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BMW E36 328i Coupé (1995)

Dreier geht immer!

28.02.2018 10:09 Uhr

Text: Patrick Zwerger | Fotos: Peter Herforth


BMW E36 gibt's bekanntlich wie Sand am Meer. Da ist es gar nicht so leicht, aus der Masse herauszustechen. Andreas hat damit kein Problem: Sein Coupé zieht an jedem Ort die Blicke auf sich. Und das liegt nicht allein am Porsche-Heckflügel.

Andreas Schober lebt BMW. Seit frühester Jugend schon, wie es sich für einen echten Bayern eben geziemt. Bei BMW ging Andreas in die Lehre und lernte Kfz-Mechatroniker. Seit er den Führerschein besitzt, passierten unzählige „Bimmer" seine Hände: E30, E30 Cabrio, E21, E34, E36 – schier endlos scheint die Liste. „BMW war halt schon immer meine Marke", lacht der 27-Jährige. Einzig zwei kleine Schönheitsfehler trüben die Bilanz: „Mein erstes Auto war ein Opel Astra, aber den habe ich nach drei Monaten direkt zerschossen. Und als ‚Dailyʻ fahre ich einen VW T5, weil es aus München da nichts Adäquates gibt." Zu dem hellroten E36 Coupé, das ihr auf diesen Seiten in ganzer Pracht bewundern könnt, kam Andreas allerdings eher zufällig.

Gerade erst hatte er einen E30 V8 aufgebaut und verkauft, etwas Neues stand erst einmal nicht in den Startlöchern. Das änderte sich, als er eines Morgens im Juni 2013 beim Frühstück beiläufig auf mobile.de herumsurfte – und mit einem Mal bei diesem schönen roten 328i hängenblieb: „Der war so weit original, hatte nur BBS RC und ein Gewinde, und optisch wie technisch tadellos. Aber mir hat vor allem die Farbe sofort zugesagt." Klarer Fall, ein solches Schmuckstück hatte es verdient, dass sich jemand wie er darum kümmerte. Deshalb fackelte Andreas gar nicht lange, stieg in den Zug gen Norden, um acht Stunden später in Bremen Nägel mit Köpfen zu machen. „Nach Hause bin ich dann natürlich gleich mit dem Coupé gefahren", schmunzelt er.

Bayerischer Rennwagen

Zurück im heimischen Oberbayern, musste Andreas erst einmal nachdenken. Ein wirkliches Konzept für einen Umbau hatte er noch nicht. Alles, was er wusste, war: Bei der Menge an E36, die in der BMW-Szene durch die Gegend flitzten, musste er es schon ordentlich krachen lassen, um sich abzuheben. Bange war es ihm deshalb aber nicht. Im Gegenteil: Eine solche Herausforderung kam ihm gerade recht! Dennoch ließ er es die ersten beiden Jahre ruhig angehen. Implantierte ein neues Gewindefahrwerk, verbaute ein Sperrdifferenzial, bezog den Dachhimmel schwarz. Und genoss ansonsten die „Freude am Fahren" mit seinem roten 328i. Alles änderte sich, als Anfang 2015 ein Überrollbügel Einzug in den Fond erhielt. Denn jetzt passten plötzlich die klassischen M-Sitze nicht mehr recht ins Bild. 

Halbschalen traten die Nachfolge an. Und endlich war klar, wohin es mit dem Bimmer gehen sollte: Race Style hieß die Devise! Zuvor aber bekam die Karosserie ihr Fett weg. Schon lange war Andreas die klassische Keilform des E36 ein Dorn im Auge. Deswegen schnitt der Metallbau-Profi kurzerhand die vorderen Radläufe aus – und zwar großzügig, um dadurch Front und Heck ebenentechnisch anzugleichen. Zwei Zentimeter gewann der BMW-Bug so an Höhe – und an Breite. Ersetzt wurde das Originalblech durch Radläufe vom BMW E46. Notiz am Rande: Um später unten herum genug Spielraum zu haben, ohne sich am ersten Kieselstein die Ölwanne aufzuschlitzen, musste analog zur Karossenkosmetik auch der R6-Motor des Coupés ein Stockwerk höher ziehen.

Doch zurück zum Race Style: Dem half der Schrauber mit einem wuchtigen Heckdiffusor und einem ebenso exzentrischen Frontschwert nach. Praktischerweise fertigt Andreas mit seiner kleinen Firma AS Downshift Customs exakt diese Bauteile höchstselbst. Derart präpariert, rollte der BMW Ende 2016 erstmals auf die Essen Motor Show. „Und im letzten Winter, Anfang 2017, ist es dann total eskaliert", lacht Andreas. Denn jetzt ging es in die Vollen: Tiefer, breiter, krasser lautete das Ziel. Der Weg dorthin begann mit einem Airride von K-Sport – natürlich mit gekürzten Bälgen, damit die Lücke zwischen Asphalt und Unterboden gegen null tendierte. Als Nächstes entkernte Andreas den Innenraum und rüstete auf Vollzelle um. Heißt konkret: Der Bügel mutierte zum Komplettkäfig, die Halbschalen machten für ein Paar Recaro Pole Position Platz. Dazu kamen Vierpunktgurte, ein Short Shifter und ein OMP-Lenkrad – Rennatmosphäre pur! Die wollte Andreas jetzt auch nach außen noch stärker transportieren. 

Nur wie? Zusammen mit Kumpel Markus Bleimbrunner von MB Polish schmiedete er einen Plan: „Der Markus hatte einen Porsche-Heckflügel bei sich liegen, und da haben wir ein wenig herumexperimentiert. Ich fand das Thema reizvoll, weil es in Deutschland überhaupt nicht verbreitet ist, im Gegensatz zu beispielsweise den USA. Natürlich vor allem wegen der TÜV-Problematik." Die rechtlichen Bedenken stellten Andreas und Markus aber erst mal hinten an – jetzt war der Tüftlerehrgeiz geweckt! Das Ergebnis?

Andreas erklärt: „Wir haben den Flügel vom GT3 RS genommen und mit einer Eigenbaukonstruktion am Kofferraumdeckel montiert." Das geht steil – im wahrsten Sinne! Kaum weniger cool geht es übrigens in den ausgebauten Radhäusern zu. Dort haben sich dreiteilige AC Schnitzer-Felgen eingemietet. Moment – Schnitzer? Sehen die Dinger nicht aus wie die berühmten Styling-20-Räder aus den Achtzigern? Stimmt. Andreas klärt auf: „Die BMW Styling 20 sind stark, aber die gibt's nicht als Tiefbett. Deshalb habe ich die Turbinensterne der BMW-Felge auf die Schnitzer-Räder draufmontiert. Genau genommen sind das jetzt also vierteilige Felgen ..."

Im Tuning-Olymp

Mit diesen und weiteren Finessen in petto war der Race Style-E36 endgültig reif für die Champions League. Die Einladung zum European Tuning Showdown im Mai ließ deshalb nicht lange auf sich warten. Zwar musste Andreas schon in Runde zwei gegen den späteren Finalisten Lauritz Tatas und dessen Corvette C2 die Segel streichen. „Aber die Erfahrung war es wert, das waren richtig tolle Tage mit tollen Autos und genauso tollen Leuten." Und wer weiß, vielleicht steht ja 2018 bereits eine Revanche an? Ideen, den BMW noch besser zu machen, hat Andreas zumindest genug im Kopf – die „never ending story" um den E36 soll noch um einige Kapitel reicher werden. Wollen wir mal schauen, was der Winter so bringt.

DATEN & FAKTEN 

BMW E36 328i Coupé (1995) von Andreas Schober

MOTOR  Sechszylinder-Sauger (M52B28) mit 2,8 l Hubraum und 193 PS (280 Nm Drehmoment); Motor 2 cm höhergelegt, um die Ölwanne zu schützen, Kraftstofffilter vom Unterboden in den Motorraum verlegt; Bastuck-Endschalldämpfer
KAROSSERIE Radläufe hinten gezogen, vorn ausgeschnitten und mit Blech verbreitert, Kotflügel vom E46 eingeschweißt (2 cm breiter gebaut pro Seite, 2 cm höher angesetzt für eine geringere „Keilform"); Originallack Hellrot 314 aufbereitet, diverse Bereiche neu lackiert (mit Keramikbeschichtung), Heckflügel vom Porsche GT3 RS mit Eigenbaufüßen; Frontscheinwerfer schwarz, Kühlergrill (Nieren) schwarz lackiert; Eigenbau-Frontschürze aus ABS-Kunststoff und Eigenbau-Heckdiffusor aus Aluminium
FAHRWERK Luftfahrwerk von K-Sport mit 36-fach härteverstellbaren Dämpfern und kürzeren Bälgen (Sonderanfertigung); Wiechers-Domstrebe an der Hinterachse
RAD/REIFEN dreiteilige AC-Schnitzer-Felgen in 9 x 17 Zoll ET 7 vorn und 11 x 17 Zoll ET 4 hinten, aufmontierte BMW Styling-20-Turbinensterne (Unikat); vorn Falken-Reifen in 205/40/R17, hinten Hankook-Reifen in 245/35/R17; vorne 7 Grad Negativsturz, hinten 8 Grad
BREMSEN Serie; Bremssättel zerlegt und sandgestrahlt, anschließend rot pulverbeschichtet; neue Dichtungen
INTERIEUR schwarzer Dachhimmel, Bezüge in schwarzem Rennsportstoff; Recaro-Pole-Position-Schalensitze mit Vierpunktgurten von Sandtler; Rückbank entfernt, Wiechers-Überrollbügel (in Eigenregie weitergebaut über die komplette Zelle); OMP-Motorsportlenkrad (Schüsselung 90 mm), Motorsport-Short Shifter, E39-Ambientebeleuchtung
CAR-HIFI Komplettsystem von Ground Zero Audio
DANKE AN  Markus Bleimbrunner von MB Polish (Hilfe beim Käfigbau, Pulverbeschichten diverser Teile), Kevin Herb von Herb Interior (Sattlerarbeiten an Mittelkonsole und Armlehne), die Firma Richter Lackierung für die sehr guten Lackarbeiten, die Firma Fahrworks für das Luftfahrwerk von K-Sport, die Glanzzone für die Lackversiegelung und Keramikbeschichtung

LESERHINWEIS: Wer einen großen Fahrzeug-Umbau plant, der sollte sich vorab mit einem Sachverständigen beraten, ob das geplante Tuning genehmigungsfähig und mit welchen Begutachtungskosten zu rechnen ist. Werden Tuningmaßnahmen kombiniert, so ist auf jeden Fall eine Begutachtung gemäß §21 der StVZO durch einen amtlich anerkannten Sachverständigen erforderlich. Bei umfangreichen Umbauten empfehlen wir, die Kfz-Versicherung zu informieren, damit auch der Versicherungsschutz erhalten bleibt.