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Was lange währt ...

02.10.2017 16:47 Uhr

Genau 8.000 Z1 baute BMW zwischen 1989 und 1991. Jeder von ihnen eine Legende – ein Traum von einem Roadster! Tuning-Urgestein Frank hat sich diesen Traum erfüllt. Auch wenn dafür fast 30 Jahre ins Land ziehen mussten.

 

Manchmal muss man im Leben einfach Geduld haben. Seinen Träumen Zeit lassen. Und irgendwann eiskalt zuschlagen. Für Frank S. zumindest hat sich das Warten gelohnt. Als Jungspund schlenderte Frank im September 1987 über die IAA in Frankfurt – und blieb am Stand seiner Lieblingsmarke BMW plötzlich wie angewurzelt stehen. Dort feierte damals der Z1 Premiere. Fesch und selbstbewusst im Roadster-Design, mit Kunststoffkarosserie, versenkbaren Türen und Frontmittelmotor. Frank war hin und weg. Was für ein Traumwagen! Es war der Moment, in dem der gerade 19-Jährige einen kühnen Plan fasste: Spätestens bis zu seinem 50. Geburtstag wollte er sich einen solchen Z1 zulegen. Einen von 8.000. Seinen!
Die Jahre kamen und gingen – doch der Traum vom Z1 blieb immer im Hinterkopf. Bis Frank 2015 die Zeit für gekommen sah, den alten Plan endlich in die Tat umzusetzen: „Ich begann, mir einige Autos in Deutschland und im benachbarten Ausland genauer anzusehen. Aber entweder wurde ich mir mit dem Verkäufer nicht einig oder das Auto entsprach nicht meinen Vorstellungen.“ Ein Sportwagenautohaus in Düsseldorf knüpfte schließlich den Kontakt zu einem Z1-Besitzer aus Saint-Tropez. „Dieses Exemplar, Baujahr 1991, ist es letztendlich geworden“, erklärt Frank stolz. Der fast 30 Jahre alte Traum ging damit im Sommer 2016 in Erfüllung.

Darf man einen Z1 tunen?

Drei Jahrzehnte sind eine lange Zeit. Genug jedenfalls, um sich bis ins Detail auszumalen, was man mit dem Z1 alles anstellen würde, sobald man nur endlich einen besäße. Deshalb fackelte Frank auch gar nicht lange, sondern machte sich direkt an den Umbau.
Damit wären wir bei der Frage angelangt, die vor allem den Puristen unter den Nägeln brennt: Darf man einen Z1 tunen? Einen Wagen, der mit einer Stückzahl von 8.000 schon per se ein Klassiker ist? Ja. Man darf. Aber nur, wenn man es auch wirklich kann!

Wer Franks legendären E34 schon einmal gesehen hat (zum Beispiel in der TUNING 1/2014), der weiß, dass man sich darum keine Sorgen zu machen braucht. Und das Ergebnis, das ihr hier auf diesen Seiten bewundern könnt, spricht Bände. Aber bis sich der Z1 so fotogen in der Sonne rekeln konnte, musste so manche Hürde übersprungen werden. Frank erzählt: „Das Auto hatte sein Leben lang nur die Sonne Südfrankreichs gesehen. Vor allem das Interieur hatte darunter extrem gelitten.“ Deswegen erhielt der BMW ein komplett neues Innenleben in Gestalt erlesenen Leders, virtuos implantiert von Sattlerguru Björn Weißen. Der ging gnadenlos in die Vollen: Selbst der alte Teppich musste den Tierhäuten weichen. Die Farbkombination aus zwei hellen Brauntönen und farblich abgestimmtem Garn in Kreuzstich war zuvor von Franks Frau Sonja ausgewählt worden. Außerdem änderte sich die Luftführung im Armaturenbrett: Wo vorher Schlitze prangten, hauchen nun runde Metallösen Frischluft ins Cockpit.

Nächster Punkt im Lastenheft: die Felgen. Frank hatte sich bereits auf dreiteilige OZ Futura eingeschossen. Die gab es allerdings nicht im BMW-Lochkreis 4 x 100. Lochkreisadapter und eine veränderte Einpresstiefe schafften hier Abhilfe, während die Felgen selbst hochglanzverdichtet, die Innenbetten geglättet und anschließend in Marrakeschbraun lackiert wurden. Als i-Tüpfelchen verzierte Franks Kumpel Holger die Räder innen mit zweifarbigen Pinstripes. Vergoldete Schrauben halten die drei Felgenteile zusammen.
Damit die schmucken 17-Zöller noch besser zur Geltung kommen, ließ Frank außerdem ein Luftfahrwerk verbauen – und schaffte damit ein weiteres Alleinstellungsmerkmal. Von den 8.000 gebauten Z1 ist sein Exemplar nun das weltweit einzige mit Airride. Dieser Fakt wird im Kofferraum in Gestalt eines Zehnliteralutanks und sichtbar unter GFK verlegter Kupferleitungen ausgiebig zelebriert.
Ein wahres Meisterstück lieferten derweil die Lackierer von Karosseriebau Jagnow aus Wesseling ab: Sie zeichnen für das marrakeschbraune Farbkleid des Roadsters verantwortlich. Was im ersten Moment nach einem gewöhnlichen „paint job“ klingt, entpuppt sich bei genauem Hinsehen als echtes Husarenstück. Denn die Karosserie des Z1 besteht wie bereits erwähnt aus Kunststoff. Das hatte zwar den Vorteil, dass man alle Teile abnehmen und separat bearbeiten konnte. Allerdings erwies es sich als enorm schwer, die Kunststoffteile wirklich glatt zu lackieren – obwohl Frank zuvor alle Risse, die er gefunden hatte, eigenhändig zugeschweißt hatte. Doch die Farbenprofis meisterten die Herausforderung mit Bravour – Note Eins mit Sternchen!
Zwischenzeitlich hatten sich die Kollegen von KBR Motorsport des Auspuffs angenommen. Denn ohne den perfekten Klang wollte Frank nicht vom Hof rollen. Auch hier erwies sich der Z1 als eher schwieriger Kandidat: Der Endtopf des Originalauspuffs sorgt mit seinem Flügelprofil nämlich für Anpressdruck auf der Hinterachse. Fatal, dies bei einem Auspuffneubau außer Acht zu lassen! Doch KBR zimmerte ein dermaßen geniales Rohrsystem zusammen, über das Frank noch heute ins Schwärmen gerät: „Der Klang ist einfach unglaublich – vor allem bei höheren Drehzahlen!“

Volles Risiko


Höhere Drehzahlen – daran traute sich Frank bei der ersten Ausfahrt mit dem „neuen“ Z1 beim besten Willen nicht zu denken. Ein Risiko wagte er dennoch: Statt zaghaft einmal um den Block ging es Ende März 2017 direkt nach Belgien zur GR8-Messe. 350 Kilometer Strecke – ohne davor auch nur einen Meter weit gefahren zu sein. Mit samtenen 80 Sachen schlich der Roadster über die Autobahn: „Die erste Stunde wechselten meine Frau und ich kein Wort“, lacht Frank. „Wir hatten Panik in den Augen!“ Doch die Sorgen waren umsonst. Der Wagen lief. Tadellos. Und er läuft auch heute noch. Die Zeichen stehen also gut, dass Frank an seinem wahr gewordenen Traum noch eine ganze Weile Freude haben wird. Mindestens die nächsten 30 Jahre!

 

Bildunterschriften:

S.12

Fett-Text:

Kult im Quadrat: Dieser Z1 ist einer der Topstars der Saison!

 

S.13 oben

Die Neugestaltung des Innenraums übernahm Björn Weißen. Ein Anblick, der begeistert

 

S.13

1. Lederkunst bis ins Detail: „Unglaublich, was Björn an Geschick und Liebe in mein Auto gesteckt hat!“

 

2. Die Brauntöne harmonieren bestens mit der Außenhaut. Selbst die Sicherheitsgurte wurden farblich angepasst

 

S.14

Fett-Text:

Franks Z1 ist nicht nur der einzige auf Luft – auch der marrakeschbraune Teint dürfte an dem Roadster einzigartig sein

 

S.15

1. Inmitten des GFK-Kofferraumausbaus thront der Alulufttank fürs Airride

 

2. Sämtliche Dämpfer an der Karosserie erhielten ebenfalls einen Bezug aus Leder

 

3. Die sichtbar verlegten Kupferleitungen sehen verdammt gut aus und versorgen das Luftfahrwerk mit Druck

 

S.16

1. In den Radkästen funkeln dreiteilige OZ Futura in 17 Zoll

 

2. Nummernschild mit Lederüberzug – auch ’ne Idee!

 

3. „Die Spaltmaße musste ich mehrmals neu einstellen. Ich habe das Auto abends in die Garage gerollt und am nächsten Morgen sah alles wieder komplett anders aus ...“

 

Fett-Text

8.000 Z1 liefen bei BMW vom Band. Doch Nummer 5.587 stellt alle in den Schatten!



Datenkasten:

Frank S. >>> BMW Z1, Baujahr 1991 (Nr. 5.587 von 8.000)

Motor: 6-Zylinder-Reihenmotor BMW M20 B25 mit serienmäßig 170 PS; Motor von 2,5 auf 2,7 l Hubraum aufgebohrt, Chip-Tuning; Auspuffanlage von KBR mit Flügelprofil und je einem Ausgang links und rechts im Originaldesign; aktuelle Leistung ca. 220 PS

Karosserie: Komplettlackierung in Marrakeschbraun von BMW (Farbcode BMW B09); weiße Frontblinker, Lampengehäuse der Scheinwerfer lackiert und mit Pinstripes versehen; Gitter der Niere und Lüftungsgitter in der Stoßstange diamantschwarz lackiert

Fahrwerk: Airforce-Luftfahrwerk mit Kupferleitungen und Alulufttank (10 l), Domstrebe vorn; Federbeine vom BMW E30 und E36
 
Rad/Reifen: 3-teilige OZ-Futura-Felgen in 9 x 17” vorn und 10,5 x 17” hinten auf Falken-453-Reifen in der Dimension 215/40/17 vorn und 255/35/17 hinten; Lochkreisadapter von 4 x 100 auf 5 x 130 mm (15 mm dick); Felgen komplett hochglanzverdichtet, Betten innen komplett begradigt (ohne Riefen); Innenbetten in Marrakeschbraun lackiert und mit Pinstripes verziert, vergoldete Verbindungsschrauben, selbst gedrehte Deckel

Bremsen: Bremsanlage vorn vom Mini Cooper, hinten Serie; Bremsscheiben vorn gelocht und geschlitzt, Stahlflexleitungen von Fischer (vorn und hinten)

Interieur: Komplettausstattung in Leder (zweifarbig in Beige und Hellbraun, inklusive Fußraum), Nähte mit Garn in Kreuzstich abgesteppt; Luftführung im Armaturenbrett umgebaut (runde Metallösen statt Schlitze); farblich angepasste Sicherheitsgurte, Rückenschalen der Sitze in Diamantschwarz lackiert, Dämpfer für Kofferraumdeckel und Verdeckkastenklappe beledert; kompletter Kofferraumausbau in GFK mit sichtbar verlegten Luftleitungen in Kupfer; Verkleidung des Kofferraumdeckels in GFK nachgebaut, Deckel des Werkzeugkastens beledert; Ausbau zweifarbig, blau und rot, beleuchtet

Danke an: Björn Weißen (Interieur Factory), Asmen Basol, Holger Petrat, Marco Spriessler (Glanzwerk Bornheim), Christian Kreher (KBR Motorsport), Pottis Garage, Johannes Busch (Pulverbar), Karosseriebau Jagnow, Irmtrud und Edmund Diederich (Eddy Tuning), Frank Leyendecker, Roland Betzmann (Real Gold) sowie an meine Frau Sonja