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Golf 3 GTI Edition (1995)

Achtung, Verletzungsgefahr!

21.03.2018 10:21 Uhr

Text: Ben Planz | Fotos: Sebastiaan Mol


Auch wenn Yuri Sanzaro jetzt einen BMW E39 sein Eigen nennt, müssen wir den hier nochmal zeigen – quais eine Art Hommage an vergangene Tage. Denn seinem cleanen GTI hatte der Italiener einen Radsatz verpasst, der niemanden kaltlässt … 

Man muss kein besonders großer Fan von Monumentalfilmen sein, um sich die folgende Szene lebhaft vorstellen zu können: Zwei Streitwagen donnern mit hoher Geschwindigkeit nebeneinander her. Die mit tödlichen Features versehenen Räder kommen sich dabei immer wieder bedrohlich nahe. Es wird viel Staub aufgewirbelt, und alles ist in Aufregung. Man denkt dabei automatisch an die Antike und hat Römer vor Augen, oder? Welche Headline bietet sich für einen Golf aus Italien mit – sagen wir mal – „extrem angriffslustigen" Rädern denn mehr an als die von uns gewählte? Laut Definition ist ein Streitwagen ein von Pferden gezogenes Fahrzeug, das neben seinem Einsatz im Militär auch zu Repräsentations- und Wettkampfzwecken dient. Na, wenn dieser von 116 Gäulen gezogene Dreier mal nicht genau das ist. Der Titel „Streitwagen" erscheint sogar noch passender, wenn man bedenkt, wie polarisierend die Radwahl von Besitzer Yuri Sanzaro auf die Tuning-Szene wirkt ...

Wörthersee-Fame

Egal, wie viel über das legendäre GTI-Treffen diskutiert wird: Man kann jedes Jahr das gleiche Schauspiel beobachten. Der See ruft, und alle gehorchen, wenn mittlerweile auch in stark voneinander abweichenden Zeiträumen. Neben zahllosen Besitzern von motorisierten Träumen und Schaulustigen ist auch immer die massive Präsenz von Medienvertretern garantiert. Von Profis wie uns über Freelancer bis hin zum Hobbyknipser und Handyvideografen: Am Wörthersee wird alles dokumentiert, was nicht bei drei in den See gefallen ist. Kaum ist die „Week before the Week before" gestartet, beginnt das Dauerbombardement mit Fotos und Videos. Tuning-Enthusiasten können sich bei Facebook quasi nicht mehr vor Inhalten aus dem wunderschönen Österreich retten. Dabei kristallisieren sich jedes Jahr aufs Neue bestimmte „Wörthersee-Stars" heraus. Das sind Fahrzeuge, die in keinem Video und keiner Fotogalerie fehlen dürfen und überall gefeiert oder auch heiß diskutiert werden. Meistens handelt es sich dabei um bahnbrechende Trendsetter oder absolute Exoten. Es gibt aber auch jedes Jahr den „Felgen-Star" des Wörthersees. Diesen inoffiziellen Titel hatte letztes Jahr wohl Marco Schrei mit seinem BMW M6 auf „Two Face"-Rädern von mbDESIGN inne (TUNING 1/2016). In diesem Jahr war schon lange vor dem offiziellen Beginn des GTI-Treffens klar: Yuri Sanzaros Räder sind in dieser Kategorie die uneinholbaren Favoriten! Gott sei Dank reagiert Aluminium nicht allergisch auf Blitzlicht. Sonst hätte der 30-Jährige auf seinen Bremsscheiben heim nach Italien rollen müssen ...

Polarisierende Rundlinge

Als ich die ersten Fotos der italienischen Walzen bei Facebook sah, war ich verblüfft. Nicht nur über das radikale Design der Räder, sondern auch über den unfassbaren medialen Buzz, den sie verursachten. Als in den Folgetagen immer neue Fotos erschienen und immer wieder Diskussionen entstanden, war schnell klar: Zu diesem Thema hat einfach jeder eine Meinung. Leute lieben die Räder, Leute hassen die Räder. Aber egal scheinen sie niemandem zu sein. Was meine persönliche Meinung zu den polarisierenden Rundlingen ist? Ich find's geil! Würde ich diesen Radsatz selbst fahren wollen? Nein! Fände ich es cool, wenn nächste Saison jeder solche Räder auf seinem Auto hätte? Nein! Ob der TÜV die Dinger cool findet? Ebenfalls nein! Aber ich bin immer froh, wenn jemand für frischen Wind sorgt. Individualität ist einer der Grundpfeiler der Tuning-Szene. Das sollte man zumindest bei Geschmacksdiskussionen niemals vergessen. Das Thema Sicherheit ist natürlich wieder etwas anderes. Dass ein deutscher TÜV-Prüfer beim Anblick der herausstehenden Felgensterne direkt an zerfetzte Passanten denkt, liegt in der Natur der Sache. Und vom Thema Festigkeit brauchen wir erst gar nicht anfangen. Aber genug der Moralapostelei, darum geht es in diesem Artikel nicht.

Italian Custom

Viele Anhänger der Fraktion, welche die Räder feiern, wollten natürlich direkt wissen, wo man diese beziehen könne, und taten dies in den Kommentarleisten kund. Keiner hatte eine Antwort. Logischerweise, denn bei den Walzen handelt es sich wenig überraschend um Einzelanfertigungen. Die Betten stammen aus dem Hause BBS, während die Sterne in der Kabine einer CNC-Maschine geboren wurden. Der Satz in 7,25 x 18 Zoll ist also ein dreiteiliges Eigenbau-Unikat. Dieser unumstößliche Fakt wird wohl ebenso viele Leute erfreuen wie traurig machen.

Schattendasein

Es ist schade, dass die Felgen das Fahrzeug, auf dem sie moniert wurden, so in den Schatten drängen. Der Golf III von Kfz-Mechaniker Yuri ist für eine Nebenrolle nämlich viel zu schade. Würde man die Custom-Walzen durch weniger polarisierende Feld-Wald-und-Wiesen-Räder ersetzen, hätte man einen satt tiefergelegten, ziemlich clean gehaltenen GTI Edition, den jeder cool finden würde. Das von Mercedes-Benz inspirierte Interieur in rotem Leder und rotem Samt kontrastiert dabei fantastisch mit dem pastellgrauen Lackkleid. Ein richtig geiler Wagen, auch ohne die Alleinstellungsmerkmale aus Aluminium. Yuris zukünftige Pläne sorgen bei uns allerdings schon für Spannung. Der Italiener kann nämlich niemals aufhören. Aktuell besitzt er einen BMW E39 mit ebenfalls krassen Felgen … Schaut mal in der aktuellen TUNING 3/2018 nach!  

DATEN & FAKTEN 

Golf 3 GTI Edition (1995) von Yuri Sanzaro 

MOTOR 2,0 l 8V mit 116 PS
RAD/REIFEN Dreiteilige Eigenbau-Räder in 7,25 x 18 Zoll (ET 35) mit CNC-gefrästen Sternen sowie BBS-Außenbetten in 1,75 Zoll und BBS-Innenbetten in 5,5 Zoll. Pneus in den Dimensionen 165-35R18
FAHRWERK Airride Marke Eigenbau
BREMSEN Maserati-Sättel mit 355er-Scheiben vorne, Porsche-Panamera-Sättel mit 315er-Scheiben hinten
EXTERIEUR Fronstoßfänger komplett gecleant, schwarze Eigenbau-Frontscheinwerfer mit Fiat-Technik und integrierten LED-Blinkern, schwarz-rote Rückleuchten, Cleaningmaßnahmen
INTERIEUR Komplette Innenausstattung in rotem Leder und rotem Samt, Vordersitze von Mecedes-Benz SLK, Lenkrad von Mercedes-Benz C-Klasse, Rücksitzbank-Kopfstützen vom Mercedes-Benz W203, Clarion-Radio
DANKE AN Carrozzeria Marsiglio