Hyundai Genesis Coupé (2013)
Das volle Programm
22.01.2018 17:00 Uhr
Text: Patrick Zwerger | Fotos: Alexander Karstens
Wer abseits des Mainstreams agiert, der hat es naturgemäß schwerer als andere. Umso erstaunlicher sind dafür oft die Ergebnisse, wenn man seinen eigenen Weg bis zum Ende geht. Auch Nils Weinberg hat sich mit seinem Hyundai Genesis Coupé in unbekannte Tuning-Sphären gewagt – mit Erfolg. Beweis gefällig? Bitte sehr!
Dass Hyundai und Tuning keine Freunde sind, hat Nils schon vor fast zehn Jahren herausgefunden. Damals, im Jahr 2007, war sein Genesis Coupé zwar noch Zukunftsmusik, aber die Autos des Herstellers aus Südkorea interessierten den heute 26-Jährigen aus Norddeutschland trotzdem schon. Nils war 17 und einer der Ersten, die dank der neuen Regelung ihren Führerschein schon vor Erreichen der Volljährigkeit machen durften. Und natürlich musste nach bestandener Prüfung rasch ein eigenes Auto her …
Irgendwann aber war der kleine Getz am Ende der Fahnenstange angelangt, und Nils, der den Kinderschuhen seiner Autokarriere längst entwachsen war, dürstete es nach etwas Größerem, Mächtigerem. „Im Sommer 2012 brachte Hyundai das überarbeitete Genesis Coupé raus, und ich war sofort verliebt in das Auto", schildert er seine damalige Gefühlswelt. Im Januar 2013 leistete sichNils deshalb für 40.000 Euro ein nagelneues Exemplar des eleganten Sportwagens in Schwarz. Natürlich mit dem großen Motor unter der Haube: 3,8-Liter-Sauger, 347 PS. Porsche-Jäger, made in Korea.
Bei so viel Fahrspaß – Heckantrieb inklusive – wollte Nils das Tuning eher in einem dezenten Rahmen belassen. Schließlich war das alte Problem noch immer präsent: Auch für den Genesis gab es auf dem Aftermarket kaum passende Teile. Außerdem hatte Nils, der heute als selbstständiger Einzelhändler einen Lebensmittelmarkt mit 50 Angestellten führt, einfach nicht mehr genügend Zeit, um seiner Leidenschaft in solch exzessivem Ausmaß zu frönen, wie es beim Vorgängerprojekt noch der Fall gewesen war. Fahrwerk, Felgen, Auspuff – das war alles, was der Geschäftsmann an seinem koreanischen Kampfsportler individualisieren wollte.
Der aufgenietete Breitbau-Body war umbautechnisch für Nils sprichwörtlich die Büchse der Pandora. Allerdings im positiven Sinne. Denn jetzt, nachdem die Karosserie vorn um fünf und hinten um acht Zentimeter pro Seite in die Breite gegangen war, musste der Hyundai-Fan entsprechend nachziehen. Deshalb gesellte sich zum ursprünglichen „FFA"-Tuning (Fahrwerk, Felgen, Auspuff) rasch eine ganze Reihe größerer und kleinerer Stylingmaßnahmen. Es musste ja schließlich alles zusammenpassen! Die Palette reicht vom Echtcarbon-Heckspoiler über innen lackierte Scheinwerfer bis hin zu neuen Brembo-Bremsen vom US-Genesis. Und natürlich brauchte Nils neue Räder unter seinen riesigen Radkästen! Diesbezüglich fiel die Wahl auf schicke Schmidt-Dreiteiler der CC-Line in 10 x 20 Zoll vorn und 13 x 20 Zoll hinten. Für den ultimativen Stance sorgen außerdem Spurplatten, die den mit Spike Lug Nuts aufgehübschten Schmidt-Alus zu einer negativen Einpresstiefe von ET –10 vorn und ET –27 an der Hinterachse verhelfen. Dazu trumpft das Heck mit einem negativen Sturz von –3,5 Grad auf. Neueste Errungenschaft ist das K-Sport-Luftfahrwerk mit härteverstellbaren Dämpfern, das Nils wieder einmal direkt aus Ostasien importieren ließ. „Im abgelegten Zustand komme ich so um 100 Millimeter runter", grinst er schelmisch.
Verbunden mit dem brachial-breiten Look des Wagens, der schwarzen Silhouette und dem vollmundigen Sound der Injen-Auspuffanlage rockt das alles dermaßen, dass Nils' Genesis fast der Prototyp einer koreanischen Batmobil-Interpretation sein könnte. Auffallen tut der Tuning-Enthusiast mit seinem Hardcore-Hyundai jedenfalls gewaltig – was immer wieder zu lustigen Erlebnissen führt, wie Nils berichtet: „Die Leute sehen das Auto, staunen, haben aber keine Ahnung, um was für ein Modell es sich handelt. Wir haben ja alle Logos weggecleant. Umso fassungsloser sind sie dann, wenn ich ihnen sage, dass das ein Hyundai ist." Ein Hyundai, der gut 360 Pferde unter der Haube versteckt und mit 260 km/h Höchstgeschwindigkeit auf jeder Autobahn ein Abo für die Überholspur sein Eigen nennt. Zumindest, wenn man es darauf anlegt. Das nur der Vollständigkeit halber ...
Hyundai Genesis Coupé (2013) von Nils Weinberg
MOTOR | 3,8-Liter-V6-GDi (Serie) mit 360 PS und 400 Nm Drehmoment; Vmax 260 km/h (abgeregelt); Heckantrieb mit Achtstufen-Automatik; Edelstahl-Auspuffanlage ab Kat von Injen; Ram-Air-System aus Echtcarbon |
FAHRWERK | K-Sport-Luftfahrwerk Variante 3 (Import) mit härteverstellbaren Dämpfern und Doppelfaltenbälgen; maximale Tieferlegung im abgelegten Zustand 100 mm; einzeln überwachte ansteuerbare Achsen; Air Zenith-Kompressor mit zwei 20-Liter-Lufttanks im Kofferraum verbaut (NOS-Optik mit zweitem Boden), Entwässerung und Steuerung verdeckt verbaut; Domstrebe vorne (OEM), –3,5 Grad Sturz an der Hinterachse; Umbau von deutscher OEM-Bremsanlage zur US-Variante von Brembo |
RAD/REIFEN | Schmidt-CC Line-Felgen (dreiteilig) in Glanzschwarz gepulvert, vorne 10 x 20 Zoll ET 8, hinten 13 x 20 Zoll ET 3; vorne 18 mm Spurplatten, hinten 30 mm (jeweils pro Seite, dadurch ET –vorn und ET –27 hinten); Hankook-Evo-S1-Reifen in 255/30 ZR20 vorn und 345/25 ZR 20 hinten; Lug Nuts mit 110 mm langen Spikes |
KAROSSERIE | „Remake"-Widebodykit von Kei Miura und Blood Type Racing (vorne 6 cm und hinten 8 cm vom Serienkotflügel weggeschnitten); Vorderachse um 5 cm und Hinterachse um 8 cm pro Seite verbreitert; Front und Heckklappe gecleant; Front- und Hecklippe von RoadRun; Ixion-Heckspoiler aus Echtcarbon, Echtcarbon-Diffusor; serienmäßige „Fake-Hutze" auf der Haube geöffnet; Front- und Heckleuchten aufgebacken und Inlays geschwärzt |
CAR-HIFI | Headunit Pioneer F60 DAB mit Navi (Doppel-DIN), Nexus-7-Tabletumbau mit Bluetooth und Internet über Sim-Karte; Ampire-Monoblock Typ 1000.1 mit Powercap-Kondensator (1 Farad); Hertz-HX300-Subwoofer (12 Zoll) mit 600 Watt Sinusleistung, Subwooferbox Marke Eigenbau (35 Liter) |
INTERIEUR | Carbon-Wassertransferdruck auf diversen Kunststoffteilen |
DANKE AN | Sebastian Riebe & Mitarbeiter (TOSE-Tuning); DEKRA Nord für die Abnahmen und Eintragungen, K-Sport Germany für den Import und die Realisierung des Fahrwerks, Schmidt Felgen für die gute Zusammenarbeit sowie Pantelis Iliadis für die ersten Umbauten |