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VW Buggy mit 160 PS

Ein echter Brandstifter

08.01.2018 09:27 Uhr

Text: Bernd Frank | Fotos: Jan Bürgermeister

Udo Geiger war schon immer ein großer Fan von ausgefallenen Autos. Gerne hätte er sich in den 1980er-Jahren einen Supersportwagen zugelegt, wäre da nicht das liebe Geld gewesen.

Aber der Wunsch war groß, als er ein Prospekt von Kit-Cars in die Finger bekam. Ein exotisches Auto selber bauen? Kann das funktionieren? Immerhin waren die 3.895 Mark für den Bausatz kein Pappenstiel, zudem brauchte er noch einen Käfer für das Fahrgestell und die Technik. Aber irgendwie würde das schon gehen, war er sich sicher. 

Shift Light und Öldruckwarnleuchte dominieren hinter dem abnehmbaren Lenkrad

Als Udo seinen Vater fragte, ob er für sein Vorhaben die heimische Garage haben könne, zweifelte dieser an Udos Verstand und verweigerte ihm jegliche Unterstützung. Also musste die Idee heimlich durchgezogen werden. Zu groß war der Wunsch nach einem Fahrzeug, das niemand sonst hatte. Also wurde ein Karosseriekit im Autoscooter-Glitter-Look bestellt und nach einem passenden Käfer als Basis gesucht. Gerade einmal 300 Mark bezahlte Udo für einen 65er-Krabbler mit stark durchgerosteter Karosserie – aber die brauchte er ja eh nicht. Das Häuschen des Käfers war schnell abgehoben, die Bodenplatte wurde gestrahlt, spritzverzinkt und mehrfach mit Bleimennige gestrichen. Aber Udo traute sich nicht alle Arbeiten selbst zu, denn wenn man von Dingen wie den Bremsen keine Ahnung hat, sollte man besser die Finger davonlassen. Der Aufbau zog sich über zwei Jahre in die Länge, wobei das Projekt mehrfach die Werkstatt wechselte. Da reifte langsam die Erkenntnis, dass es wohl besser wäre, die restlichen Arbeiten einer Werkstatt zu überlassen.

Buges sind eigentlich für den Strand gemacht – Udos macht dank ausgeklügelten Fahrwerks auch auf der Straße Spaß!

Die erste beauftragte Firma erwies sich als Griff ins Klo. Nachdem Udo den Buggy dort abgegeben hatte und anschließend wochenlang keiner ans Telefon ging, suchte er die Werkstatt auf, fand dort allerdings nur ein Umzugsschild. An der neuen Adresse traf er auf eine leere Werkstatt, in der sein Buggy stand, an dem aber noch nichts geschehen war. Der Vermieter der Halle wollte den Wagen wegen der ausstehenden Mietschulden einbehalten und zunächst nicht herausgeben. Es war gar nicht so einfach, ihn da loszueisen.

Irgendwie schaffte Udo es letztendlich aber doch, den Wagen fertigzustellen, und bekam 1990 mit einem Augenzwinkern TÜV und Zulassung – nach sechs Jahren Bauzeit. Der Fahrspaß konnte beginnen! Ein erhabenes Gefühl, mit einem selbst gebauten Auto die Straßen unsicher zu machen.

Jens Böhmig und Richarzzz Speedshop (links) hat für Udo und seine langjährige Freundin Elke einen Traum wahrgemacht

Udo ist als Hersteller eingetragen

Und sogar der Vater, der am Anfang gegen das Projekt war, sagte stolz: „Mein Sohn hat ein eigenes Auto gebaut. Und das ganz offiziell." Udo ist als Fahrzeughersteller in den Papieren eingetragen. Bei der ersten HU war aber schon wieder Ende mit lustig. Es standen viele Arbeiten an, für die einfach die Zeit fehlte. Da ein Verkauf ein zu großer finanzieller Verlust gewesen wäre, wurde der Buggy erst einmal abgemeldet in die hinterste Ecke der Garage geschoben, um ihn zu gegebener Zeit noch einmal richtig herzurichten.

Ursprünglich hatte der Buggy im blauen Glitter-Look eine rote Innenausstattung. Heute steht "Little Bastard" auf dem Heck geschrieben …

Das „Irgendwann" ließ stramme 24 Jahre auf sich warten. Die Prioritäten hatten sich seit dem ersten Aufbau jedoch verschoben. Nicht Show & Shine, sondern Fahrspaß stand jetzt oben auf der Liste. Mit Jens Böhmig vom Richarzzz Speedshop fand Udo einen kompetenten Partner für den Neuaufbau. Das Fahrgestell wurde erneut gestrahlt, etwas gecleant und neu lackiert. Der Zusammenbau erfolgte weitestgehend unter Verwendung von Neuteilen.

Viel Leistung plus wenig Gewicht plus Heckantrieb ist gleich viel _____? Richtige Antwort: Spaß!

Vorbereitungen für ein Leistungsplus Für die geplante Leistung wurden zahlreiche Optimierungen vorgenommen und Teile verwendet, die auch im Motorsport eingesetzt werden: Scheibenbremsen, Cup-Streben, härtere Stoßdämpfer von Bilstein, um nur einige zu nennen. In 60-stündiger Arbeit schraubte Richarzzz Speedshop ein standfestes Zwei-Liter-Typ-1-Aggregat zusammen und ließ dabei seine Erfahrungen aus dem Motorsport einfließen.

Die Kosten für eine Komplettlackierung wären horrend gewesen, denn um die GFK-Karosserie glatt zu bekommen, wären zahlreiche Arbeitsstunden angefallen. Folieren? Bei den vielen Rundungen ohne Stoßkanten kaum umzusetzen. Durch Zufall stieß Udo auf die Firma Cardip. Eine Lackierung mithilfe von Flüssigfolie – die rettende Idee! Die Wahl fiel auf „Designo Selenitgrau Magno" matt von AMG. Der Farbton erscheint je nach Lichteinfall grau oder silber.

Standfeste 160 PS dank der Motorsport-Erfahrungen von Richarzzz Speedshop

Der Innenraum bekam einen Überzug in schwarzem Leder und Alcantara. Ein abnehmbares Sportlenkrad erleichtert das Einsteigen und ist zudem ein hervorragender Diebstahlschutz. Da der Wagen schon einmal zugelassen war, war die erneute Zulassung kein Problem. Seitdem ist der Buggy eine Spaßmaschine erster Klasse. 160 PS bei 600 Kilogramm Eigengewicht ergeben eine grandiose Soundkulisse.

Bei der nächsten HU wird der Buggy nach dem gründlichen Neuaufbau sicherlich nicht wieder 24 Jahre zur Seite gestellt. Nach allen Rückschlägen sind Udo und sein Buggy inzwischen ein eingespieltes Team, das keine zweite lange Beziehungspause mehr braucht ...

Fast schon zu edel für ein handfesten Beach Buggy: Classic-Sportsitze von König und ein ein komplett in Leder und Alcantara bezogener Innenraum

TECHNISCHE DATEN 

VW Buggy von Udo Geiger 

KAROSSERIE Fahrgestell VW Käfer 1965, Karosserie Siegel Buggy PCS-L, AMG-Sprühfolie „Designo Selenitgrau Magno matt", 3-D-Aufkleber unter der Folie (Mad-Max-Thema), Chromteile geschwärzt
INTERIEUR König Custom Sport Classic, Interieur von Richarzzz Speedshop in Leder/Alcantara neu bezogen, Tacho bis 300 km/h, Autometer-Zusatzinstrumente, abnehmbares Momo-Lenkrad (Modell 07), Black-Mamba-Sport Shifter, Simpson-Beckengurte
MOTOR Typ 1, 1.968 ccm, ca. 160 PS, Weber-Doppelvergaser 48 IDF, CB-Performance-044-CNC-Ultra-Wedge-Ports-Zylinderköpfe, Engle-Nockenwelle FK 87, CB-Performance-Kipphebel 1,4:1, Ventile Supergrip Snakeskin 46 x 37, CB-Performance-Pro-Comp-Super-Lite-Volkstroker-2-Kurbelwelle, CSP-Python-Fächerkrümmer, Simons-Schalldämpfer by Richarzzz Speedshop (Auspuff durchgehend 2,5")
FAHRWERK verschmälerte und verstellbare Creative-Engineering-Vorderachse, Cup-Streben, Sway-a-Way-Stabilisatoren in 19 mm/17 mm, Bilstein-Sportstoßdämpfer, innen belüftete CSP-Scheiben vorne, Kerscher-Scheiben hinten
FELGEN/REIFEN lackierte Mangels-Modular-Felgen, vorne in 7J x 15" mit 205/50 R15 und hinten in 10J x 15" mit 275/60 R15
DANKE AN Freundin Elke für ihre Geduld, alle, die am Wiederaufbau beteiligt waren, und vor allem natürlich Jens Böhmig und sein Team von Richarzzz Speedshop für den perfekten Wiederaufbau