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Honda S2000 von Mitchel (2019)

Fahrmaschine ohne Kompromisse

07.01.2019 11:24 Uhr

Text: Nick K. Hofmeister | Fotos: Ronald Veth


Der Honda S2000 Roadster ist auf dem besten Weg, ein echtes Kultauto zu werden, und der Holländer fährt mit seinem Kompressor-Roadster einen der spektakulärsten S2000 Europas.

Als Mitte der 1990er-Jahre die ersten Bilder zu einem neuen Honda-Roadster auftauchten, konnte kaum jemand ahnen, was für einen bleibenden Eindruck der S2000 in der Tuning-Szene hinterlässt. In zahlreichen Testberichten erntete der Roadster viel Lob und eroberte die Herzen mancher Honda-Fans im Sturm. Sogar dem BMW Z3 bot der Japaner in vielen Belangen deutlich Paroli, und in manchem Vergleichstest wurde dem S2000 sogar mehr Sportlichkeit attestiert – und das will schon was heißen. Für den Niederländer Mitchel van der Schans führt einfach kein Weg am S2000 vorbei. Er bleibt dem Roadster, der in gewisser Weise der Letzte seiner Art ist, treu. Wir dagegen weinen dem S2000 viele Tränen nach, denn seit 2009 wartet die Fangemeinde auf einen Nachfolger. Aber zurück zu den Anfängen.

Der Honda S2000 war vor knapp 20 Jahren ein echtes Highlight für die Tuning-Szene. Offensichtlich hatte die Tuning-Industrie sehnsüchtig auf den kompakten Sportwagen gewartet. Wer damals von euch noch nicht die TUNING las oder beim Tuning erst noch sein RC-Car modifizierte, dem wollen wir die Faszination aus Sicht unserer „TUNING-Brille" etwas näherbringen. Kaum war der S2000 auf dem Markt, hatten die JDM-Tuner wie etwa GReddy, Mugen, Powerhouse Amuse, Spoon, Top Secret, VeilSide und Co. komplette Karosseriebausätze, Rückleuchten, Fahrwerke, Felgen, diverse Leistungssteigerungen und vieles mehr für den S2000 im Programm. Auch Anfang des neuen Millenniums war der Honda auf der SEMA Show eines der meistgetunten Fahrzeuge. Für eingefleischte Honda-Fans mag der Vergleich zwar etwas hinken, aber der S2000 dominierte damals die amerikanische Importszene genauso stark wie der Toyota GT86 und seine baugleichen Brüder Scion FR-S und Subaru BRZ. In gewisser Weise sind der GT86 und der S2000 Brüder im Geiste. Aber nicht nur wegen des damaligen Tuning-Hypes verbindet beide Fahrzeuge mehr, als man zunächst glaubt. Der Honda und der Toyota passten schon bei der Markteinführung nicht mehr in die jeweilige Zeit. Während Ende der 1990er-Jahre das sogenannte Downsizing noch eher wie ein Damoklesschwert über den Entwicklungsabteilungen hing, entschied sich Honda bewusst dafür, den S2000 nur mit einem Motor anzubieten: den legendären F20C.

Pur. Unverfälscht. VTEC.

Beim F20C handelt es sich um einen äußerst kompakten Vierzylindermotor, der ein typischer Wolf im Schafspelz ist – und das bei „nur" 240 PS. Der Motor ist zahm, ziemlich zahm, und wer den Vierzylinder-Sauger mit seinen Rennsportgenen nur im unteren Drehzahlband bewegt, wird keine Freude haben. Erst jenseits der 5.800 Touren erwacht der Motor und liefert ein echtes Drehzahlfest, das erst bei 9.000 Umdrehungen endet. Aber es sind wie schon erwähnt leider nur 240 PS mit einem Drehmoment von 208 Nm. Viel zu wenig, findet nicht nur Mitchel. Den bereits ab Werk ziemlich ausgereizten Vierzylinder-Sauger zu tunen ist eine Herausforderung. Es gibt Puristen, die die „Drehorgel" mit einer neuen Kurbelwelle, neuen Kolben, Kolbenringen, Ventilen und einer Hubraumerhöhung auf etwa 2,5 Liter zu Leibe rücken; schließlich hatte ja auch das Faceliftmodell des S2000 einen überarbeiteten Motor und einen Hubraum von 2,2 Litern; aber Mitchel und vielen anderen Honda-S2000-Fans ist diese Leistungsausbeute noch viel zu gering.

VTEC trifft Kompressor!

Viel „einfacher" und mit deutlich mehr Dampf an der Kette geht es per Zwangsbeatmung. Während der eine oder andere S2000-Enthusiast einen Turbo nachrüstete, importierte der Holländer ein Kompressor-Komplettkit (Einspritzdüsen, Benzinpumpe, Ladeluftverrohrung, Kühler und Co.) von „Kraftwerk USA". Das Herz des Leistungs-Upgrades ist dabei ein Rotrex-Kompressor. Das Schöne an dem Motor-Upgrade ist, dass der Kompressor bereits im Drehzahlkeller einsetzt und über das gesamte Drehzahlband homogen seine Leistung entfaltet. In zahlreichen US-Foren schwören Honda-S2000-Fans auf dieses Umbaukit, das für unter 10.000 US-Dollar über 150 Extra-PS mobilisiert.

Dazu montierte Mitchel noch eine Komplettauspuffanlage von J's Racing, und als Endschalldämpfer machte ein Endtopf von Invidia das Rennen. Abgerundet wird die Leistungsausbeute, die je nach Set-up durch das frei programmierbare AEM-V2-Steuergerät bis an die 400 PS reicht, mit einem erleichterten Schwungrad und einer verstärkten Kupplung von Advanced Clutch Technology.

Verschärfter JDM-Auftritt

Spätestens durch die „The Fast and the Furious"-Filmreihe und vor allem durch den grellpinken Roadster aus „2Fast 2Furious" hat sich der S2000 in der JDM-Tuning-Szene verewigt, und bei der Frage nach dem richtigen Bodykit kann man durch das schiere Angebot ins Grübeln kommen. Mitchel verliebte sich in das Type S Widebodykit von J's Racing. Highlight an dem Bodykit sind neben der spektakulären Frontschürze, die an Mitchels S2000 von einem mächtigen Ladeluftkühler dominiert wird, die Kotflügelverbreiterungen. Während es sich bei den hinteren Verbreiterungen um typische Bolt-on-Kotflügelansätzen handelt, sind die vorderen Kotflügel komplette Austauschkotflügel. Ebenfalls von J's Racing sind die Seitenschweller mit ihren Unterflurspoilern und die Frontspoilerlippe. Die J's Racing-Heckschürze erhielt noch einen Carbondiffusor im Design von Spoon Sports. Während viele Komponenten von Spoon Sports für den S2000 nicht mehr gefertigt werden und Mitchel deshalb zu einer Replika griff, konnte er bei der Carbon-Motorhaube kein Originalteil von Mugen mehr bestellen. Auch Mugen fertigt für den S2000 keine Teile weiterhin an; schließlich wurde der S2000 vor knapp zehn Jahren eingestellt.

Keine Show, dafür ein wohldosiertes Sportprogramm

Neben den ganzen Kohlefaserteilen an der knallgelben Karosserie sind auch die montierten Felgen ein Hingucker. Bei den einteiligen Leichtmetallfelgen in dem auffälligen Farbton in „Hyper Bronze" handelt es sich um Cosmis Racing Wheels im Design R1. Unter den Kotflügelverbreiterungen sitzen die Felgen in 9,5 x 18 Zoll ET35 bzw. 10,5 x 18 Zoll ET30 an der Antriebsachse. Hinter ihren filigranen Speichen leuchtet an der Vorderachse eine in Wagenfarbe lackierte Stoptech-Vierkolbenbremsanlage hervor. Bei der sportlichen Tieferlegung vertraute Mitchel auf ein einstellbares Gewindefahrwerk von D2 Racing. Wie ihr auf den Bildern seht, wurde das Gewindefahrwerk nicht bis ans Limit heruntergedreht, schließlich soll der gedopte S2000 auch noch schnell und zügig gefahren werden können. Und ein S2000 fordert den Fahrer ziemlich. Zwar ist der Roadster mit einer Gewichtsverteilung von 50:50 perfekt ausbalanciert, aber durch das Seriensperrdifferenzial und die sportliche Auslegung der Achsgeometrie kam der S2000 nicht nur auf regennasser Fahrbahn gerne mit dem Heck – wenn man es darauf anlegte.

In Mitchels Honda, bei dem es sich ja noch um die erste Generation des S2000 handelt, gibt es nämlich keine elektronischen Helferlein wie etwa ESP, die bei unbedachten Fahrmanövern eingreifen. Aber das war keineswegs der Grund, warum der Holländer einen Käfig in sein leer geräumtes Cockpit nachrüstete. Neben der Cusco-Zelle zogen noch ein geschüsseltes Sportlenkrad sowie diverse Carbonapplikationen und Zusatzinstrumente ein. Ebenfalls von Bord musste das elektronische Verdeck. Ersatz fand Mitchel in einem komplett aus Kohlefaser gefertigten Hardtop von „Forbidden JDM". Die Rückbank, Notsitze trifft es viel besser, kam ebenfalls von Bord, und die Seriensitze wichen Bride-Sportsitzen; schließlich ist ein S2000 eine Fahrmaschine im Roadster-Design. Zu den Hochzeiten des S2000 gab es zahlreiche Markenpokale im Motorsport, und selbst in der VLN und dem ADAC Zurich 24h-Rennen wurden die Roadster eingesetzt. Und nicht nur Mitchel findet, dass es langsam Zeit für einen S2000-Nachfolger wird – vielleicht wird ja der Honda Sports Visioin Gran Turismo irgendwann doch Realität ...

DATEN & FAKTEN 

Mitchel van der Schans > Honda S2000 AP1 (2002)

MOTOR  1.997 ccm Reihenvierzylinder (F20C) mit 177 kW (241 PS); Kraftwerk-Kompressor-Kit (Typ 99-03 mit Rotrex C38-81 Kompressor); Turbosmart Blow-off-Ventil; Skunk2-Racing-Zylinderkopf; Mishimoto-Wasserkühler mit Zusatzlüfter; Speedfactory-Sensoren; Grams Performance 1000cc Einspritzventile und Benzinpumpe; NGK-Zündkerzen; programmierbares AEM-V2-Steuergerät; offener Sportluftfilter; ca. 390 PS
FAHRWERK D2-Gewindefahrwerk
RAD/REIFEN einteilige Cosmis Racing Wheels Design R1 Leichtmetallfelgen in Hyper Bronze Finish, 9,5 x 18 Zoll ET35 und 10,5 x 18 Zoll ET30 mit Yokohama Advan Neova AD08r Reifen in 255/35-18 und 285/30-18
KAROSSERIE J's Racing Type S Karosseriebausatz (Front- und Heckschürze, Kotflügelverbreiterungen rundum, Seitenschweller, inklusive Canards); J's Racing Heckflügel; Kofferraumdeckel aus Carbon; Spoon Replika Diffusor; Mugen Style Carbon-Motorhaube; Carbon-Hardtop von Forbidden USA; schwarz getönte Rückleuchten
INTERIEUR Cusco-Überrollkäfig; Password JDM Carbon-Armaturenbrettapplikationen; H-Gear-Sportlenkrad mit Snapp-off-Lenkradnabe; diverse Zusatzinstrumente; Takata-Vierpunktgurte; Bride-Schalensitze; teilweise leer geräumtes Interieur (Teppiche, Notsitze usw.), diverse Zusatzinstrumente
BREMSEN Stoptech-Vierkolbenbremsanlage mit DLE-Belägen und DS2500-Scheiben vorne, Serienanlage hinten
AUSPUFF J's Racing Auspuffanlage mit Invidia-Endschalldämpfer
GETRIEBE erleichterte ACT (Advanced Clutch Technology) Schwungscheibe, ACT-HD-Kupplung
KONTAKT Mitchel van der Schans, mitchelvds@hotmail.com