Anzeige

 Anzeige

Peugeot 207 RC (2009)

Vive la France!

07.02.2018 18:06 Uhr

Text: Patrick Zwerger | Fotos:Jan Bürgermeister


Oh, là là! Dieser Peugeot geht heftig durch die Decke. André Ferreira demonstriert mit seinem 207 RC, dass auch französische Autos Sexappeal besitzen. Und das Beste daran: Die inneren Werte stehen der Optik in nichts nach!

Die Franzosen fristen in deutschen Tuning-Kreisen ja eher ein Schattendasein. Wer weiß, vielleicht hat sich PSA deswegen Opel unter den Nagel gerissen, um dem abzuhelfen? Spaß beiseite: So ganz nachvollziehbar ist die Nischenrolle der Franzosen irgendwie nicht. Vor allem, wenn einem plötzlich solche Kracher wie dieser Peugeot 207 vor die Nase rollen. Technisch und optisch gewaltig aufgeputscht, könnte das Teil fast genauso gut auf den Rallyestrecken der WRC zu Hause sein. Fehlt nur der Dreck! Doch für Schlammloch, Stock und Stein ist der Wagen nicht gedacht. Viel zu schade! Sein Schöpfer André Ferreira, Böblinger mit portugiesischen Wurzeln, macht damit lieber deutschlandweit die Treffen unsicher. Und sorgt dort mächtig für Furore. Das Rallyemotto ist allerdings trotzdem nicht zufällig gewählt. Denn seit er denken kann, ist André großer Motorsportfan. Eine Leidenschaft, die er in die Wiege gelegt bekam – väterlicherseits. Vom Rennsport zum Tuning ist der Weg nicht allzu weit, und so nahm Andrés Leidenschaft zielstrebig und unaufhaltsam ihren Lauf. Sein Peugeot 207 RC ist der vorläufige Höhepunkt dieser Laufbahn.

Rennsport für die Straße

„Ich habe den Wagen 2013 gekauft, mit nur 6.000 Kilometern auf der Uhr", erzählt der 26-Jährige. Doch da André schon damals tief in der Schrauberszene steckte, war schnell klar: so öde-original wie der Wagen dastand, konnte er nicht bleiben. Immerhin trug er stolz das Kürzel „RC" im Namen – „Rallye Car"! Warum also nicht einen echten Rallyewagen bauen? Gesagt, getan. André machte sich sogleich an die Arbeit. Als Erstes nahm er sich das Fahrwerk vor. Denn was ist für einen Rallyeboliden besonders wichtig? Na klar: die Fahrdynamik! Natürlich kam in diesem Fall nur ein Gewindefahrwerk infrage. Ogier und Co. fahren schließlich auch nicht auf Luft! „Mit dem Airride-Trend der letzten Jahre kann ich mich sowieso nicht recht anfreunden", gibt André zu. „Manchmal hat man fast das Gefühl, auf Treffen zu den Außenseitern zu gehören, wenn man mit Gewinde vorfährt."

Zum Fahrgestell gesellte sich rasch passendes Leichtmetall in Rundform: Pro-Race-17-Zöller von Team Dynamics in strahlendem Weiß bevölkern seitdem die Radhäuser. Eine Wahl, der André bis heute treu geblieben ist. Doch bis zum Rallyewagen war es noch ein weiter Weg – nach Motorsport sah das Ganze irgendwie noch nicht aus. Auch der markante Peugeot-Heckflügel konnte das nur rudimentär kaschieren. André war klar: Wenn er mit dem Wagen wirklich etwas reißen wollte, kam er um eine neue Lackierung nicht herum. Bei Stephan Rinas aus Göppingen stieß André mit seinen Wünschen auf offene Ohren. Zusammen entwickelten die beiden einen spektakulären Rallye Look in Blau, Weiß und Rot – den französischen Nationalfarben. „Meine speziellen Ansprüche haben dem Lackierer sicher einige graue Haare wachsen lassen", lacht André. „Aber die Mühe hat sich gelohnt, das Ergebnis kann sich sehen lassen." Oh ja, das kann es in der Tat. Kombiniert mit Marken- und Sponsorenaufklebern aus dem Drucker der Firma Adwerb wirkt das Farbschema beeindruckend authentisch. Natürlich darf der Namensschriftzug des Piloten auf der Heckscheibe nicht fehlen – alles andere wäre Schlamperei!

Mehr Power! Apropos, Schlamperei: Auch in puncto PS wollte André sich nicht lumpen lassen. Der neue Lack sah zwar gut aus, schneller wurde der kleine Franzose durch den Rennanzug aber noch nicht. Also ging es unter der Haube ans Eingemachte. Das Ziel: 250 plus! Das originale Vorbild fuhr in der Super-2000-Serie mit knapp 250 PS. Diese Marke galt es zu übertreffen. Gemeinsam mit Freunden aus dem Tuning Club „Rolling Passion" machte André sich an die große Herz-OP: Auspuff, Downpipe, Kat und Turbo wurden gegen leistungsstärkere Pendants ersetzt – meistens Eigenbauten, da Teile von der Stange für den Peugeot kaum zu kriegen waren. Eine Boost Pipe, ein großer Luftfilter und ein zum Turbo passender Ladeluftkühler folgten.

Dann rollte André seinen 207 auf den Prüfstand – und war enttäuscht: „Die erste Messung zeigte 240 PS – ziemlich ernüchternd, wenn man den Aufwand ins Verhältnis setzt." Also musste der Böblinger dickere Bretter bohren – besser gesagt bohren lassen. Denn jetzt war Motorenpapst Jürgen Clemens am Zug: Neue Schmiedekolben, Stahlpleuel und eine Sachs-Performance-Kupplung korrespondieren nun mit einem aufgebohrten, neu gehohnten Motorblock und einem saftigen Softwareupgrade. Das Ergebnis: 270 PS – 20 mehr als das Rallyeoriginal!

Der letzte Schliff

Nun war der Peugeot also schnell und schön – aber für einen Rallyeboliden sah das Cockpit noch viel zu bieder aus. Ein Stilbruch vor dem Herrn! Also riss André erst einmal die Rückbank raus und installierte einen Bügel von Pleie Sport. Von einem Ausflug nach Kirchheim zu Recaro brachte der Peugeot-Fan einen Satz Poleposition-Schalen mit, die seitdem von knallroten Schroth-Gurten umschlungen werden. Sportlenkrad und Ladedruckanzeige machen den Racing-Look perfekt. Zumindest fast: Kommende Saison soll ein kompletter Überrollkäfig den Innenausbau beschließen. Und die folgenden Schritte hat André ebenfalls schon vor Augen: „Als Nächstes kommt eine Sechskolben-Bremse hinter die Räder. Und mehr Power unters Blech – nächstes Jahr will ich die 300-PS-Marke knacken." Ehrgeizige Pläne. Langweilig wird es André also bestimmt nicht werden.

TECHNISCHE DATEN 

Peugeot 207 RC (2009) von André Ferreira 

MOTOR Vierzylinder-Turbomotor 16V 175 THP RC mit 1,6 l Hubraum und serienmäßig 174 PS (aktuelle Leistung 270 PS, 350 Nm); Motorblock aufgebohrt und neu gehohnt, Clemens Motorsport-Softwareupgrade (Stage 4); K1-Stahlpleuel und -Schmiedekolben, Umbau auf JMTC E45HP-Turbolader, großer Luftfilter und größerer Ladeluftkühler; Mini-Highflow-Krümmer, 70-mm-Abgasanlage von Mohr Power Parts ab Turbo, 200-Zellen-Metallkat; Downpipe, Verrohrung des Ladeluftkühlers und Boost Pipe in Handarbeit geschweißt; verstärktes Getriebe mit kürzerer Übersetzung, MTech-Schaltwegverkürzung, Sachs-Performance-Sportkupplung
KAROSSERIE Lackierung im Peugeot-Sport-Rallyedesign mit Schriftzügen von der Firma Adwerb aus Göppingen (Grundfarben Blau, Weiß, Rot); Peugeot-Sport-WRC-Heckflügel und -Stahlhalter; Nebelscheinwerfer entfernt (wegen Ladeluftkühler-Verrohrung)
FAHRWERK ap-Gewindefahrwerk, maximale Tieferlegung 60 mm
RAD/REIFEN Team Dynamics Pro Race 1.2 in 7 x 17 Zoll auf 205er-Yokohama-Advan-Neova-Semislicks
BREMSEN Serie, Upgrade auf Sechskolben-Anlage geplant
INTERIEUR Recaro-Poleposition-FIA-Sitze, rote Schroth-Gurte ASM; Rücksitzbank entfernt, Pleie-Sport-Überrollbügel, Sparco L375 Nero-Sportlenkrad (Schüsselung 63 mm); Ladedruckanzeige (ProSport Racing); Bezüge in Alcantara
CAR-HIFI Serie
DANKE AN  Ringo Schatz (Schweißarbeiten Boost Pipe, Downpipe, LLK-Verrohrung), Manuel Hesse (Nothelfer bei Reparaturen und wandelndes Lexikon), Stephan Rinas (Lackarbeiten), Jürgen Clemens (Abstimmung und Motorumbau) sowie an den Rolling Passion Tuning Club für die starke Unterstützung