Anzeige

 Anzeige

VW Tiguan von Micael Silva (2018)

Ganze 160 Millimeter tiefer!

13.09.2018 10:54 Uhr

Text: Patrick Zwerger | Fotos: Rui Almeida


SUVs sind ja immer so 'ne Sache. An sich ist es wie mit jedem Trend: Manche fahren total drauf ab – andere zucken gelangweilt mit den Schultern, weil sie dem Ganzen nichts abgewinnen können. Ich persönlich gehöre beim Thema SUV eher zur letzteren Fraktion. Der Sinn dieser Fahrzeugklasse hat sich mir irgendwie nie recht erschlossen. Aber, ich muss zugeben: Der neue Tiguan, der hat was …

Das dachte sich auch Micael Silva. Anfang 2017 war der Schweizer auf der Suche nach einem neuen Familienauto. Groß und geräumig sollte es sein, aber auch optisch ein bisschen was hermachen. Da Micael mit der Firma Low Industries außerdem als Tuner seine Brötchen verdient, war von Beginn an klar, dass die künftige Familienkutsche dahin gehend ebenfalls Spielraum bieten musste. So fiel Micaels Blick letztendlich auf den Tiguan 2. Und ehe er sich versah, war die Kiste auch schon bestellt – nagelneu und unschuldig weiß.

Umbau im Eiltempo

So unschuldig, das war klar, konnte der Tiguan nicht lange bleiben. Dass der Serienzustand nach Ablieferung aber gerade mal 45 Minuten währte, mutet trotzdem rekordverdächtig an. Zeigt jedoch auch ganz klar: Micael macht keine halben Sachen! „Ich hatte von Anfang an genaue Vorstellungen, wie ich den Wagen umbauen wollte", lacht der 30-Jährige. „Deshalb bin ich nach der Abnahme sofort in die Werkstatt gefahren und habe das Fahrwerk dranmontiert. Im Voraus war ich x-mal beim VW-Händler, um alles auszumessen und so weit es ging vorzubereiten. Ich wollte keine Zeit verlieren!" Verständlich – was hätten auch die Leute denken sollen, hätten sie Micael in einem storchenbeinigen weißen Tiguan erwischt? Low Industries – dieser Name verpflichtet! Die Frage nach dem Sinn, ein SUV tieferzulegen, stellt sich da erst gar nicht.

Tatsächlich hat Micael den Tiguan nach allen Regeln der Kunst auf den Boden geprügelt. In Zahlen ausgedrückt: Das selbst konstruierte Low-Industries-Luftfahrwerk verringert den Abstand zwischen Chassis und Asphalt um bis zu 160 Millimeter. Eine AccuAir-Steuerung erlaubt allerdings auch alltagstaugliche Werte – immer genau so, wie es die Situation erfordert.
Parallel zum Fahrwerksumbau hüllte Micael seine Neuerwerbung in mattgrüne „Military"-Folie und steckte r8cm9-Alus von Radi8 auf die Radnaben. Außerdem reicherte er die Leistung des Vierzylinders mittels Software und Custom-Auspuff um gut 60 PS an. Und dann hieß es: Vorhang auf zur Saison 2017! „Die Resonanz war überwältigend, das Auto hat eingeschlagen wie eine Bombe", erinnert sich Micael. Das war natürlich super, setzte den Schrauber aber zugleich unter Zugzwang: „Mir war klar, dass ich für 2018 noch einen Zacken drauflegen musste, um die Optik der Premierensaison zu toppen."

Sonnengelb statt Dunkelgrün

Einmal mehr fackelte Micael nicht lange: Er riss dem Tiguan die grüne Folie vom Leib und schnallte die Radi8-Räder ab. Vom düsteren Militärlook hatte er die Nase voll, nun sollte etwas Lebensfroheres her. Fündig wurde Micael bei den Folienprofis von 3M: „Sunflower Yellow" – das war genau das Richtige! Und der totale Kontrast zur Vorsaison: rollende Sonnenblume statt flachgelegter Straßenpanzer.
Dazu bekam der Tiguan fette 20-Zöller von Rotiform spendiert. Die mussten allerdings erst noch angepasst werden: Werksseitig mit 35 Millimeter Einpresstiefe geliefert, drehte Micael die Räder auf ET 42 ab. Spurplatten an beiden Achsen sorgen für die nötige Bewegungsfreiheit, die flachen Nankang-Pneus lassen die Rotiforms dabei noch wuchtiger erscheinen. Gleichzeitig passte Micael den Innenraum an: An exponierten Stellen ziehen nun gelbe Nähte die Blicke auf sich, während das Armaturenbrett mit einem Kleid aus Echtcarbon begeistert.

Apropos, Carbon: Ist euch der Heckflügel eigentlich schon aufgefallen? Blöde Frage – wie soll man den übersehen? „Den Flügel haben wir bei Low Industries eigens angefertigt", freut sich Micael. „Der Spoiler selbst besteht komplett aus Carbon." Die Halter sind dagegen aus Aluminium – und hieven das Kohlefaserbrett kunstvoll vom Kennzeichenhalter bis zur Dachkante hoch. Perfekt umgesetzt, würden wir sagen. Taugt wahlweise als Pommestheke oder Regendach – je nach Fahrwerkshöhe.

Ende der Stange?

Bei aller Liebe zum Veredeln ließ Micael allerdings eins nie aus den Augen: die Alltagstauglichkeit. Schließlich hatte er den Tiguan für die Familie angeschafft, da mussten die Umbauten natürlich praktikabel bleiben. „Lifestyle Tuning" eben: einzigartig und mit klarer Linie, gern forsch und spektakulär – aber ohne es auf die Spitze zu treiben. Ob da noch mehr geht fürs nächste Jahr? Micael ist skeptisch: „Wir sind uns noch nicht ganz sicher, wie es weitergeht – wenn ich ganz ehrlich bin, glaube ich, dass das Maximum erreicht ist. Aber wir werden sehen."
So oder so: Das Schweizer „Sunflower-SUV" wird in die Annalen der Tuning-Szene eingehen – als einer der wenigen Tiguan, die ihr Dasein nicht als Trailerqueen-Zugmaschine fristen, sondern selbst zum Projekt aufsteigen durften.

DATEN & FAKTEN

VW TIGUAN II R-Line (2016) von Micael Silva 

MOTOR Vierzylinder-TSI (EA 888, Motorcode CHHB) mit 2,0 Litern Hubraum und serienmäßig 220 PS; Leistungssteigerung durch Softwareupdate auf 280 PS; Low-Industries-Auspuffanlage, Siebengang-DSG
KAROSSERIE Komplettfolierung in „Sunflower Yellow" von 3M, diverse Low-Industries-Schriftzüge; sämtliche Chrom- und Kunststoffteile glanzschwarz lackiert, Low-Industries-Heckspoiler aus Carbon mit Aluminiumhalterung
FAHRWERK Low-Industries-Luftfahrwerk (Air Race) mit AccuAir-E-Level-Steuerung, Eigenbau-Lufttank; maximale Tieferlegung 160 mm
RAD/REIFEN Rotiform CCV in 10 x 20 Zoll ET 42 vorn und hinten auf Nankang-Reifen der Dimension 255/30 R20; Porsche-Nabendeckel; Spurverbreiterung vorn 30, hinten 60 mm
INTERIEUR Lenkrad und Schaltsack mit Alcantara bezogen und mit gelben Nähten abgesteppt (Interieur Customizing Gross), diverse Applikationen in Echtcarbon, Low-Industries-Überrollkäfig
DANKE AN  HPS Airride Basel, lowindustries.ch, Auto-Cosmetics Selzach, Interieur Customizing Gross