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Fahrbericht: ABT AS4 Avant (2017)

Pampersbomber auf Speed

20.12.2017 13:13 Uhr

Text: Peter Hintze | Fotos: Markus Leser


Wer an einen Kombi denkt, hat nicht selten Bezeichnungen wie Lastesel, Pampersbomber oder Vertreterkutsche im Sinn. Offen gesagt: Ich nehme mich da nicht aus. Kombis müssen nicht unbedingt besonders sportlich aussehen, sondern sollten vor allem praktisch sein …

… und zwar in allen Lebenslagen! Zuverlässig schlucken sie nicht nur Wocheneinkäufe und Reisekoffer, sondern auch die Lieblingsspielzeuge der kleinen Quälgeister, die beim Kurztrip zu Oma und Opa unbedingt noch verstaut werden müssen. Für Außendienstler sind Kombis wie VW Passat, Audi A4 und Skoda Octavia rollende Büros. Mit dem Avant ist Audi der Spagat zwischen Praktikabilität und Sportlichkeit gelungen. „Mann, sieht der gut aus!", dachte ich mir in den 1990er-Jahren beim Anblick der ersten Kombigeneration. Und ich muss eingestehen: Das ist bis heute so geblieben ... Umso mehr habe ich mich auf den neuen ABT AS4 gefreut, den uns der VW- und Audi-Tuner aus dem Allgäu im Sommer zur Verfügung gestellt hat. Natürlich als Avant. Was hat ein Sportstourer in der TUNING-Redaktion verloren? Und dann noch als Diesel? Erklären wir euch.

Auffallen um jeden Preis ist nicht sein Ding. Der Audi-Kombi mit dem ABT-Logo an Kühlergrill und Heck setzt auf innere Werte und Understatement. Schauen wir ein bisschen genauer hin: Die Außenlackierung im Ton Mythosschwarz metallic gefällt mir auf Anhieb, ebenso wie die fetten 20-Zöller mit der Prägung ABT Motorsport. Dazu haben die Äbte ein paar Parts aus dem Zubehörprogramm gepackt. Fertig! Wäre zu einfach.

ABT hat den Turbodiesel mit seinen drei Litern Hubraum ins Fitnessstudio geschickt. Nach der Kraftkur leistet das Triebwerk statt der serienmäßigen 272 PS (200 Kilowatt) durchtrainierte 325 PS (239 Kilowatt). Das Drehmoment ist von serienmäßigen 600 auf 660 Newtonmeter gestiegen. Das fetzt, kann ich euch sagen! Denn der unscheinbare ABT AS4 wird so in jeder Situation überlegen durchzugsstark. Übrigens: Das Benziner-Pendant gibt es ebenfalls mit Kemptener Optimierung. 330 PS und 440 Newtonmeter (Serie: 252 PS, 370 Newtonmeter) sind dann möglich.

Die Mittelklasse von Audi – zunächst als Audi 80, seit 1994 als Audi A4 – ist fester Bestandteil der Erfolgsgeschichte von ABT Sportsline. Von Anfang an widmet sich der Veredler diesen speziellen Modellen aus Ingolstadt. Der A4 ist ein Beststeller, mittlerweile mehr als 2,5 Millionen Mal verkauft. Und schon seit den frühen 1920er-Jahren pflegt das Unternehmen, das 2016 seinen 120. Geburtstag feiert, eine Partnerschaft zu den vier Marken (Audi, DKW, Horch und Wanderer), aus denen später Audi wurde.

Zurück zu unserem Testwagen, zum aktuellen ABT AS4. Das eigens kreierte ABT-Aerodynamikpaket steht dem Avant gut zu Gesicht. Es umfasst einen Frontlippenaufsatz, einen mehrteiligen Frontgrillaufsatz mit schwarzen Lufteinlassblenden, Kotflügeleinsätze und ein Heckschürzenset mit der typischen Vier-Rohr-Endschalldämpferoptik. Womit wir beim Thema wären ...

Der leistungsgesteigerte 3,0 TDI quattro macht richtig Spaß, vorausgesetzt, der Wahlhebel der Achtgangautomatik befindet sich im S-Modus. So richtig „krachen" – wenn man das bei einem Diesel überhaupt so sagen kann – lässt es der Avant, wenn die Schaltwippen in den eigenen Händen liegen. Der Motor- und Auspuffsound ist „typisch Diesel" und unspektakulär. Wer es sportlich mag, wird nicht mit entsprechendem Klang belohnt. Selbst bei Tempo 250 hält sich der ABT AS4 zurück – so sehr, dass man regelmäßig auf den Tacho schauen sollte. Aber klar: Wer auf Krawall aus ist, holt sich ohnehin einen anderen Wagen.

Sonst gibt es für mich keinen wirklichen Grund zur Kritik. Am Interieur des Ingolstädters gibt es nichts zu meckern. Das sportlich-elegante S-Line-Sportpaket, ergänzt um Features wie Audi Connect und das Audi-Virtual-Cockpit, machen den A4 zum rollenden Wohnzimmer. Dank S-Line-Sportlenkrad und Sportsitzen in edlem Feinnappa wird der Kombi zum idealen Spielplatz für Väter. Vorausgesetzt, der Geldbeutel spielt mit. Denn für 88.000 Euro, die der Allgäuer kostet, gibt es eine Eigentumswohnung. Ich fang' schon mal an zu sparen.

FAZIT

Der ABT AS4 Avant ist ein tolles Auto, das nicht nur wahnsinnig gut aussieht, sondern auch über einen enorm durchzugsstarken Motor verfügt und sich ausgesprochen sportlich fahren lässt. Aber: Für den Preis von knapp 89.000 Euro könnte man sich auch glatt zwei normale A4 kaufen … Oder einen A4 und einen Sportwagen … na, klickt's?!

TECHNISCHE DATEN 

ABT AS4 Avant (2017)

Motor 3.0 TDI quattro tiptronic, V6-Dieselmotor mit Abgasturboaufladung, ABT-Leistungssteigerung auf ca. 325 PS/239 kW (Serie: 272 PS/200 kW) bei einem maximalen Drehmoment von 680 Nm (Serie: 600 Nm)
Getriebe 8-Gang-Tiptronic (S-Tronic)
Karosserie Basisfahrzeug Audi A4 Avant, Lackierung in Mythosschwarz metallic, S-Line-Exterieurpaket, Panoramaglasdach, Privacy-Verglasung, Vorrüstung für Anhängevorrichtung, ABT-Lufteinlassblenden, ABT-Frontgrillaufsatz, ABT-Frontlippenaufsatz, ABT-Heckschürzenaufsatz
Interieur S-Line-Sportpaket, Ablage- und Gepäckraumpaket, Assistenzpaket Tour, Audi Connect, Audi-Virtual-Cockpit, Einparkhilfe plus, 3-Zonen-Komfortklimaanlage, Komfortschlüssel, Lichtpaket, Licht- und Regensensor, Sitzheizung, S-Line-Sportlenkrad, S-Line-Sportsitze (Feinnappa), Vordersitze elektrisch einstellbar inklusive Memoryfunktion, ABT-Fußmattensatz, ABT-Türeinstiegsbeleuchtung
Multimedia Bang-&-Olufsen-Soundsystem, digitaler Radioempfang DAB, MMI-Navigation plus mit MMI touch, Rückfahrkamera
Rad/Reifen ABT-FR20-Felge mit 255/30 ZR20 Continental SportContact 6, ABT-Gewindefedern
Testwagenpreis 88.195 Euro (zzgl. Überführung, inkl. 13.900 Euro für ABT-Sonderausstattung)