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Private Car: Mercedes-Benz CL500 (2006)

"Was ist denn das für einer?"

21.12.2017 09:30 Uhr

Text: Patrick Zwerger | Fotos: Jan Bürgermeister


Fetter Benz, Muskelprotz, Migrationshintergrund – und auch noch tätowiert! Rein optisch gesehen erfüllt Cenk Akyildiz aus Filderstadt so ziemlich jedes Klischee, das Otto-Normalspießer sich über die Tuning-Szene zusammenfantasiert. Doch der erste Eindruck täuscht. Wie so oft …

Wer seine Vorurteile ablegt, lernt einen durch und durch sympathischen Schrauber kennen, der als Unternehmer auch kommerziell seiner großen Leidenschaft frönt: Autos umbauen! Seriös und kompetent – keine Spur von Prollimage. „Es kommt schon vor, dass Leute zu mir in die Werkstatt kommen, mich sehen und erst mal denken: Hui, wo bin ich denn hier gelandet, was ist das denn für einer!?", lacht Cenk. „Aber wenn wir uns dann nach dem ersten Gespräch verabschieden, sind wir fast immer beste Kumpels. Und die Leute vertrauen mir ihre Autos auch bedenkenlos an."

 

Dabei sind es nicht einfach irgendwelche Autos, die Cenks Kunden bei ihm umbauen lassen. Mit seiner Firma AC-Performance hat Cenk sich auf die ganz großen Kisten spezialisiert. Oberklasse – feinste Sahne: „Wir veredeln alles, was irgendwie luxuriös ist – vom Benz bis zum Lambo." Geschraubt hat er schon immer gern, mit 15 an Mofas, später an Opel, GTI und Co. Mit 21 kam zur Karosseriebauer-Ausbildung der Meistertitel dazu. Seit gut drei Jahren ist Cenk selbstständig. Schon immer hatte er eine Vorliebe für luxuriöse Schlitten, nur leisten konnte er sie sich nie. „Das ist zwar bis heute so", schmunzelt der Tuner, „aber immerhin kann ich jetzt täglich mit den Autos arbeiten. Und Probefahren gehört ja auch zum Job ..."

Zum Job gehört es außerdem, sich und seine Firma nach außen bestmöglich darzustellen. Und was liegt da näher, als ein passendes Projektfahrzeug auf die Räder zu stellen? Machen die Großen der Szene schließlich auch! Cenks Wahl fiel auf einen Mercedes CL500, Modell W216. Starke Basis mit elitärem Touch, aber als Gebrauchtwagen auch finanziell stemmbar und nicht gar zu dick aufgetragen. „Ich hätte mir natürlich auch einen AMG Black Series holen können, aber erstens gab es den CL nicht als Black Series, und zweitens reden wir da halt direkt von 200.000 Euro aufwärts. Das ist noch mal 'ne ganz andere Hausnummer." Außerdem blieb so viel mehr Potenzial für eigene Akzente. Und die setzte Cenk sehr gekonnt. Mit dem Black-Edition-Breitbaukit von Prior Design macht der CL mächtig auf dicke Hose. „Das Kit ist qualitativ echt top", lobt Cenk. „Wir arbeiten schon länger mit Prior Design zusammen, und als ich den Black-Edition-Bausatz gesehen hab, musste ich nicht lange überlegen." Zuvor hatte vorübergehend ein AMG-Facelift seinen Weg an den Benz gefunden. Allerdings war Cenk schnell klar geworden, was er mit dem Wagen wirklich machen wollte: komplett auseinanderreißen! Folgerichtig präparierte er den CL höchstselbst mit der Flex für die neue Breitbau-Optik und erledigte auch den Anbau in Eigenregie.

Für den Lack holte Cenk sich dagegen professionelle Hilfe – die Farbengötter von Starpaint sollten dem Mercedes seinen finalen Look verleihen. Bei der Wahl der Farbe kramte der 28-Jährige tief in alten Jugenderinnerungen: „Ich hatte vor zehn Jahren mal einen GTI, und der hatte so einen krassen roten Candylack drauf. Den wollte ich auch auf dem Benz haben." Die einzige Frage, die Cenk nachts nicht schlafen ließ: Wird das, was auf einem Golf gut aussah, auch an einem Mercedes CL funktionieren? „Ich hatte ein bisschen Angst, dass es zu kitschig wirkt", gibt Cenk zu. „Aber wenn ich das Ergebnis betrachte, muss ich sagen: Diese Angst war unbegründet!"

Kombiniert mit dem ABC-Luftfahrwerk, das den W216 auf Knopfdruck in den Keller drückt, und bestückt mit erlesenem, konkavem Leichtmetall aus dem Hause PP Exclusive versprüht der candyrote Herzensbrecher in der Tat ein ganz besonderes Flair. Schon von Weitem sticht er ins Auge, fällt auf, markiert sein Revier. Trotzdem wirkt alles harmonisch und stimmig, über jeden Zweifel vornehm erhaben. Kein Kitsch. Kein Augenkrebs. Hat was! Die Innenraumgestaltung ist da schon eher Geschmackssache. Aber gerade aus dem Grund auch „nur" foliert. Und zwar im Louis-Vuitton-Design. „Das spiegelt ein bisschen den Lebensstil wider, den meine Frau und ich gern pflegen", gibt Cenk zu Protokoll. Ursprünglich habe er alles in schwarzem Klavierlack anstreichen wollen. Aber dann sei er auf die Idee mit der Folie gekommen: „Ich find's geil!"

Was fehlt noch? Ach ja, richtig. Der Motor! V8-Sauger, 5,5 Liter. Ein Gedicht, schon von Haus aus. Aber noch ausbaufähig, leistungstechnisch. Deshalb hat Cenk ein wenig am Steuergerät herumgespielt. Per Softwareupgrade schafft der Achtender nun gut 420 PS. Das reicht für eine Vmax von 300 km/h. Und damit die Kraft auch die Gehörgänge flutet, hat Cenk dem Mercedes noch einen selbst geschweißten Edelstahlauspuff unters Bodenblech geschnallt. Zweimal 70 Millimeter – das gibt ordentlich Durchzug!

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass Cenk den Benz, so wie er ist, legal auf der Straße bewegen darf. Ohne Netz und doppelten Boden: Alle Modifikationen sind eingetragen. Inzwischen arbeitet der Schrauber übrigens schon an einem neuen Projekt für 2017. Was genau sich dahinter verbirgt, will er noch nicht verraten. Aber eins ist sicher: Wenn er da weitermacht, wo er mit dem CL aufgehört hat, dann wird Cenk die Szene in der kommenden Saison mächtig aufmischen ...

TECHNISCHE DATEN 

Mercedes-Benz CL 500 (W216), Baujahr 2006

Karosserie Prior Design-Widebodykit „Black Edition" (Motorhaube, Frontstoßstange inklusive Spoilerschwert, Heckstoßstange inklusive Diffusor, Seitenschweller, Kotflügel vorn und hinten, Gittereinsätze); Komplettlackierung in „Candy Red" von Starpaint (deep red to black)
Motor V8-Saugmotor mit 5,5 l Hubraum und serienmäßig 388 PS (Motorcode M 273 KE 55); Softwaremodifikation auf ca. 420 PS (Vmax 300 km/h); neue Edelstahlauspuffanlage ab Kat mit 2 x 70 mm Durchmesser in Verbindung mit zwei Endschalldämpfern (Einzelanfertigung von AC-Performance)
Fahrwerk ABC-Luftfahrwerk mit Tieferlegungsmodul von PP Exclusive, über Kombiinstrument steuerbar; maximale Tieferlegung 100 mm
Rad/Reifen dreiteilige Schmiederäder PP Exclusive „Deep Conkav" mit Carbon-Inlays in 10,5 x 20 Zoll vorn und 12,5 x 20 Zoll hinten auf Hankook Ventus S1 Evo in 255/30 R20 vorn und 305/25 R20 hinten
Bremsen Black Series-Bremsanlage mit Brembo-Achtkolbensätteln und gelochten 390 mm großen Bremsscheiben vorn und Brembo-Vierkolbenanlage mit gelochten 330-mm-Scheiben hinten; Stahlflexleitungen
Interieur Wurzelholzelemente im Interieur im Louis-Vuitton-Stil foliert; Volllederausstattung
Car-HiFi Serienanlage von Harman Kardon
Danke an  Prior Design für das Bodykit, Starpaint für den Lack sowie an Oesterle Performance