicht", grinst Willy. Bei dem montierten Karosserie-Bausatz handelt es sich um eine Replika der Gruppe-5-Aerodynamik mit Frontschürze, Heckschürze, den bulligen Kotflügelverbreiterungen und dem riesigen Heckflügel. Übrigens, der Flügel wurde damals bei der Straßenversion des BMW 3.0 CSL mitgeliefert, um ihn dann selbst montieren zu können ... „Als wir den Bausatz montieren wollten, stellten wir leider fest, dass von einer Passgenauigkeit keine Rede sein konnte – die Frontschürze passte nicht einmal bündig mit den Kotflügelverbreiterungen zusammen", erzählt Willy. Gemeinsam mit seinen Freunden wurde das Gfk überarbeitet und anschließend an die sehr filigrane E9-Karosserie montiert. Anschließend ging der BMW mit allen Teilen in die Lackierkabine von Lance Medina bei Calson Point Collison. Eigentlich sollte der CS dort in ein „Yas Marina Blau" des aktuellen BMW M4 gehüllt werden, aber bei Lance entdeckte Willy ein angemischtes Blautürkis auf Basis von PPG-Lacken. Die Farbe machte dann das Rennen, und die Lackierung sieht einfach hammermäßig aus!

Kaum war der Lack trocken, kam Carbon ins Spiel. Die diversen Entlüftungskiemen in den Kotflügeln sind alle in Kohlefaser gehalten. Ebenfalls aus dem leichten Kohlefasergeflecht sind der Dachkantenflügel und der Kofferraumflügel. Der E9 musste übrigens zwei seiner vier Scheinwerfer opfern. Die inneren Scheinwerfer dienen nun der Luftansaugung. Die restlichen Scheinwerfer wurden für einen sportlich aggressiven Auftritt schwarz getönt und mit Kohlefaserkappen abgedeckt. Bis Willy überhaupt die dreiteiligen BBS-Magnesium-Motorsportfelgen in die breiten Radhäuser montieren konnte, suchte er eine gefühlte Ewigkeit. Die Felgensterne aus Magnesium mit Zentralverschluss erstand er in Europa, und die Felgenbetten stammen aus verschiedenen Motorsportrestbeständen, die Willy ebenfalls online ersteigerte. An der Vorderachse messen die Räder stolze 10,5 x 17 Zoll, während sie aber an der Antriebsachse einfach nur im „Hulk-Format" sind, oder habt ihr jemals an einem BMW für die Straße 15,5 x 17 Zoll messende Räder gesehen? Hinten messen die Toyo-Gummis übrigens 315/35.

Mama ist die Beste!

In der leer geräumten Fahrgastzelle hat Willy natürlich das Blech ebenfalls auslackiert, und als Armaturenbrett kam eine Sonderanfertigung aus Kohlefaser von Carbon Fiber Element an Bord. Was Puristen davon halten, ist Willy ziemlich egal, er hat seine helle Freude daran. Als Anzeigen finden moderne Instrumente von Speedhut Verwendung. Und irgendwie sieht es doch ziemlich cool aus, wenn ein alter Oldtimer auf modernes Zubehör trifft? Die beiden Schalensitze sind ebenfalls aus leichter Kohlefaser, und Willys Mutter hat die Sitzbezüge genäht. „Als die Nähmaschine den Geist aufgab, hat sie einfach per Hand weiter genäht."
„Leider kam die SEMA Show wie immer schneller, als man glaubt, und mir war es eigentlich gar nicht recht, mit einem nicht ganz abgeschlossenen Projektauto am Start zu sein", verrät Willy. „Momentan sind wir schon wieder dabei, auf ein Sechsgangschaltgetriebe, eine Willwood-Bremsanlage und auf einen Überrollkäfig umzurüsten." Obwohl 2017 der E9 längst nicht fertig war, gewann der BMW den Titel für den besten „Euro Import" auf der SEMA und kam sogar beim Gran Turismo Award in die engere Auswahl – wenn das mal kein Erfolg ist! „Vielleicht komme ich 2018 mit dem BMW wieder zur SEMA oder sogar mit einem neuen Projekt, schließlich ist mein E9 ja im Grunde gar kein Show-Auto ..."

DATEN & FAKTEN

Willy Izaguiree >> BMW 3.0 CS E9 (1973)

MOTOR 2.986 Reihensechszylindermotor (M30B30), 186 PS; Motorumbau auf 3.152 ccm Reihensechszylinder (S52B32/US) mit 243 PS; Turboumbau mit Preciscison 62/66 Turbo mit überarbeiteten OCD-Works-T51R-Schaufelrädern; ARP-Stehbolzen, ARP-Einspritzdüsen; VAC-Motorsports-Ladeluftkühler, Wasserkühler, Ölkühler; RK Tunes Chiptuning; 503 PS Leistung
GETRIEBE Fünfgang-Schaltgetriebe
FAHRWERK CAtune-Gewindefahrwerk mit Domlager (Sonderanfertigung)
RAD/REIFEN dreiteilige BBS-Magnesium-Motorsportfelgen mit Zentralverschluss (Sonderanfertigung) in 9,5 x 17 Zoll und 15,5 x 17 Zoll mit Toyo Proxes R888R in 225/40 und 315/35
KAROSSERIE komplett restaurierte und verstärkte Karosserie; Gruppe 5 BMW CSL Motorsport-Karosseriereplikabausatz (Frontschürze, Kotflügelverbreiterungen, Heckflügel, Kohlefaser-Dachflügel, Windleitlippen); Kohlefaser-Scheinwerfergehäuse; Sonderlackierung
INTERIEUR Kohlefaser-Schalensitze mit klassischem M-Bezug (selbst genäht); Nardi-Sportlenkrad aus Holz; Nostalcic-Grain-Schaltknauf; Eigenbau-Kohlefaserarmaturenbrett; Speedhunt-Instrumente
BREMSEN Serienbremsanlage
AUSPUFF Titan-Abgaskrümmer
DANKE AN Ehefrau und die beiden Kinder; Mutter; PJ Pitcher von Turbologic; Jason Schmuck von Schmuck Built; Tony Spitaleri von Carbon Fiber Element; Billy Hoang von Need Powder Coating; Tony Salloum von VAC Motorsports; Lance Medina von Calson Point Collision; Sten Chan von Toyo Tires; Jon Sibal; House of Logos; Red Line Restorations; George Kiriakopoulus von Modified Performance; Alex Kersten von Car Throttle; BMW, Austin Barnett von Billet Workz; Speed Hut, Tred Wear, OCD Works