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Liberty-Walk an Lambo und Ferrari

Katos Krawallbrüder

13.12.2017 13:09 Uhr

Text: Patrick Zwerger | Fotos: Sebastiaan Mol


Die Breitbau-Boliden von Liberty Walk rocken seit einigen Jahren weltweit die Szene. Vor allem, weil Firmengründer Wataru Kato mit allen Regeln bricht. Dem Mann ist wirklich gar nichts heilig – noch nicht mal das Blech eines Ferrari 458 Italia …

Ich bin ja eher so der GTI-Typ. Aus Supercars hab ich mir nie wirklich viel gemacht. Zumindest, seit ich den Kindertagen entwachsen bin und mir mein Kontostand Monat für Monat verdeutlicht, dass ich mir so einen Supersportler sowieso nie werde leisten können. Da bleib ich doch lieber bei den handfesten Dingen. Ich muss ja auch nichts kompensieren oder so. Aber im Ernst, du kannst noch so prinzipientreu sein und die versnobbten Lambo-Schnösel verachten – wenn dir die aufgemotzten Zauberkisten, die bei Liberty Walk unterm Messer lagen, irgendwo begegnen, bekommst du feuchte Augen. Entweder weil du es zum Heulen findest, dass jemand mit voller Absicht die Kotflügel eines Ferrari oder Lamborghini wegflext oder weil du einfach nur geplättet bist angesichts dieser schlichtweg gewaltigen Aura, die dieser besondere Look versprüht: kompromisslos, rau, mit Ecken und Kanten und irgendwie grobschlächtig – aber gerade deshalb so unglaublich fett. Auch diese beiden Exemplare hier, die wir für euch auf Papier gebannt haben, machen da keine Ausnahme: Lamborghini Aventador und Ferrari 458 Italia. Breitbau brutal – Deluxe!

Vom Rowdy zur Kultfigur

Der Schöpfer dieser beiden Bestien ist mit seinem Werk und den Emotionen, die es auslöst, sichtlich zufrieden. Sein Name lautet Wataru Kato, er stammt aus Tokio und hat Liberty Walk im Jahr 1993 aus der Taufe gehoben. Seine Motivation: „Ich liebe es, Autos zu bauen, die den Leuten Freude bereiten." Die Designidee, die diesem Gedanken zugrunde liegt, stammt aus Katos Sturm-und-Drang-Zeiten im Tokio der 1980er-Jahre. Der damals 18-Jährige war in jenen Tagen ein „Bosozoku kaizo-sha" – frei übersetzt: ein rücksichtsloses Kind in einem aufgemotzten Auto. „Wir haben Skylines tiefergelegt, breite Kotflügel drangenietet und Auspuffanlagen mit extrem langen Endrohren montiert. Damit haben wir dann nachts die Stadt unsicher gemacht – Regeln gab es für uns nicht." Irgendwann, so sagt Kato-san, sei in ihm der Entschluss gewachsen, das Ganze auf eine seriösere, professionelle Basis zu heben. Bis es allerdings so weit war und er seinen ersten Umbau auf der SEMA in Vegas zeigen durfte, lag ein steiniger Weg vor ihm. Nicht nur einmal dachte Kato ans Aufgeben. Zum Glück hat er durchgehalten! Denn man kann über Liberty Walk sagen, was man will – eine Bereicherung für die Szene ist der verrückte Japaner allemal!

Ferrari für Fortgeschrittene

Aber zurück zum Wesentlichen – den Autos nämlich! Stolz präsentieren sich die beiden ungleichen italienischen Brüder dem Blitzlicht des Fotografen. Kraftstrotzend, geduckte Haltung, bereit zum Sprung – und einer krasser als der andere. Beginnen wir mit dem Älteren der beiden, der grauen Eminenz, beginnen wir mit dem Ferrari 458 Italia: 570 PS, V8, 325 km/h Topspeed. Von 0 auf 100 in 3,4 Sekunden – ein Traum von einem Sportwagen! Neupreis 197.000 Euro ohne Extras, gebraucht gibt's den 458 schon ab schlappen 134.000 Euro. Da der Wagen nicht mehr produziert wird, bleibt der Gebrauchtmarkt allerdings überschaubar. Kato-san hat dem feurigen Italiener die Kotis weggeflext und die Radkästen ausgeschnitten, damit die wuchtigen 20-Zoll-Schmiederäder von 3SDM darunter Platz finden. Dazu hat Liberty Walk dem Ferrari ein AirREX-Luftfahrwerk verpasst, das den Boliden dermaßen tief über die Straße schleift, dass unter der brachial verspoilerten Front sogar Kieselsteine stecken bleiben. Apropos Front: Die ist natürlich Teil des CFK-Anbaupakets, das Katos Tuning-Schmiede im Netz für knapp unter 30.000 Euro anbietet. Wer's etwas günstiger haben möchte, kann auch auf das GFK-Pendant zurückgreifen. Von außen ist kein Unterschied erkennbar. Aber mal ehrlich: Wenn schon, denn schon, oder? Charakteristisch für Liberty Walk sind die aufgenieteten Kotflügel der Marke „extrabreit". Und der riesengroße Carbon-Heckspoiler. Die Japaner haben ja ein Faible für diese Imbissthekenteile. Ein mächtiger Diffusor sorgt am Heck für die stimmige Ergänzung. Dazu gibt es zünftige Begleitmusik, für die der V8-Mittelmotor als Kapellmeister und ein Klappenauspuff von FI Exhaust verantwortlich zeichnen. Rrroooaaarrr! Mattgrau im Used-Look zieht der LB 458 Italia seine Bahnen, das Abbild der japanischen Kriegsflagge auf den Türen. Klarer Fall: Dieser Ferrari macht keine Gefangenen. Entweder man liebt ihn, oder man hasst ihn. Und doch wünscht er sich am sehnlichsten nur eines – nämlich Frieden: „Imagine all the people living life in peace!"

Ein Monster auf vier Rädern

Nach Frieden sieht das schwarze Monster, das da neben dem Ferrari parkt, allerdings auch nicht aus. Überhaupt nicht. Eher nach Batmobil. Wobei – Batman sorgt in Gotham City ja ebenso für Frieden. Passt also wieder. Irgendwie. Das „Batmobil" ist in diesem Fall ein Lamborghini Aventador, 700 PS stark, 350 km/h schnell und 321.300 Euro teuer. Ab Werk, versteht sich. Das maßgeschneiderte LB-Breitbaukit aus carbonfaserverstärktem Kunststoff kostet noch mal 29.000 Euro extra. An der Leistungsschraube haben die Jungs von Liberty Walk nicht gedreht – der Zwölfender hat so viel Kraft, dass er von einem Allradantrieb im Zaum gehalten wird. Aber allein das Design lässt den Liberty-Lambo noch ein paar Zusatzzacken schärfer, stärker, böser, schneller aussehen. Heidewitzka, was für ein Anblick! Außerdem wartet der LB-Aventador mit einer Besonderheit auf: Anders als beim Ferrari und bei den meisten anderen Bausätzen im LB-Portfolio muss bei dieser speziellen Ausführung die Karosserie nicht irreparabel zerschnitten werden. „Exchange fender" heißt das Zauberwort – Austauschkotflügel also. „Damit lässt sich der Wagen jederzeit in den Originalzustand zurückbauen", erklärt Wataru Kato. Vor allem für einen späteren Wiederverkauf ist das interessant – ganz abgesehen davon muss man schon ein harter Hund sein, um das edle Blech eines Aventador einfach so „kaputt zu schneiden".

Optisch erinnert der Aventador sehr an den LB-Murcielago, den Kato-san und sein Team Ende 2015 präsentierten, und in dem Japans Driftikone Daigo Saito sich im „Monster Energy Battle Drift" dem Zweikampf mit Vaughn Gittin Jr. und dessen Ford Mustang RTR stellte. „Das war die erste gemeinsame Aktion zwischen LB und Monster Energy", erzählt Kato. „Die wollten mit uns den asiatischen Markt neu beleben. Die Promo war für beide Seiten ein Erfolg, deswegen führen wir das jetzt fort." Konkret heißt das: Die Außenhaut des Aventador ist in eine besonders erlesene, schwarze Carbonfolie mit giftgrünen „Monster Energy"-Stickern gehüllt. Ansonsten punktet der Kampfstier mit den LB-typischen Upgrades: Spoiler vorn groß, hinten monströs, Front- und Heckdiffusor, dazu AirREX-Airride und FI-Exhaust-Brülltüte. Da scheppert's in der Bude! Fast schade, dass man Dezibel nicht drucken kann. Warum haben wir eigentlich kein Soundfile produziert?!

TECHNISCHE DATEN 

Ferrari 458 Italia von Wataru Kato (Liberty Walk)

Karosserie  Breitbau-Komplettbodykit von LB Works aus carbonfaserverstärktem Kunststoff, bestehend aus Frontstoßstange, Frontspoiler und Frontdiffusor, Seitenschwellern, Heckdiffusor, GT Wing-Heckflügel aus Carbon sowie extrabreiten Kotflügeln; Radhäuser ausgeschnitten, Komplettfolierung in Mattgrau mit schwarzen Applikationen
Motor V8-Saugermotor mit 4,5 l Hubraum, 578 PS und 540 Nm Drehmoment (Serie); Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, Hinterradantrieb
Auspuff FI Exhaust-Komplettanlage mit Klappensystem (ferngesteuert)
Fahrwerk AirREX-Luftfahrwerk, digital gesteuert; maximale Tieferlegung
Bremsen Carbon-Keramik-Bremsanlage mit Bremssätteln vom Ferrari 488 vorn (hinten Serie); Bremsscheiben mit 390 mm Durchmesser vorn und 360 mm hinten (Bremsscheiben gelocht und innen belüftet)
Rad/Reifen 3SDM-Schmiederäder (dreiteilig) in 9 x 20 Zoll ET 0 vorn und 12 x 20 Zoll ET –20 hinten auf Toyo Proxes in 255/30 R20 vorn und 295/30 R20 hinten
Interieur  Serie

Lamborghini Aventador LP 700-4 von Wataru Kato (Liberty Walk)
Karosserie Breitbau-Komplettbodykit von LB Works aus carbonfaserverstärktem Kunststoff mit Austauschkotflügeln (Bearbeiten der Karosserie nicht nötig; weitere Bestandteile des Bodykits: Frontstoßstange, Frontspoiler und Frontdiffusor, Seitenschweller, Heckdiffusor, GT Wing-Heckflügel aus Carbon); schwarze Carbon-Folie mit „Monster Energy"-Logos
Motor V12-Saugermotor mit 6,5 l Hubraum, 700 PS und 689 Nm Drehmoment (Serie); automatisches Siebengang-Kupplungssystem (Indipendent Shift Rod), Allradantrieb
Auspuff FI Exhaust-Komplettanlage mit Klappensystem (ferngesteuert) und vier mittig positionierten Endrohren
Fahrwerk AirREX-Luftfahrwerk mit digitaler Steuerung; maximale Tieferlegung
Bremsen  Carbon-Keramik-Bremsanlage vorn und hinten (Serie); Bremsscheiben innen belüftet und gelocht (400 x 38 mm vorn, 380 x 38 mm hinten)
Rad/Reifen dreiteilige Forgiato-Schmiederäder (Maglia-ECL) in 9 x 20 Zoll ET –7 vorn und 13 x 21 Zoll ET –20 hinten auf Pirelli P Zero der Größen 255/30 R20 vorn und 355/25 R21 hinten
Interieur  Serieninterieur mit Applikationen in Camouflage-Optik
Danke an  FI Exhaust, AirREX Digital Air Suspension, Artisan Body, Forgiato, Meguiar's, Pirelli, Toyo Tires, 3SDM Wheels