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Ford Torino (1971)

Vergangenheit trifft Moderne

06.02.2018 17:00 Uhr

Text: Bernd Frank | Fotos: MotorVisionen


Die Firma MotorVisionen hat diesen 1971er Ford Torino für einen Kunden besorgt, und er war in einem wirklich guten Allgemeinzustand, sodass der Besitzer ein paar Jahre auch im Serientrimm damit glücklich war. Aber wie das so ist, irgendwann entsteht der Wunsch nach mehr – und in diesem Fall nach deutlich mehr. Der Startschuss für ein ausgefallenes Custom-Projekt, sowohl optisch als auch technisch.

Mehr Power, das aber bitte auch standhaft und beherrschbar. Das war die Prämisse bei der Technik, geht es in Amerika doch meist eher geradeaus, und dank der Geschwindigkeitsbeschränkungen bleiben in Amerika den Fahrzeugen auch Dauerbelastungen wie auf deutschen Autobahnen erspart. Aus Gewichtsgründen entschied sich das Team für einen 427er-Boss-Motor, der mit passenden Komponenten bestückt wurde. Auf einer Weiland-Ansaugspinne sitzt ein Holley-Vergaser, viele polierte Teile sorgen auch für einen optisch perfekten Auftritt. Dafür wurden ebenfalls Batterie und Scheibenwaschbehälter in den Kofferraum verbannt. Das Seriengetriebe hätte mit den inzwischen anliegenden rund 300 PS wohl schnell Zahnschmerzen bekommen, sodass das Team ein AODE-Getriebe wählte, das dank Steuerteilen sowohl für den Straßenverkehr als auch den Rennbetrieb geeignet ist. Der Motorraum wurde gecleant, alle unnötigen Löcher verschweißt, Übergänge verzinnt, Sicken unter Blechtafeln versteckt.

Performance bei Motor & Fahrwerk

Eine HEIDTS-Achse mit Sperrdifferenzial verführt die Räder an der Hinterachse zum Drehen. Die jetzt hier arbeitende Einzelradaufhängung verhilft dem Wagen zu etwa 100 Kilogramm weniger unbewegter Masse, und macht ihn so deutlich agiler. Auch vorne wurde mit einem Gewindefahrwerk der Firma TCP mit doppelt verstellbaren Stoßdämpfern, 32-Millimeter-Stabilisator und geschmiedeten Achsschenkeln dafür gesorgt, dass das Fahrzeug nicht nur geradeaus fahren kann. Ein Willood-Bremssystem mit geschlitzten 12,88-Zoll-Bremsscheiben und Sechskolben-Bremssätteln vorne bringt die Fuhre anständig zum Stehen. Dass sich an den Achsen originale Foose-Felgen drehen, ist nur eines der optischen Highlights des Wagens. Einen Hideaway-Kühlergrill, bei dem die Schweinwerfer im „schlafenden Zustand" vom Grill überdeckt werden, kennen die meisten vom Dodge Charger. Aber es gab ihn auch beim Torino, jedoch nur in der seltenen GT-Ausstattung.

Es war selbst in den USA sehr schwer, einen gut erhaltenen Grill aufzutreiben. Denn auch dort ist der sehr beliebt, aber dadurch, dass er aus Druckguss ist, auch selten gut erhalten. Die Dresdener Custom-Schmiede hatte aber Glück und fand ein brauchbares Exemplar für den besonderen Look. Aluguss lässt sich natürlich nicht mit den Karosserieecken verschweißen, deshalb bauten sie einige Teile kurzerhand aus Blech neu. Viele andere Umbauten sind ebenfalls keine Serienteile, sondern alles klassische Einzelanfertigung in Handarbeit, wie die Schürzen, die die serienmäßigen Stoßstangen ersetzen, vorne mit einem Spoiler. Ein eigens erarbeitetes Luftleitsystem in der Motorhaube, das teilweise sogar geschlossen werden kann, ist nicht nur Optik, sondern sorgt tatsächlich für eine bessere Kühlung des Antriebssystems. Am auffälligsten sind wohl die verbreiterten Backen an den Seiten, die auch als Lufthutzen dienen. Hier wurden sehr schön die Formen der ursprünglichen Karosserie aufgenommen, als ob es diese Version schon ab Werk gegeben hätte. An ihren Seiten enden beidseitig die Endrohre des Klappenauspuffs aus Edelstahl.

Alle Karosserieänderungen sind custom made

Den Abschluss bildet ein selbst gefertigter Heckspoiler, der wie der Frontspoiler das Design des Tankdeckels aufnimmt, der unter die Heckscheibe verlegt wurde. Die Heckklappe hat einen Anschlag, sodass sie mit ihm keinen Kontakt bekommt und wird elektrisch verschlossen. Darunter sitzen die durchgehenden Heckleuchten im Wabendesign, die ebenfalls vom GT-Modell stammen. Die Front- und Heckecken wurden komplett neu gefertigt, da der Kunde keinen Übergang zu den Kotflügeln und den Seitenwänden wünschte. Alle Fugen wurden für eine besonders cleane Optik verzinnt. Im Innenraum sollte es modern zugehen. Die Sitze spendete ein Mazda MX-5 Phoenix, die aber stark modifiziert wurden und über eine Sitzheizung verfügen. Das Armaturenbrett ist ein kompletter Eigenbau mit Dakota-Digitalinstrumenten. An einer verchromten verstellbaren IDIDIT-Lenksäule dreht sich ein mit Leder gesatteltes BSP-Lenkrad. 

Musik im Innenraum und aus den Auspuffrohren

Die Seitenverkleidungen basieren auf den originalen Türpappen und Pendants aus dem Audi TT. Am Ende der Arbeiten wurden sie aus Modelierschaum neu geschnitzt und aus GFK laminiert. Neben den Türverkleidungen finden sich viele andere moderne Elemente aus dem Audi-Programm im Innenraum wieder, beispielsweise eine Innenleuchte vom Audi A6 oder die Sitzheizungsschalter aus dem TT mit entsprechender Alublende. Alle Fenster heben sich elektrisch dank eines Nachrüstsystems für den Ford Mustang. Unnötig zu erwähnen, dass der Wagen über moderne Extras, wie etwa eine Zentralverriegelung, verfügt. Die verschiedenen Kabelbäume mussten dazu vereinigt werden. Und noch mehr Kabel waren für das neue Soundsystem nötig: Ein ausgeklügeltes Musiksystem aus Audio-System- und Alpine-Komponenten samt Bluetooth-Navigationssystem runden das Komplettpaket ab. Auch wenn der Torino Cocaine sich deutlich vom Grand Torino Clint Eastwoods unterscheidet, wir sind uns sicher: Dieses Exemplar hätte er noch besser verteidigt!

TECHNISCHE DATEN 

Ford Torino (1971) von MotorVisionen

MOTOR 427 Ford-Boss-Motor, Weiland-Ansaugspinne, Holley-Vergaser, Mr.-Gasket-Ventildeckel, Aluminium-geschweißt, poliert, March-Performance-Pulley-Kit inkl. Klimaanlage, March-Performance-Servo-Ölgehäuse, Alu, poliert, MSD-Zündanlage, ca. 300 PS
RAD/REIFEN Foose Fighters, 2-teilig, poliert VA 8J18, HA. VA 245 40 R18, HA 275 35 R18 Falken- Reifen
KAROSSERIE Gecleanter Motorraum, Hideaway-Front, neu gelasterte Abdeckung bei Waschdüsen, Übergang vom Grill zum Kühler gecovert, Haifischmaul, LED-Stand-/Blinklichtkombination unterhalb der Stoßstange, Front- und Heckspoiler im Design des Tankdeckels, durchgehende GT-Heckleuchten mit sequenziellen LED-Blink-Rück-Bremslichtkombination, Shelby-Style-Spiegel mit integrierten LED-Blinkern auf Fendern, Tankdeckel hinter Heckscheibe verlegt, Lufteinlass an der Seite, Stoßstangen entfernt
CAR-HIFI Audio-System Vierkanalendstufe HX170.4 4 x 170 W/2 x 500 W & Zweikanalendstufe HX360.2 2 x 360 W/1 x 1250 W, Audio-System High End Combo-Lautsprecher 165 mm & 12 Zoll Subwoofer 350/500 W, Alpine Doppel-DIN-Navigationssystem mit Bluetooth INE-W928R
INTERIEUR Vollverstellbare, verchromte IDIDIT-Lenksäule, BSP-Lenkrad mit Leder umsattelt, Armaturenbrett Eigenbau von MotorVisionen mit Dakota-Digitalinstrumenten in Carbon/Rot, modifizierte Mazda-MX-5-Phoenix-Sitze mit Sitzheizung, weiße Rollgurte, Türpappen aus Audi TT 6J und den originalen zusammengesetzt, in GFK komplett neu gefertigt und anschließend in Echtleder bezogen, elektrische Fensterheber, Fensterheberschalter Audi A4 B6 in Türpappen integriert, Innenraumleuchte A6 4F, Sitzheizungsschalter Audi TT 6N mit Aluminiumblenden
AUSPUFF Edelstahl-Klappen-Auspuffanlage
GETRIEBE  AODE-Getriebe mit Steuerteil, Kabelbaum
DANKE AN Mathias Lieschke von der Oldtimer-Werkstatt Lieschke, der unsere Ideen bravourös karosserietechnisch umsetzte
KONTAKT  www.motor-visionen.de