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Ratgeber: Ladungssicherung (2018)

Gut ausgerüstet ist halb gewonnen

07.11.2018 11:24 Uhr

Text: Tom Bauer | Bilder: MAV-Archiv

Bevor ihr euren Wagen auf einen x-beliebigen Hänger ladet, solltet ihr unbedingt ein paar Punkte checken …

Wer auf Tuning-Treffen unterwegs ist und die dort zur Schau gestellten Fahrzeuge ansieht, fragt sich immer wieder, wie der ein oder andere Umbau überhaupt zum Treffen gekommen ist. Denn bei vielen Autos wird schnell klar: Auf eigener Achse haben die es nicht hierher geschafft. Oder: Sie hätten es aufgrund ihrer Umbauten eigentlich nicht gedurft und wurden trotzdem gefahren. Vielleicht sucht deren Fahrer einfach den Nervenkitzel. Oder den direkten Kontakt zur Polizei. Oder er hat noch nichts von „Trailer Queens" gehört. Wenn ihr euch jetzt fragt: „Was für Queens?", dann solltet ihr euch den folgenden Beitrag direkt mal reinziehen.

Trailer Queen – was ist das?

„Trailer Queen" wird ein Fahrzeug genannt, das auf eigener Achse nicht mehr bewegt werden kann, soll oder darf. Grund hierfür sind Umbauten, die mit den Vorschriften der Straßen-Verkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) nicht mehr zu vereinbaren sind, oder eben die Tatsache, dass das Fahrzeug geschont werden soll. Schließlich lauern im Fahrbetrieb viele Gefahren wie Regen, Staub, Steinschläge und Schlaglöcher. Oder die Polizei. Für manche Fahrzeuge alles pures Gift und in jedem Fall zu vermeiden. Die Lösung dieser Probleme liegt auf der Hand: Das Ding muss auf einen Anhänger und wird eben zum Treffen gezogen.

Trailer Queen und StVZO

Die StVZO versteht sich als Ausrüstungsvorschrift und regelt, wie Fahrzeuge ausgerüstet sein müssen. Als Gegenpart gibt es die Straßenverkehrs-Ordnung (StVO), die eine Verhaltensvorschrift ist und regelt, wie man sich während der Teilnahme am Straßenverkehr verhalten muss (Gurt, Handy, Rotlicht, Geschwindigkeit etc.). Wenn ihr euer Schmuckstück auf den Anhänger packt, und es ist zugelassen, muss es nicht zwingend den Vorschriften entsprechen. Die Ahndung als Erlöschen der Betriebserlaubnis setzt nämlich voraus, dass ihr das Fahrzeug in Betrieb genommen habt. Und Inbetriebsetzung ist die bestimmungsgemäße Verwendung als Fortbewegungsmittel. Der Betrieb beginnt mit dem Anlassen des Motors, das heißt früher als das Führen eines Kfz. Durch das bloße Abstellen eines Fahrzeugs auf öffentlichem Verkehrsgrund wird dieses noch nicht in Betrieb genommen. Fahrt ihr also direkt auf das Veranstaltungsgelände und rollt keinen Meter auf eigener Achse, seid ihr diesbezüglich auf der sicheren Seite.

Die Hauptuntersuchung

Wenn eure Trailer Queen noch zugelassen ist, dürft ihr keinesfalls die Fälligkeit der nächsten Hauptuntersuchung (HU) ignorieren. Denn egal, wo das Fahrzeug steht oder wie es bewegt wird: Ist es für den Verkehr zugelassen, muss die Plakette für die HU noch gültig sein. Andernfalls drohen Verwarnungs- oder Bußgelder inklusive Punkten.

Die Fahrerlaubnis

Bei der Wahl des Hängers gibt es hinsichtlich der dazu erforderlichen Fahrerlaubnis Einschränkungen, die ihr ebenfalls kennen und beachten solltet. So einfach wie zu Zeiten der Führerscheinklasse 3 ist es nämlich schon lange nicht mehr. Als Inhaber der Führerscheinklasse (FE-Klasse) B dürft ihr Kraftfahrzeuge bis 3,5 Tonnen Gesamtmasse fahren. Zusätzlich dürft ihr einen Anhänger mitführen, dessen zulässige Gesamtmasse maximal 750 Kilogramm beträgt. Die zulässige Gesamtmasse des Anhängers darf auch größer sein, wenn die zulässige Gesamtmasse des Gespanns (Zugfahrzeug plus Anhänger) maximal 3,5 Tonnen beträgt. Vitamin B96 – dann klappt's auch bis 4,25 Tonnen Gesamtmasse. B96 ist eine Schlüsselzahl im Führerschein, die im Jahr 2013 eingeführt wurde. Es ist also keine eigenständige FE-Klasse, sondern eine Erweiterung der FE-Klasse B. Damit dürft ihr Gespanne fahren, deren zulässige Gesamtmasse maximal 4,25 Tonnen beträgt. Reicht das alles noch nicht aus, dann benötigt ihr die FE-Klasse BE. Damit seid ihr zum Führen von Anhängern mit einer zulässigen Gesamtmasse von maximal 3,5 Tonnen berechtigt.

Wichtig: die richtige Sicherung

Hardcore-Schrauber müssen jetzt tapfer sein. Denn aus rechtlicher Sicht ist euer Fahrzeug, das ihr auf den Anhänger packt, nichts anderes als ... Ladung. Es macht also keinen Unterschied, ob ihr den neuen Schrank eurer Freundin transportiert oder euer Herzblut auf vier Rädern. Beides ist ... Ladung.

Und Ladung muss gemäß der StVO immer so gesichert sein, dass sie bei verkehrsüblichen Fahrzuständen weder verrutschen, umfallen oder herabfallen kann. Das bezieht sich auch auf Vollbremsungen und/oder Ausweichmanöver. Ladung bewegt sich im Fahrbetrieb immer! Nach vorne beim Bremsen, nach hinten beim Beschleunigen, zur Seite beim Kurvenfahren und selbst vertikal aufgrund von Fahrbahnunebenheiten. Allein die Tatsache, dass ihr euer Ladegut mit bloßen Händen und mittels Muskelkraft nicht mehr bewegen könnt, ist noch lange kein Indiz dafür, dass die Ladung auch ausreichend gesichert ist. Selbst tonnenschwere Bauteile entwickeln im Fahrbetrieb eine enorme Eigendynamik und werden ungesichert zu Geschossen mit dem Vielfachen ihres Eigengewichts.

Intakte Spanngurte sind das A und O

Wenn ihr euch einen Anhänger kauft oder leiht, dann investiert in jedem Fall auch in eine ausreichende Anzahl von hochwertigen und geprüften Spanngurten mit Ratsche. Damit könnt ihr euer Ladegut durch Niederzurren oder Diagonalzurren ausreichend sichern und vermeidet empfindliche Bußgelder und Punkte. Im Idealfall hat euer Anhänger geeignete Zurrpunkte, an denen ihr dann zum Beispiel jedes einzelne Rad durch die Felge hindurch diagonal nach außen (Vorderachse nach vorne, Hinterachse nach hinten) sichern könnt. Das Thema „Ladungssicherung" ist so komplex, dass eine tief gehende Aufarbeitung locker den Rahmen dieses Heftes sprengen würde. Ich empfehle jedem, sich anhand geeigneter Literatur mit dem Thema zu befassen – bevor es auf große Fahrt geht!

Wichtige Fragen vor dem Anhängerkauf

1. Hat der Anhänger eine eigene Bremse?
2. Wie viel Gewicht darf mit dem Anhänger transportiert werden?
3. Wie hoch ist die Anhängelast eures Zugfahrzeugs?
4. Dürft ihr das daraus resultierende Gespann mit eurem Führerschein fahren (siehe oben)?

Es gibt einiges zu beachten

Anhänger ohne eigene Bremse dürft ihr nur ziehen, wenn euer Zugfahrzeug eine Allradbremse hat, der Anhänger nur eine Achse hat und die tatsächliche (also nicht die zulässige!) Gesamtmasse des Anhängers nicht höher als 750 Kilogramm ist. Außerdem darf die tatsächliche Gesamtmasse des Anhängers nicht mehr als die Hälfte des um 75 Kilogramm erhöhten Leergewichts des Zugfahrzeugs betragen.

Natürlich muss die Zuladung des Anhängers auch so hoch sein, dass ihr eure Trailer Queen damit ziehen dürft. Der Anhänger muss also mindestens so viel tragen dürfen, wie euer Auto (tatsächlich!) wiegt. Hinzu kommt noch das Gewicht für Spanngurte und sonstige Dinge, die ihr mit auf den Hänger packt. Ist bis hier alles im grünen Bereich, müsst ihr außerdem noch die Anhängelast eures Zugfahrzeugs beachten. Diese findet ihr in der ZB1 (Zulassungsbescheinigung Teil 1 oder auch Fahrzeugschein) eures Fahrzeugs unter den Punkten O1 (gebremst) und O2 (ungebremst) auf der rechten Seite. So schwer dürfen die Anhänger inklusive Ladung sein, die ihr mit eurem Fahrzeug ziehen dürft. Was außerdem noch hinzukommt und oft nicht beachtet wird, ist die Stützlast eures Zugfahrzeugs. Diese findet ihr in der ZB1 unter Punkt 13. Habt ihr noch einen alten Fahrzeugschein, dann müsst ihr (meist im Kofferraum) nach einem Hinweisschild mit der zulässigen Stützlast suchen. Zumeist sind das 75 Kilogramm. Die Stützlast ist das Gewicht, mit dem euer Anhänger auf der Anhängerkupplung aufliegt.

Ganz wichtig: Dieses Gewicht wird immer der Gesamtmasse eures Zugfahrzeugs angerechnet. Das ist relevant, wenn ihr prüfen müsst, ob ihr das Gespann mit eurer Fahrerlaubnis führen dürft. Die Stützlast des Hängers könnt ihr ganz einfach selbst bestimmen, indem ihr den Kupplungskopf des Hängers mit einem Holzstück stützt und auf eine einfache Waage stellt. Für das Fahrverhalten ist die Stützlast übrigens von sehr großer Bedeutung. Der Fachmann rät hierzu: Je größer die Stützlast, desto sicherer das Fahrverhalten!

FAZIT

Ihr seht: Mal eben euer Schmuckstück auf den Anhänger packen, ist nicht. Ihr solltet euch vorab zwei wichtige Fragen stellen: Passt der Anhänger zu meinem Fahrzeug und darf ich das Gespann mit meiner Fahrerlaubnis führen? Dann seid ihr schon mal auf der ziemlich sicheren Seite. Verstöße im Umgang mit Anhängern haben sehr schnell empfindliche Bußgelder zur Folge. Reicht eure Fahrerlaubnis zum Führen des Gespanns nicht aus, findet ihr euch direkt in einem Strafverfahren wieder. Also, Augen auf beim Hängerkauf! Und macht euch unbedingt mit den Basics der richtigen Ladungssicherung vertraut. Dann klappt's auch mit der Trailer Queen.