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Scion FR-S und Nissan S14

Zweimal Tofu, bitte!

18.12.2017 10:45 Uhr

Text: Patrick Zwerger | René Retters

Alexander Bettag zog 2013 mit 18 Jahren zum Studieren in die USA. Als er wieder zurückkam, hatte er nicht nur sein Diplom in der Tasche, sondern auch einen brandheißen Scion FR-S im Gepäck. Aber das war erst der Anfang ...

Wer mit 18 aus dem behüteten Elternhaus ins wilde Miami zieht, dem ist einiges zuzutrauen. Dass er drei Jahre später nicht nur zwei brachiale JDM-Boliden sein Eigen nennt, sondern mit der „Tofugarage" auch offizieller Importeur für Rocket-Bunny-Breitbaukits ist, das hätte Alexander Bettag jedoch selbst nicht erwartet. Aber manchmal nehmen die Dinge einfach ihren Lauf. Man darf sie nur nicht daran hindern.

Im Sommer 2013 war das alles noch nicht abzusehen. Da standen noch ganz andere Überlegungen auf der Tagesordnung. Alexander erinnert sich: „Ich war damals als DJ und Musikproduzent unterwegs und wollte was in der Richtung studieren. In Deutschland fand ich keine passende Uni – da hatte ich spontan die Idee, mich in Miami am SAE Institute for Technology zu bewerben." Prompt wurde er angenommen, und ehe er sich versah, saß er auch schon im Flieger Richtung Florida. Zusammen mit seinem Vater, der ihn die ersten zwei Wochen beim Einleben unterstützen sollte. Und was macht man als Erstes, wenn man irgendwo neu ist? Richtig – man sucht sich ein standesgemäßes Auto! Standesgemäß bedeutete in diesem Fall: Muscle Car! Klar, was auch sonst. Doch so einfach war das nicht. Die anvisierten Modelle sprengten allesamt das Budget. Auf dem Hof eines Toyota-Händlers entdeckte Alexanders Vater schließlich einen nagelneuen Scion FR-S – die amerikanische Ausgabe des Toyota GT86. Das war zwar kein Muscle Car, aber immerhin war der Scion günstig. Doch während der Vater über den neuen „Hammer-Sportwagen von Toyota" ins Schwärmen geriet, blieb sein Sprössling skeptisch: „Mein erster Gedanke war: Bah, nein – megahässlich, so etwas fahre ich nicht!"

Liebe auf den zweiten Blick

Später im Hotel recherchierte er trotzdem im Netz – und stieß auf ein Foto von Robert Kochis' „Stay Crushing"-Scion mit Rocket-Bunny-Bodykit. Alexander war sprachlos. War das wirklich das gleiche Auto? „Ich dachte mir, wenn man so etwas aus der Karre zaubern kann, dann her damit!" Vier Tage später war Alexander stolzer Besitzer eines schwarzen FR-S. Mit Handschaltung. Natürlich! Die ersten Umbauten folgten auf dem Fuße. Innerhalb von zwei Wochen waren Gewindefahrwerk und Carbon-Spoiler installiert und der Serienauspuff gegen ein „Ofenrohr" mit drei Zoll Durchmesser ausgetauscht. Der Wunsch nach mehr Breite erfüllte sich am „Black Friday". Greddy USA bot das V1-Kit von Rocket Bunny zum Sonderpreis an, und Alexander schlug zu. Die Wartezeit auf den Breitbausatz verkürzte sich der JDM-Neuling mit Motorbasteleien: Mehr Power war die Devise! Ein Turbo-Upgrade von FA20Club mit Garrett-Lader, E85-Benzinpumpe und neuer Software beschert dem Zweiliter-Vierzylinder 450 PS. Mächtig Holz für den von Haus aus eher schwächlichen Boxer!

„Natürlich habe ich nicht nur geschraubt, sondern das Fahrzeug auch einfach genossen", erzählt Alexander. „Wann immer es der Unistress zuließ, habe ich mich in die lokale Szene eingebracht und bin auf alle Shows gefahren, die im Umkreis stattfanden." So lernte Alexander jede Menge Leute kennen, die ihm neue Türen öffneten. Kontakte, die bis heute bestehen. Als der Breitbau dann endlich da war, fanden auch andere Teile den Weg an den Scion. Darunter vor allem neue Sitze und weitere Interieurkomponenten, außerdem eine Reihe selbst hergestellter Carbonteile. Später kam noch die Hi-Fi-Anlage hinzu, für die DS18 Sound aus Miami verantwortlich zeichnet. Alles war perfekt. Alexander genoss sein Leben im „Sunshine State" in vollen Zügen, bis sein amerikanischer Traum an den Hürden der Bürokratie zerschellte. Nach dem Abschluss seines Studiums erhielt der frisch gebackene Diplom-Toningenieur kein Arbeitsvisum. Wohl oder übel musste er nach „good old Germany" zurück. Aber eines war klar: Der Scion musste mit!

Tofu-Power!

Alexander steckte nun ganz tief drin in der Japan-Szene. Die Kontakte, die er in den Staaten geknüpft hatte, waren zu einem Netzwerk mit fast globalem Ausmaß angewachsen. Und weil sich mit Musik in Deutschland nur schwer Geld verdienen lässt, übernahm der Stolberger gemeinsam mit seinem Vater auch noch den Rocket-Bunny-Vertrieb für Deutschland – sogar mit Lagerhaltung! Parallel dazu perfektionierte er seine Schrauberkünste, fertigte Carbonteile, scharte Gleichgesinnte um sich. Die „Tofugarage" war geboren. „Das Ganze hat mordsmäßig eingeschlagen", freut sich Alexander. „Mittlerweile rollen auch meine Kumpels in den USA, Moskau und Griechenland als ‚Tofugarage' zu den Treffen."

Die Farbe Lila

Dass zur Tofugarage auch ein pausbackiger Nissan S14 gehört, ist vor allem einer älteren Dame und „Mister Rocket Bunny" alias Kei Miura zu verdanken. Der Dame deswegen, weil sie den 200SX, den sie als Neuwagen gekauft und bis dato täglich gefahren hatte, für günstiges Geld zum Verkauf anbot. Und Kei Miura, weil er just in diesen Tagen sein neues „Boss"-Breitbaukleid vorstellte – maßgeschneidert für den Nissan S14. „Ursprünglich hatte ich den Nissan nur gekauft, weil er billig war. Ich wollte ihn ein wenig aufbereiten und dann weiterverkaufen", erinnert sich Alexander. „Aber dann kam Miura-san mit diesem Boss-Bodykit ums Eck. Da war der Fall natürlich klar: Ich baue eine Boss-S14!"

Beim Vorbereiten der Karosse entdeckte Alexander ein paar Roststellen. Die waren aber schnell beseitigt. Ansonsten stand die Silvia für ihre 22 Jahre tadellos da. Ausnahme war der Lack. Der war totgebürstet. Aber das war egal, Alexander hatte sowieso schon einen Plan: Der Wagen sollte lila werden! Weil der anvisierte Candylack zu teuer war, bediente sich Alexander am Farbregal von Fiat. „Passt perfekt, auch zu den Felgen", freut sich der Tofu-Tuner. Sowohl der Nissan als auch der Scion sind übrigens absolut straßentauglich. Beim Scion waren allerdings ein paar Anpassungsarbeiten notwendig, um den TÜV-Prüfer zufriedenzustellen. In den USA geht eben doch etwas mehr als bei uns. Doch Alexander war es wichtig, den Wagen im Alltag nutzen zu können. Auch, um die Erinnerung wachzuhalten: „Der Scion wird für mich immer ein Teil von Miami sein, der mit mir nach Deutschland gekommen ist."

TECHNISCHE DATEN 

Scion FR-S, Baujahr 2013

Karosserie  Rocket-Bunny-Breitbaukit V1, Seibon Carbon-Heckspoiler, Front auf Rocket Bunny V2 umgebaut; Diffusor, Seitenschweller, Spoiler und Spiegelkappen in Carbon; Frontscheinwerfer innen giftgrün lackiert; Komplettlackierung in Schwarz metallic
Motor FA20-Vierzylindermotor mit 2,0 l Hubraum (Serie 200 PS); FA20Club-Turbokit mit Garrett-Turbolader 60 trim; E85-Benzinpumpe und 700cc-Einspritzdüsen; Mishimoto-Wasserkühler, Radtec-Ölkühler, Ecutek-Motorsoftware; Leistung 450 PS; Sechsgang-Schaltgetriebe, Hinterradantrieb; Driveshaft Shop-Antriebswellen, Carbon-Kardanwelle, ACT-Schwungrad, ACT 4 Puck-Kupplung
Auspuff Fächerkrümmer, Dreizoll-Frontpipe, Catback-Anlage von Circuit Sports (strömungsoptimierte Anlage mit reduziertem Abgasgegendruck)
Fahrwerk KW-Gewindefahrwerk Variante 3, Whiteline-Stabilisatoren, Summit-Domstrebe vorn und hinten; Solid Mount-Achsbuchsen und komplette Querlenker von JSP hinten
Bremsen Hispec-Monster-Vierkolbenanlage mit 325-mm-Scheiben vorn (gelocht und geschlitzt), Hispec-Monster-Zweikolbenanlage mit Serien-Bremsscheiben hinten
Rad/Reifen Brada-BR1-Alufelgen in 10,5 x 18 Zoll ET 15 vorn und 12,5 x 18 Zoll ET -5 hinten auf Yokohama Advan Sport in 265/35 R18 vorn und 315/30 R18 hinten
Interieur Vollcarbon-Halbschalensitze von Tofugarage, Vierpunktgurte von Takata, Cusco-Gurtstrebe; Lederausstattung, NRG-Lenkrad mit grünem Alcantarabezug, Instrumente umgelötet auf grüne LED; Instrumentenbrett, Handgriffe, Lüftungsöffnungen und diverse andere Kleinteile in Carbon; Short Shifter von IRP
Car-HiFi Steuergerät JVC-KW V41BT; drei Endstufen DS18 Sound Diamond Line BD-3000 1.D; Hochtöner, Lautsprecher und zwei 15-Zoll-Subwoofer von DS18 Sound
Danke an Brandon und Ian in Miami für die große Hilfe und an alle aus der Tofugarage-Crew, die immer, wenn es nötig war, am Auto mitgeholfen haben; DS18 Sound Miami, Rodspeed Miami, Lackcenter Stolberg (Karsten Volkmann)

TECHNISCHE DATEN 

Nissan S14 (200 SX), Baujahr 1994

Karosserie  Rocket Bunny-Breitbaukit „Boss V2"; Komplettlackierung in Lila metallic
Motor  SR20DET-Vierzylindermotor mit 2,0 l Hubraum und T28-Turbolader von Garrett (Serie); Blow-off-Ventil von Greddy; Eigenbau-Ölkühler, Wasserkühler und Ladeluftkühler von Radtec; Softwareoptimierung; Leistung 250 PS; Fünfgang-Schaltgetriebe, Hinterradantrieb
Auspuff Fächerkrümmer, Downpipe, Kakimoto-Komplettanlage (3 Zoll)
Fahrwerk Gewindefahrwerk von BC Racing Coilovers mit einstellbaren Domlagern; Tein-Stabilisatoren vorn und hinten; Summit-Domstreben hinten (oben und unten), Summit-Racing-Querlenker hinten
Bremsen  neue Sättel (Serie) mit geschlitzten JBL-Bremsscheiben vorn und hinten
Rad/Reifen Enkei-Leichtmetallfelgen 6666 Custom in 8 x 17 Zoll ET -30 vorn und 9 x 17 Zoll ET -60 hinten auf Toyo R888 in 235/40 R17 vorn und 245/40 R17 hinten
Interieur  Stoff-Halbschalensitze von Tofugarage, Vierpunktgurte von Takata; Türpappen und hintere Sitzbank in Leder mit lila abgesetzten Nähten; NRG-Lenkrad „Purple Wood Grain", Diamond-Schaltknauf von WALW (We are likewise), Crown Royal-Schaltsack; elektronisches Kombiinstrument Touch-Infometer von Greddy
Car-HiFi Fehlanzeige! :)
Danke an  Tofugarage-Crew, Lackcenter Stolberg