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Golf 7 GTI "Lowered Clubsport" (2018)

Verrückter als dieser Wagen ist nur sein Besitzer

08.10.2018 10:28 Uhr

Text: Patrick Zwerger | Fotos: Ansgar Wilkendorf


Selbst Jean Pierre Kraemer feiert dieses Auto: Mit seinem Golf GTI Clubsport sorgt Thomas Ziegler in der Szene mächtig für Furore. Und beweist eindrucksvoll, dass auch bei einem Neuwagen noch Luft zum Tunen ist. Jede Menge Luft sogar ...

Thomas Ziegler ist eine ehrliche Haut. Das macht ihn direkt sympathisch – und nimmt Kritikern den Wind aus den Segeln: „Nein, ich schraube nicht selbst", gibt er freimütig zu. „Dazu fehlt mir das Talent." Dass sein GTI trotzdem zur Crème de la crème der Tuning-Szene zählt und einen Pokal nach dem anderen abräumt, verdankt Thomas seinen Sponsoren. Und einem geschickten Marketing. Gezielt hat der 28-Jährige sein Projekt medial in Stellung gebracht, sich auf Facebook und Instagram eine breite Fangemeinde erarbeitet und im echten Leben bereits mehr als 40.000 Kilometer zu Treffen in ganz Deutschland abgespult. „Ich bin jedes Wochenende auf mindestens einem großen Szenetreff zu finden", erklärt er. „Die Zeit dazwischen verbringe ich damit, mein Auto zu promoten." Mittlerweile gilt Thomas in der Szene als „Influencer" – ein Fulltime-Job, dem er neben seinem Geografiestudium seine volle Energie widmet. „Ich bin kein Schrauber, und ich habe nicht viel Geld", macht der Südharzer klar. „Aber ich liebe Autos, seit ich denken kann – und ich habe schon immer von einem einzigartigen Auto geträumt. Das Sponsoring ist für mich der einzige Weg, diesen Traum tatsächlich zu leben." Klar, dass das auch Hater auf den Plan ruft. Aber die sind in der Minderheit. „Die meisten Leute feiern den Golf – sogar JP findet ihn geil ..."

Von der Idee zum Selbstläufer

Das wundert wenig – Thomas' Siebener ist so ziemlich der krasseste Clubsport-Umbau, der uns bis jetzt unter die Augen gerollt ist. Dabei beginnt die ganze Geschichte eigentlich mit einem eher traurigen Ereignis. Thomas erzählt: „Ich hatte bis 2016 einen ‚normalen' GTI. Der war zum Ende hin auch recht krass umgebaut und stand in Erfurt auf der Tuning-Messe. Aber zwei Wochen später hatte ich damit einen Unfall – Totalschaden. Deshalb brauchte ich was Neues ..." Natürlich stach ihm bei der Suche nach Ersatz sofort der GTI Clubsport ins Auge, der just zu dieser Zeit von VW angekündigt wurde. Das war die perfekte Chance, noch einen draufzusetzen! Also fragte er beim VAG-Dealer seines Vertrauens an, dem Autohaus Worch in Südharz – und hatte Glück: „Die bekamen vorab drei Stück, und ich konnte direkt einen abkaufen. Somit hatte ich in Deutschland einen der ersten GTI Clubsport überhaupt." Diesem verpasste Thomas keine fünf Tage später ein Folienkleid, neue Felgen, Fahrwerk und Auspuff samt Downpipe. Der Startschuss war gefallen. Nun gab es kein Halten mehr: „Die Umbauten wurden immer umfangreicher. Am Anfang war es echt zäh, gute Firmen von dem Projekt zu überzeugen – eine richtige Graswurzelarbeit. Aber irgendwann wurde die Geschichte fast zum Selbstläufer.

Die Liste der Firmen, die am Radikalumbau des Siebeners beteiligt waren, liest sich in der Tat wie das „Who is who" der deutschen Tuning-Szene: APR Deutschland machte dem TSI-Triebwerk mit seiner Stage 2+ Software, Carbonansaugung, Turbo-Inlet und Turbo-Outlet ordentlich Feuer unterm Kessel. Dank dieser Kraftkur samt 3,5-Zoll-Downpipe mit HJS-Metallkat wiehern nun knapp 400 Pferde unter der GTI-Haube. Wobei „wiehern" bei der Soundkulisse fast zu brav klingt – mit tosendem Gebrüll marschieren die Abgase durch einen Remus-Klappenauspuff hinaus ans Tageslicht.

Umgesetzt wurden sämtliche Arbeiten von Schalk Tuning aus Hettstedt, 40 Kilometer nordwestlich von Halle. Die Schalk-Schraubercrew zeichnet auch für die Karosserieumbauten verantwortlich: Mücke-Kotflügel, Seitenschweller von MaxtonDesign, Rieger-Heckschürzeneinsatz, Spoilerschwert und cleane Front. „Die Jungs haben grandiose Arbeit geleistet", freut sich Thomas. Das gilt genauso fürs Fahrwerk, ein Airride mit Variante-2-Stoßdämpfern von KW, kreiert und zur Verfügung gestellt von Null-Bar. Per Accuair-eLevel-Steuerung sinkt der GTI damit derart tief in die Knie, dass selbst Ameisen darunter Platzangst bekommen. Unweigerlich fällt wohl auch deren Blick dabei auf die golden glänzenden Aluräder von Yido Performance. „Das sind Zweiteiler, extra für mich und nach meinen Wünschen gebaut", erklärt Thomas stolz.

Folien-Europameister!

Stolz ist der Masterstudent auch auf das spektakuläre Folienkleid, das den Golf seit Saisonbeginn 2018 ziert – und das ihn im Vorfeld jede Menge Nerven gekostet hat: „Die Looks für 2016 und 2017 habe ich immer selber gezeichnet, mit Feintuning durch eine Designerin. Für 2018 wollte ich was ganz Spezielles entwerfen, aber je mehr ich dran herumkritzelte, desto schlimmer wurde es ..." Drei Wochen später hatte Thomas noch immer nichts Brauchbares zu Papier gebracht. Der Saisonstart rückte immer näher! Verzweiflung machte sich breit. In seiner Not sandte Thomas einen Hilferuf nach Russland – und wurde erhört: „Der russische Topdesigner Fuse hat sich der Sache angenommen, und gemeinsam haben wir dann den jetzigen Folienlook gezaubert." Die Firma WrapCarStyles Folientechnik aus Sangerhausen sorgte in mühevoller Arbeit schließlich dafür, dass das komplexe Dekor auch im realen Leben den Weg an Thomas' Golf fand. Übrigens kein Digitaldruck, sondern ein Plottdesign aus 28 Laufmetern Folie: „Alles, was am Auto weiß ist, ist der weiße Originallack", betont Thomas. „Als Erstes wurden die schwarzen Bereiche im Farbton Avery Black foliert, anschließend kamen Elemente in Diamantrot und Gold obendrauf. Sehr aufwendig!" In der Tat – und nicht überraschend, dass Thomas mit dieser Folierung die „Wrapping World 2018" gewonnen hat, Europas größtes Event in Sachen Folie.

Weiter, immer weiter

Natürlich könnte Thomas sich nun zufrieden zurücklegen und in Ruhe seinen Brutalo-Clubsport genießen. Doch wer daran ernsthaft glaubt, ist schief gewickelt. Denn Stillstand ist der Tod! „Ich muss den Firmen ja dauerhaft was bieten, damit sich die Sache für sie auch lohnt", lacht der VW-Fan. Bereits jetzt sprudeln die Pläne für die kommende Saison nur so aus dem 28-Jährigen heraus: neue Folie, neue Felgen, neue Rückleuchten, Motortechnik, Car-Hi-Fi – der Winter wird heiß!

DATEN & FAKTEN 

Thomas Ziegler >> VW Golf 7 GTI Clubsport (2016)

MOTOR 2,0-Liter-TSI-Vierzylinder (EA888, Motorcode CJXE) mit serienmäßig 265 PS; Motorsoftware Stage 2+ von APR, APR Carbon-Ansaugtrakt, APR-Turbo Inlet & Turbo Outlet; 3,5-Zoll-Downpipe mit 200-Zellen-Metallkat von HJS, 3-Zoll-Klappenauspuffanlage ab Kat von Remus mit Carbon-Endrohren in Vierrohroptik; aktuelle Leistung ca. 400 PS
KAROSSERIE Mücke-Kotflügelverbreiterung vorn (3 cm), gecleante Front (originales Kennzeichen durch Magnet-Kennzeichen ersetzt), Spoilerschwert mit Streben, Seitenschweller-Schwerter von MaxtonDesign, Rieger-Heckschürzeneinsatz; Komplettfolierung in futuristischem Design auf weißem Originallack (weiße Grundfarbe, Folienapplikationen in Avery Black, Avery Red Diamond und Amber Diamond); Designentwurf von Fuse aus Russland; Sponsorenaufkleber an das Design angepasst
FAHRWERK „Fahrwairk"-Airride von Null-Bar (KW Variante 2 auf Luft) inklusive Sturzdomlager; Accuair e-Level-Management mit Einzelradansteuerung
RAD/REIFEN speziell angefertigte Zweiteiler von Yido Performance in 9x20 Zoll ET45 vorn und hinten auf Falken-Reifen der Dimension 235/30/20 vorn und hinten
INTERIEUR Recaro Sportster-Schalensitze (Serie) mit folierter Rückseite (soll an Iron Man erinnern), Rücksitzbank ausgebaut; Wiechers Clubsport-Überrollbügel in Weiß mit Kreuz, Knotenblechen und H-Strebe; Clubsport-Teppich und weiß lackierter Lufttank im Fond; Kompressor und Accuair-Steuerung in Reserveradmulde verbaut
CAR-HIFI Serie (Dynaudio), Türen von NTG gedämmt
DANKE AN meine Sponsoren Yido Performance (Felgen), APR Deutschland (Motorsoftware), Null-Bar (Luftfahrwerk), WrapCarStyles Folientechnik (Folierung), Schalk Tuning (sämtliche Umbauten), Chemical Guys Shop (Pflegeprodukte), MaxtonDesign (Spoiler), Remus (Auspuffanlage), Wiechers (Überrollbügel)