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VW Golf VI R

Leatherman

12.10.2017 14:12 Uhr

Mit Platz 13 setzten Robin Mazza und sein gelederter Golf 6R beim European Tuning Showdown ein Ausrufezeichen. Nie hätte Robin damit gerechnet. Ursprünglich wollte er noch nicht einmal einen Golf haben.

 

Sein erstes Auto war ein Fiat Punto Cabrio, das Schrauben bekam er von seinem italienischen Vater in die Wiege gelegt: Robin Mazza aus Freudenstadt ist mit getunten Rollern und Mofas aufgewachsen, die Weichen für die Schrauberkarriere waren früh gestellt. Dass er einmal einen Golf fahren würde, hätte sich der heute 26-Jährige vor ein paar Jahren allerdings nicht träumen lassen. Denn eigentlich war er von der VAG-Szene wenig angetan: „Mir kamen die Jungs dort immer sehr arrogant und abgehoben vor“, erinnert sich Robin an seine ersten VW-Erlebnisse. „Wenn du da als 18-Jähriger auf ein Treffen gefahren bist, wollten die erst mal gar nichts von dir wissen. Die Fiat-Leute waren viel lockerer drauf, da habe ich mich gleich wohlgefühlt.“ Heute sieht Robin die Sache etwas anders. Klar, denn mit seinem Golf 6R zählt er mittlerweile zum harten Kern der VW-Szene im Land und ist bestens vernetzt. Sein Fazit: Der erste Eindruck täuscht. „Je tiefer du reinkommst, desto besser lernst du die Leute kennen und merkst: Die sind gar nicht so, wie es nach außen scheint.“

 

Unverhofft kommt oft

 

Dass er letztlich doch noch zum Volkswagen-Fan mutierte, war allerdings mehr Zufall als Absicht. Denn eigentlich hatte Robin ganz andere Pläne. 2013 war der Maurer auf der Suche nach einem neuen fahrbaren Untersatz. Die Kriterien dafür hatte er klar abgesteckt: „Es sollte was mit viel Leistung sein, aber für unter 30.000 Euro. Trotzdem sollte das Auto weniger als 20.000 Kilometer auf der Uhr haben. Vollausstattung wenn möglich auch. Und – ganz wichtig – Leder!“ An sich hatte Robin konkret den Ford Focus RS im Visier. Allerdings fand er keinen mit Ledergestühl, und Alcantara mochte er nicht. Da stolperte er per Zufall über den grauen Golf R. Und der entsprach von den Parametern her exakt Robins Wünschen. „Außerdem hatte er schon ein Gewinde verbaut und besaß eine gecleante Heckklappe.“ Damit war der Fall klar: Robin war von nun an VW-Fahrer.

Im Normalfall wäre die Geschichte hier zu Ende erzählt – aber was ist schon normal?! Robin jedenfalls ist es nicht: „Ich möchte immer irgendwie auffallen, herausstechen.“ Das ist mit einem Golf zugegebenermaßen schwieriger als mit einem Focus RS. Deshalb hatte Robin Ende 2015 eine Idee: warum nicht den Innenraum neu beledern? Und zwar in einer Farbe, die so richtig reinhaut. Minze zum Beispiel! „Ich bin zu allen möglichen Sattlern gerannt und hab’ die gefragt, ob sie mir ’ne mintfarbene Innenausstattung machen könnten“, erinnert sich der Schwarzwälder und lacht. „Aber die haben mir alle nur den Vogel gezeigt.“ Alle bis auf einen: Bei Special Workz in Wanzleben (Sachsen-Anhalt) stieß Robin auf offene Ohren. Der dortige Sattler, Ron Mehrwald, fand die Idee zwar genauso verrückt wie seine Kollegen, aber er sagte zu – und Robins Golf bekam ein mintfarbenes Lederinterieur.

Aber dabei sollte es nicht bleiben, denn jetzt hatte Robin richtig Blut geleckt. Inspiriert durch die legendären Leder-Audis von Christian Effinger, kam ihm schließlich ein Gedanke: Man könnte doch gleich das ganze Auto ledern lassen ... Ein Jahr später klopfte er abermals bei Special Workz an und erneut wurden seine Wünsche dort erhört. Wo zuvor der graue Originallack glänzte, sorgt jetzt graue Tierhaut für staunende Blicke. Mintfarbene Nähte und das Dach spannen den Bogen zum Innenraum, Alcantaraapplikationen sorgen für den Extrakick – diese Geschichte hat wirklich Hand und Fuß. Aber was passiert mit dem Leder, wenn es regnet? Eine Trailer-Queen wollte Robin schließlich nicht bauen. „Autos sind zum Fahren da“, sagt er voller Überzeugung. Ist der Leder-Golf jetzt ein Schönwetterauto? „Überhaupt nicht“, winkt Robin ab. „Das Leder ist total pflegeleicht, sogar besser als Lack! Regentropfen perlen einfach ab und Wasserflecken gibt es auch keine. Ich fahr’ bei jedem Wetter – von so ’nem bissel Regen lasse ich mir nicht die Tour vermiesen.“ Nur für die Fahrt zur Arbeit bleibt der Golf in der Garage. Doch das hat andere Gründe: Zementstaub und Mörtel machen sich im veredelten Innenraum nun einmal nicht so doll.

 

Glanz und Gloria

 

Apropos veredelt: Auch bei den Felgen blieb Robin seinem Credo, stets das Besondere anzustreben, treu. Und wie! Nicht nur, dass die dreiteiligen Hamann-Schmiederäder vom Typ PG 1 ziemlich selten sind. Bei der Shine Factory in Freudenstadt kamen die von OZ produzierten Felgen ins Rüttelbad. Statt wie vorher mit braun gepulvertem Stern präsentieren sie sich nun hochglanzverdichtet und mit mintfarbenen Innenbetten. Glänzende Arbeit! Und doch nur ein Detail von vielen: Dank G.A.S.-Airride der Variante 1 geht der Golf im Showmodus auf maximale Tuchfühlung mit der Straße, während eine Eigenbauauspuffanlage mit HGP-Endtopf die passende Begleitmusik intoniert. Jede Menge Kleinigkeiten runden die Erscheinung ab, fast jeder Blick auf den Wagen offenbart neue Highlights. Ja, hier stimmt wirklich alles. Der 13. Platz beim ETS war kein Zufall.

Und das Ende der Stange ist noch nicht erreicht, denn Robin schmiedet bereits neue Pläne. Für den Winter hat er sich bereits wieder bei Special Workz in Wanzleben angekündigt. Mal schauen, was 2018 so bringt ...