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Mazda RX-7 von Sam (2018)

Alle V8-ung!

10.01.2019 10:36 Uhr

Text: Nick K. Hofmeister | Fotos: Viktor Benyi


Mit einem brachialen V8-Umbau und einer wahnsinnigen Leistung von bis zu 1.375 PS war dieser Mazda RX-7 einer der schärfsten Custom-Umbauten auf der SEMA 2017!

„Ich wollte eine schnörkellose Fahrmaschine für die Straße, die gleichzeitig ziemlich brutal ist", erklärt uns der 30-jährige Amerikaner Sam Morris, als wir uns kurz nach der SEMA vergangenen November in einem Gewerbegebiet in Las Vegas zum Shooting trafen. Dieser pistaziengrüne RX-7 war eines der interessantesten Fahrzeuge der Messe. Es lag nicht allein an der außergewöhnlichen Lackierung und dem perfekt umgesetzten Rocket-Bunny-Umbau, die die zahlreichen Messebesucher schier an ihrem Verstand zweifeln ließen. Es war vielmehr das Gesamtpaket. Dieser Mazda RX-7 war einer der krassesten „Leistungsbolzen" in Gestalt einer JDM-Ikone.

„Erst kurz vor der SEMA wurde mein überarbeiteter Motorumbau fertig, und das ist auch der Grund, warum wir aktuell nur mit 850 WHP fahren", erzählt uns Sam. „Wenn alles abgestimmt und richtig eingestellt ist, werden es bei etwas höherem Ladedruck und eingenebeltem Wasser-Methanol über 1200 WHP sein." WHP? Wheel Horse Power – Pferdestärken am Rad? In Amerika ticken sie bei allem ein wenig anders. Wenn wir hier in der guten „alten Welt" unsere Pferdestärken messen, geben wir immer die PS an der Kurbelwelle an, dadurch wird die tatsächliche Leistung des Motors angegeben, da die ganzen mechanischen Verluste durchs Getriebe, Antriebswellen, Reifenschlupf und Co. nicht berücksichtigt werden. Der Mazda RX-7 pumpt umgerechnet 1.375 PS in die Kurbelwelle!

Japan trifft Amerika

Damit das Ganze dann noch bezahlbar bleibt, wurde nicht etwa ein Mehrscheibenwankelmotor mit zwei Turbos aufgeladen, wie es immer die neuseeländische Red-Bull-Drift-Ikone Mad Mike Whiddett vormacht, sondern in Amerika setzen sie einfach auf einen LS-Swap. Auf gut Deutsch: In der US-amerikanischen Tuningszene wird beim Thema Leistungstuning vorwiegend auf GM-V8-Umbauten gesetzt. In Sams Mazda kommt ein 6.0-Liter-V8 „408 LQ9" zum Einsatz. „Heute macht das ja fast schon jeder bei uns", grinst Sam. „Aber als ich damals vor langer Zeit den Motor einbaute, war ich 2005 einer der Ersten, der einen V8 in ein japanisches Modell einbaute." Sam ist Geschäftsführer und Werkstattchef in Personalunion bei seinem Laden Gooichi Motors in Florida, und sein Tagesgeschäft sind Custom-Umbauten von Motorrädern und Autos. „Der RX-7 ist mein eigenes Auto", erklärt der Schrauber. „Vor allem die FD-Generation ist heute schon eine echte Ikone geworden, und aus dem Wagen etwas ganz Besonderes zu machen, hatte ich ziemlich lange vor. 

Gekauft habe ich den Wagen 2004/2005 als Rohkarosse." Wie sich herausstellte, handelte es sich damals bei dem Mazda um die Reste eines alten SEMA-Showcars. Der Plan war so einfach wie naheliegend. Einfach einen V8 rein und fertig. „Damals lebte ich noch in Kansas. Meine Freunde und ich sind dort mehr oder weniger mit Muscle Cars und Hot Rods aufgewachsen, und irgendwie hatte jeder Wagen einen V8. Warum sollte ich dann einen Wankelmotor in den RX-7 einbauen?" Da Wankelmotoren für Sam Neuland sind, ließ er es lieber sein und griff einfach zum Naheliegenden und rüstete einen V8 nach. Der GM-Konzern bietet unter dem Dach von Chevrolet eine immense Auswahl an V8-Motoren zum Nachrüsten an. Ab ungefähr 10.000 US-Dollar seid ihr dabei und bekommt für den Engine-Swap alles direkt vom Hersteller. Es gibt sogar ganze Plug-and-Play-Kits inklusive Getriebe! Die Amerikaner konnten es zunächst gar nicht glauben, dass der dicke V8 ohne Probleme zwischen die beiden Radhäuser passte. „Wir mussten nur unsere eigenen Motorträger entwickeln und einschweißen!"

Vom V8-Alltagshobel zum Showcar!

Der V8 wurde mit neuen Ventilen sowie Einlass- und Auslassnockenwellen überarbeitet, ein dicker Turbo kam dazu, und als Getriebe findet eine Viergangschaltbox von Muncie Verwendung. Bei der Antriebsachse handelt es sich um eine verschmälerte Ford-8.8-Zoll-Starrachse mit Vier-Link-Anbindung und Sperrdifferenzial. Abgerundet wurde damals der erste Umbau mit einem Überrollkäfig, Schalensitz und mattroter Lackierung samt gezogenen Radläufen. „Das war im Grunde wirklich nichts Wildes", grinst Sam. „Der Motor ist standfest, das Getriebe auch, und der Rest war so einfach wie möglich gehalten. Hauptsache, ich konnte etwas querfahren. Wenn ich irgendwo beim Driften aneckte, war mir das ziemlich egal. Es war ja kein Showcar und auch nicht meine Alltagsschleuder."

ber die Jahre blieb der RX-7 mit seinem dicken V8 einfach im Fuhrpark von Gooichi Motors und staubte langsam etwas ein. Sam hatte einfach viel zu viel um die Ohren. „Klar haben wir ein wenig in unserer Freizeit an dem Mazda geschraubt, aber Kundenfahrzeuge gingen vor, und es dauerte viel, viel länger, bis ich endlich mal Zeit hatte, an dem Wagen etwas zu machen." Vor drei Jahren hatte es Sam aber satt mit dem Warten, und kaum war er mit seiner Werkstatt nach Florida umgezogen, ging es richtig los. Der RX-7 wurde in seine Einzelteile demontiert und sämtliche Blessuren in der Karosserie ausgemerzt.

2015 waren die TRA Kyoto „Rocket-Bunny-Bolt-On"-Kotflügelverbreiterungen in aller Munde, und auch Sam musste unbedingt einen haben. So viel wie er weiß, hat er einen der ersten Bausätze in den USA erstanden. Bevor der Bausatz aber montiert wurde, hat Sam die gesamte Karosserie in einem Pistaziengrün neu lackiert. „Die Farbe hatte ich an einem Singer-Porsche gesehen, und das musste ich unbedingt auch haben."

Beim neuen Umbau stand diesmal die Optik mehr im Fokus als noch in Kansas, und so kamen eine wunderschöne Sicherheitszelle sowie ein komplett überarbeitetes Interieur mit Eigenbau-Armaturenbrett an Bord. Der gesamte Innenraum zeigt sich dabei bis aufs nackte Blech. Das neue Cockpit sowie die Türinnenseiten tragen Kohlefaser. Ebenfalls aus dem Leichtbaumaterial sind die beiden Technocraft-Schalensitze gefertigt. Sehr gut wirkt vor allem die Mittelkonsole mit ihren Rundinstrumenten für sämtliche Betriebsdaten und die diversen Kippschalter. Das Kommando im Cockpit hat aber einen frei programmierbaren Digital-Tacho. Diese digitale Kommandozentrale ist Motorsport pur. Im Spätsommer 2017 nahm Sam ja die technische und optische Überarbeitung seines V8-Umbau wie bereits erwähnt erneut in Angriff. Das Ziel: noch cleaner, noch schicker und noch stärker. Knapp vier Tage vor der SEMA lief der Motor endlich und war auch ansehnlich. Dann hieß es „Go West"!

Der Mazda wurde per Trailer nach Las Vegas chauffiert. „Eine rund 40 Stunden lange Tour, die ich aber beinahe komplett verschlief", gähnt Sam. Wie sich herausstellte, hatte er kurz vor knapp noch drei Tage mit irgendwelchen Fehlerteufeln zu kämpfen, um noch rechtzeitig zur SEMA fahren zu können. „Meine Freundin fuhr deshalb die ganze Zeit, da ich einfach nicht mehr konnte." In Vegas schlug Sams RX-7 richtig ein, und dass der Mazda mit seinem Turbo-V8 in den Augen von Puristen ein „Frankenstein-RX-7" ist, lässt die US-Customszene ziemlich kalt, schließlich gibt es in den USA sogar professionelle Anbieter, die diverse Porsche 911 mit GM-V8-Motoren ausrüsten ...

DATEN & FAKTEN 

Sam Morris (Gooichi Motors, USA) > Mazda RX-7 (2016)

MOTOR 1.308 ccm Zweischeiben-Wankelmotor mit Turboaufladung (13B-REW) mit 176 kW (239 PS); Motorumbau auf 6,0 Liter „408 LQ9" V8; bearbeitete Dart-LS3-Zylinderköpfe mit Gooichi Motors Ein- und Auslass-Nockenwellen als Sonderbau; „Direct Port Devil's Own Methanol-Einspritzung; Gooichi-Turbokit mit BorgWarner-S480-Turbolader, Turbosmart-Blow-off-Ventil und Wastgates; Gooichi-Titanium-Ladeluftverrohrung; Atomizer-Einspritzdüsen; Kohlefaser-Ventildeckelverkleidung; Shaun's Custom Aluminium Catchtank und Methanol-Tank; Haltech-ECU, Haltech- und Smartwire-Kabelstrang; Ron-Davis-Custom-Ladeluftkühler und Wasserkühler; Acucsump-Trockensumpfschmierung; 1375 PS
GETRIEBE Spec25x-Viergang-Schaltgetriebe von Muncie, Exedy-Dreischeibenkupplung; Samberg 8.8"-Hinterachse, Detroit-Sperrdifferenzial
FAHRWERK Tein Circuit Master Pro-Gewindefahrwerk, Tanabe Stabis
RAD/REIFEN 10,5 x 18 Zoll und 14 x 18 Zoll große Fifteen52 „Bergmeister"-Felgen; Tikore-Radschrauben aus Titan; mit 275/35-18 und 345/35-18 Mickey Thompson „Drag-Strip"-Reifen
KAROSSERIE Eigenbau-Motorhalter und Karosserieversteifungen; kompletter TRA Kyoto Rocket Bunny Widebody-Kit; Rigid-LED-Scheinwerfer mit fest montierten Scheinwerferkomplettabdeckungen; Gooichi-LED-Rückleuchten mit Abdeckungen in Wagenfarbe; Kohlefaser-Kofferraumabrisskante; Komplettlackierung in Pistaziengrün; Motorsport-Hebeanlage
INTERIEUR Gooichi-Motor-Sonderbau-Sicherheitszelle mit Flankenschutz, Kreuz, H-Strebe; Braille B128l Motorsport-Batterie in Eigenbau-Halterung; Takata-Sechspunktgurte und Technocraft-Schalensitze; Gooichi Motors „Boss-Schalthebel" mit Titan-Schaltknauf; Bubbletech-Eigenbau-Armaturenbrett mit Eigenbau-Mittelkonsole; Lizard-Skin-Keramikbeschichtung und Verkleidung für Fußboden; Kohlefaser-Seiten- und Tür-Verkleidungen; Wilwood-Pedale
BREMSEN Sechskolbenbremsanlage von Wilwood mit 370 mm großen Scheiben vorne und Vierkolbenbremsanlage von Wilwood mit 225 mm großen Scheiben hinten; einstellbares Motorsport-ABS; Eigenbau-Bremsflüssigkeitsbehälter
AUSPUFF Gooichi-Downpipe aus Titan; Eigenbau-Auspuffanlage (Screamer-Pipes) direkt am Abgaskrümmer