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Nissan 370Z

Unter falscher Flagge

12.10.2017 14:13 Uhr

Sein bocktiefer Nissan 370Z Nismo geht seit Monaten viral durch die Decke und war ein Hingucker auf der Essen Motor Show. Mit JDM, Reisbrennen und Co. hat Marcel Buck aber nichts am Hut. Denn eigentlich gilt seine Liebe einer ganz anderen Marke.

 

Es klingt irgendwie paradox. 2013 kam Marcel über die VAG-Szene zum Tuning, fuhr mit Kumpels das erste Mal an den Wörthersee – und war einfach nur hin und weg. „Ich habe diese Szene schnell lieben gelernt, und das hält bis heute an“, schwärmt der 23-Jährige vom Lifestyle der Volkswagen-Fans. Trotzdem steht in der heimischen Garage kein Golf, kein Passat oder gar ein Phaeton, sondern ein Nissan – ein ganz besonderer zwar, aber eben kein Wolfsburger. Wie passt das zusammen? Marcel lacht: „Ich habe noch nie einen VW besessen. Mein erstes Auto war ein Mini, den hatte ich mir kurz vor meinem ersten Wörthersee-Besuch gekauft und danach angefangen, ihn zu tunen.“ Es folgte ein BMW F30, bevor sich Marcel für die Saison 2016 in einen Nissan 370Z Nismo verguckte. „Ich mag einfach Autos, die ein wenig aus dem Rahmen fallen“, erklärt der Niedersachse. „Das ist beim 370Z natürlich eher der Fall als bei ‘nem Golf 7. Auch wenn ich den Stil und die Atmosphäre bei den VAG-Jungs immer noch am besten finde.“

 

Wenn Gutes noch besser werden soll

 

Allerdings, gibt Marcel zu Protokoll, war er dem 370Z zunächst nicht besonders zugeneigt. Zumindest nicht dem Grundmodell: zu rund, zu glatt, irgendwie nicht krass genug. „Aber dann habe ich den Nismo gesehen, mit diesem genialen Bodykit. Das war dann schon ‘ne ganz andere Hausnummer!“ Von da an war die Entscheidung klar. Der Nissan musste her! Schnell noch zu Hause das Budget gecheckt, Kostenrahmen für in Ordnung befunden – und zugeschlagen: Mit 43.500 Euro hielt sich der Preis für den rassigen Japansportler tatsächlich in Grenzen.

Als der Wagen wenig später bei Marcel zu Hause stand, sollte es natürlich ans Eingemachte gehen. Original ist schließlich langweilig. Aber – wo beginnen? „Neue Autos sind ja meistens schon ab Werk mehr oder weniger fertig, da gibt’s nicht mehr viel Spielraum“, beschreibt Marcel das Dilemma, das beim Nismo noch schwerer wiegt als bei „braveren“ Fahrzeugen. Marcel beschränkte sich daher wohl oder übel auf Kosmetik: Ein Frontsplitter und ein Heckdiffusor – beide in Mattschwarz – zieren nun das Antlitz des 370Z. Und das Dach präparierte Marcel mit schwarzer Folie. Das war‘s dann aber auch schon – zumindest karosserietechnisch: „Ich wollte das Auto nicht total entstellen, mir gefällt die Optik ja.“ Deshalb konzentrierte sich der Armstorfer lieber auf die entscheidenden Dinge – und die lagen für den 23-Jährigen unter dem Blech.

Fangen wir beim Fahrwerk an. Da bot der fabrikneue Nissan nämlich eine ganze Menge Spielraum. Dirk Pfeffer von Peppergrounds hatte das perfekte Rezept, um ordentlich Luft aus den Radhäusern zu lassen: Dank eines Airlift-Performance-Luftfahrwerks geht der 370Z nun auf Knopfdruck gnadenlos in die Knie. Dazu gibt’s unter den Kotis auch noch ordentlich was zu gucken: Hier hat nämlich feinste deutsche Ingenieurskunst aus dem Hause Messer Wheels Einzug gehalten, und zwar in den Traummaßen 9,5 x 19 Zoll ET24 vorn und 11,5 x 19 Zoll ET –7 hinten. Die geschmiedeten Dreiteiler, die auf den Namen „ME 12-3“ hören, sind optisch zweifellos das Highlight an Marcels Nismo. „Ich wollte was dranschnallen, das richtig knallt und das so noch keiner gesehen hat“, erklärt Marcel das extravagante Schuhwerk. Dieses Vorhaben ist ihm geglückt, möchten wir sagen. Und wie!

 

Das muss kesseln in den Ohren!

 

Geglückt scheint dem Finanz- und Versicherungsmakler auch die Operation am offenen Auspuff, die er zur Freude aller Klangenthusiasten auf sich nahm. Dabei entfernte er beide Mittelschalldämpfer, bestellte im Netz zwei elektrische Klappen samt Fernbedienung und pimpte damit die Endtöpfe. Et voilà – ab sofort brabbelt der V6-Sauger auf Wunsch ein paar Intervalle tiefer. Hrrrr!
„Ich fahre den Wagen natürlich auch im Alltag“, unterstreicht Marcel abschließend. „Da bleiben die Klappen aber zu und die Messer-Felgen in der Garage.“ Stattdessen greift Marcel im Off-Show-Modus auf die Serien-Alus zurück. Die passen auch ganz passabel in die Welt. Und für die Widrigkeiten des Straßenverkehrs wären die Schmiede-Schmuckstücke sowieso zu schade – Gutachten hin oder her.