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Opel Corsa A

Candy-Corsa

12.10.2017 14:14 Uhr

Text & Fotos: Ansgar Wilkendorf

Seit mittlerweile 14 Jahren schraubt Steve Bernhardt an seinem Corsa A. Und was lange währt … – holt endlich Platz eins in Oschersleben.

Für seinen ersten Corsa bezahlte Steve eine Menge Lehrgeld. „Da war ich noch jung und ahnungslos“, schmunzelt der heute 37-jährige Lackierer. 5.000 Mark hatte er für einen GSi hingeblättert, der optisch toll aussah, den der TÜV aber nach nur einem halben Jahr schrottreif schrieb. „Im Prinzip war alles durchgerostet, was rosten kann, und wurde nur mit Spachtel in Form gehalten“, erinnert er sich. „Ich habe mir dann im Dezember 2003 für 100 Euro eine Karosse vom Schrott gekauft.“ Genauer war das ein eisblauer 1.4er-Corsa A mit 60 PS aus erster Rentnerhand.

Ein Glücksgriff!“

In der Halle, die er sich mit Kumpels teilte, zerlegte Steve das Auto erst einmal bis auf die letzte Schraube. Erstaunlicherweise war der Corsa quasi rostfrei. Lediglich die inneren hinteren Radkästen zeigten Spuren von Korrosion. Und als der Schrauber die Karosse anschließend auf die Seite – sprich: eine Matratze – gelegt und in mühsamer Arbeit den Unterbodenschutz vom Blech gekratzt hatte, stand fest: „Der Corsa war ein echter Glücksgriff!“ Es folgten der Rostschutz, das Versiegeln der Nähte und eine neue Schicht Toroson. Außerdem wurden die Radhäuser vorne um drei und hinten um fünf Zentimeter geweitet. Die anschließende Lackierung in Chinablau erledigte Steve als Mann vom Fach natürlich selbst. Mit dem Komplettieren ließ er sich Zeit, sodass sein Corsa seinen Rollout erst 2007 zum Oschersleber Opel-Treffen hatte, motorisiert mit dem 1.6er aus seinem verschrotteten GSi und spartanisch möbliert mit zwei Schalensitzen und einem Sicherheitskäfig.

Bis dahin war ich der Ansicht, einen cleanen Motorraum und so, das braucht man eigentlich nicht“, schmunzelt der Leipziger, „aber je mehr ich gesehen habe, desto öfter hab’ ich gedacht, damit könntest du ja auch mal anfangen …“ Kaum zurück in der heimischen Halle, nahm Steve sein Auto noch einmal komplett auseinander. Die daran anschließenden Schweißarbeiten, unter anderem das Verlängern der Motorhaube (zunächst in Keilform) und das Cleanen der Türschlösser, übernahm Kumpel Martin Schiller. Der neue Lack aus Steves Spritzpistole war ein Messingmetallic von BMW, das aber schon zwei Jahre später von einem Candy-Braun abgelöst wurde.

In die Vollen

2012 ging der Opel-Fan, erneut unterstützt von Martin, noch einmal so richtig in die Vollen: Das Glashubdach hatte Steve von Anfang an gestört. Eigentlich wollte er jetzt die komplette Dachhaut ersetzen, als ihn ein Kumpel auf die Idee mit dem Faltdach brachte. Anschließend wurden der Windlauf zu- und die Kotflügel angeschweißt. „Wenn da mal was passiert …“ – aber daran will der Corsa-Pilot lieber nicht denken: „Ich fahre das Auto so selten, da sollte eigentlich nichts schiefgehen.“ Vorher verschloss Martin noch die Blinkerecken und Steve implantierte Blinker vom 1er-Golf in die gecleante GSi-Frontschürze. Eine mehr oder weniger neue Motorhaube vom Schrottplatz verlängerte der Kumpel diesmal mit einem geraden Abschluss. Unter der Haube wurden viele Biegungen mit Blech begradigt, überflüssige Bohrungen verschlossen und die obere Spritzwand entfernt. Auch heckseitig machten sich die beiden daran, cleane Verhältnisse zu schaffen. Während Steve die Schürze glättete und ein Kennzeichenfeld vom 4er-Golf einarbeitete, begradigte Martin die Einbuchtung für das Nummernschild in der Heckklappe, die übrigens als einziges Teil noch aus Steves erstem GSi stammt. Das Candy-Violett, dass seit diesem Umbau den Corsa ziert, polarisiert natürlich: „Ein Kumpel hat mal gesagt: ‚An sich ist das ja ein schönes Auto, aber die Farbe geht ja gar nicht‘“, lacht der Lackierer. „Ich wollte unbedingt ein Candy lackieren, hab’ die Farbe auf einem Hot Rod auf den Seiten von House of Kolor gesehen und gedacht: Das isses!“ Leider war die Farbe beim Generalimporteur Petzoldt’s nicht auf Lager, sodass Steve sich auf eine Wartezeit von bis zu drei Monaten einstellen sollte. Als das Schiff mit der Lieferung aus den USA nach etwa einem Vierteljahr endlich anlegte, waren die bestellten Dosen ärgerlicherweise nicht an Bord. Um seinen Kunden nicht zu verärgern, schickte Georg Petzoldt Steve die Rezeptur, sodass dieser sich den Lack selbst mischen konnte. „Ich hab’ noch etwas mehr Magenta dazugemixt“, erklärt der Lackierer den besonderen Farbton seines Corsa.

Anschließend erhielt auch der Innenraum eine Aufwertung. Die Schalensitze flogen raus. Stattdessen stellte Steve GSi-Mobiliar in seinen Opel. Die Kopfstützen von einem VW Derby in die Rückbank zu integrieren war gar nicht so schwierig. Das Armaturenbrett von einem Corsa B einzubauen dagegen schon! „Fünf Wochen hab’ ich gebraucht, bis alles gepasst hat“, stöhnt der Schrauber in der Rückschau. Dann endlich durfte die Autosattlerei Meenzen in Peterberg das Interieur mit Kunstleder beziehen.

Mehr Glanz und Tiefgang

Im Winter 2015/16 rüstete Steve seinen Corsa mit Unterstützung seines Kumpels Maik Enke auf ein Luftfahrwerk von G.A.S. (Variante I) um. „Von Elektrik hab’ ich null Ahnung“, gesteht der Leipziger, „das hat alles Maik gemacht, und deshalb hat das auch gleich funktioniert!“ Parallel baute Steve mit Christoph Reinsberger die Hinterachse auf die Scheibenbremse vom Kadett E 16V um. Die passende Kadett-Bremse für die Vorderachse rüstete er erst kurz nach unserem Fototermin nach. Mit seinen Mini-John-Cooper-Works-Rädern ist der Corsa mittlerweile auf großem Fuß unterwegs. Umso krasser sieht es aus, wenn die goldfarben lackierten 18-Zöller in den Radhäusern versinken.

Krass ist auch der Chromglanz, der einem unter der Motorhaube entgegenstrahlt. Seinen 2009 erneuerten und zunächst „nur“ aufpolierten 1.6er ließ Steve Stück für Stück in den Niederlanden verchromen. Motorblock und Getriebe hat er in Wagenfarbe lackiert. Die verchromte Domstrebe von Wiechers ist ein Geburtstagsgeschenk von seiner Freundin Virginia.

Nach unserem Shooting hat Steve sich noch einmal des Unterbodens angenommen und diesen ebenso wie alle Radhäuser in Wagenfarbe lackiert, den Tank mit Leder bezogen und für noch mehr Chrom gesorgt. Der Lohn ist der Siegerpokal in Oschersleben in der Corsa-Klasse. Wir sagen: „Herzlichen Glückwunsch!“