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Dr!ft-Racer (2018)

Eine neue Art des Spielens

23.07.2018 15:00 Uhr

Text und Fotos: Joshua Hildebrand


„Unrealistische RC-Cars sind doch langweilig", findet Martin Müller. Der Tüftler und Modellbau-Freak fand diesen Zustand so unbefriedigend, dass er den „Dr!ft"-Racer erfand. Stippvisite und Test!

Schon als kleiner Junge konnte sich Martin Müller für alles begeistern, was ferngesteuert war. Und schon damals hat es ihn immer gestört, dass die ganzen Modelle und Spielzeuge zwar so aussahen wie ihre Vorbilder, sich aber nicht so bewegt haben, erzählt er Anfang des Jahres in der TV-Show „Das Ding des Jahres" auf Pro7. Er hätte es gern realistischer gehabt, weshalb aus diesem Traum heraus 2003 die Idee für den heute bekannten „Dr!ft"-Racer keimte. Erst waren es nur handgekritzelte Skizzen, doch die Idee eines kleinen, ferngesteuerten Modellautos mit echter Fahrphysik ließ ihn einfach nicht mehr los. Martin versuchte, mit einer Crowdfunding-Kampagne erste Gelder für sein Projekt zu bekommen. Und tatsächlich: Viele schien diese Idee zu begeistern, sodass die Geldbeschaffungsmaßnahme ganze 250.000 Euro in die Kassen spülte. 14 Jahre später, im Jahr 2017, erlangte der „Dr!fter" im Maßstab 1:43 endlich finale Serienreife. Im November letzten Jahres wurden dann 3.300 Vorbestellungen verschickt – nicht schlecht! Extra hierfür hatte Martin bereits 2016 das Start-up „Sturmkind" mit Sitz in Speyer gegründet. 

Neue Smartphones machen's möglich

Inzwischen sollen sogar große, namhafte Automobilhersteller angeklopft haben, welche den kleinen Racer als „eigenes" Modell haben möchten. Ist doch nichts Besonderes? Doch! Denn der Handtaschen-Flitzer soll so fahren wie die großen Vorbilder in der realen Welt. Das macht das Ganze auch für die Autokonzerne so interessant. Gesteuert werden soll dabei alles per Smartphone und Bluetooth-Verbindung. Warum es das noch nicht früher gab? „Weil sich die Handytechnik so dramatisch weiterentwickelt hat, dass eine Umsetzung, so wie ich sie wollte, erst jetzt richtig möglich wurde", erzählt uns der gelernte Werkzeugmacher und Selfmade-Produktentwickler. Dafür hat er eine App erfunden, die sozusagen als Simulation fungiert, während das Fahrzeug als Ausgabegerät dient. Ähnlich wie ein Playstation-Spiel, was auf dem Fernseher abläuft. „Nur eben, dass alles real ist", erzählt uns der Gründer mit Stolz. Er selbst ist bereits über 20 Jahre in der Modellbaubranche tätig und hat schon früher im RC-Flugmodellbau und Drohnen-Segment viele Grundsteine für das gelegt, was heute in den Märkten erhältlich ist. Dieses Know-how hat dazu beigetragen, dass Martin mit jeder Menge Tüftelei und in jahrelanger Entwicklungsarbeit auch eine einmalige Mechanik bauen konnte, die dem Modellauto eine Fahrphysik verleiht, welche dem Original in nichts nachsteht. „Ich wollte, dass man die Faszination Motorsport und das Driften immer und überall erleben kann", so Martin weiter.

„Wie ein kleiner Roboter"

So etwas gab es bisher noch nicht. „Dr!ft" hat ein absolutes Alleinstellungsmerkmal. „Denn je kleiner Modellautos werden, desto unrealistischer wird das Spielerlebnis eigentlich auch", weiß der Modellbau-Fan. Nicht so bei seiner Erfindung. Denn die berechnete Bewegung aus der App-Simulation wird auf eine patentierte Antriebseinheit unter dem Fahrzeug übertragen, welche letztlich auch die Lastwechsel täuschend echt simulieren kann. Dass das kleine Modellauto auf seinen vier Rädern fährt, ist dabei reine Illusion – sie rollen lediglich mit. Und die Aufhängung der Vorderräder simuliert rein physikalisch einen Gegenlenkeinschlag bei jeder Kurvenfahrt – beeindruckend! Alles, was man zum Spielspaß brauchen soll, sind lediglich eine ebene Fläche und das Smartphone. Mit Letzterem kann man das Auto nicht nur mit der App lenken, sondern auch abbremsen oder die Handbremse ziehen (ja, wirklich). Dann wird sogar ein Blockieren der Hinterräder simuliert, und der Wagen bricht mit dem Heck aus. Und wenn es mal etwas dunkler ist? Kein Problem: Man kann auch das Licht ein- und ausschalten, und sogar Bremsleuchten werden am Fahrzeug simuliert. Je nach Modell tönt aus den Lautsprechern des Handys entweder täuschend echter V6-Biturbo- oder waschechter amerikanischer V8-Sound, welcher übrigens von den Sounddesignern des Game-Klassikers „Need for Speed" stammt.

Die App ist das Spiel, der Dr!fter ist das Ausgabegerät

„Dr!ft ist sozusagen eine Mischung aus Rennsimulation, Robotik und Slotcar. Nur, dass man völlig unabhängig ist und überall zu jeder Zeit fahren kann", erklärt Sascha Rentel, Marketingverantwortlicher bei Sturmkind. Deshalb lässt sich der Racer auch bequem per USB-Port im Auto, am Laptop oder mittels USB-Adapter normal an der Steckdose laden. All diese Features machen das ferngesteuerte Auto zu einem echten Highend-Spielzeug, für alle, die es sich leisten können und wollen. Denn knapp 200 Euro kostet ein „Dr!fter" im Handel. Das liegt zum einen am Prädikat „Made in Germany". Und zum anderen an der App, die normalerweise rund 70 Euro kosten würde, mit dem Kauf eines Startersets aber kostenfrei zum Download bereitsteht. Wer jetzt glaubt, dass es das schon war, der irrt: „Gerade mal drei bis vier Prozent des technischen Potenzials wurden bisher ausgeschöpft", weiß Sascha. „Das Fahrzeug ist die Basis, und dahinter steckt eigentlich ein ganzes Computerspiel, welches sich jetzt erst so richtig entwickelt", fügt Martin hinzu. Denn in Zukunft soll aus „Dr!ft" ein richtiges Game mit diversen Spielmodi werden – hierzu verbirgt sich schon jetzt ein kleiner Sensor im Auto, welcher über einen Strichcode zum Beispiel die Rundenanzahl zählen kann ... Auf zum Test!

PRAXISTEST

Egal ob Beschleunigen, Schalten, Bremsen oder Driften – alles soll sich im Maßstab 1:43 so anfühlen wie in echt. Das hört sich für uns im ersten Moment so unfassbar an, dass wir uns ein Modell geschnappt und genauer unter die Lupe genommen haben. Unser Testobjekt: der heckgetriebene „Red Turbo" mit doppelt aufgeladenem 3,4-Liter-Reihensechszylinder und einer Leistung von 565 PS sowie 570 Newtonmeter – zumindest simuliert. Es gäbe übrigens auch noch den „Silver V8" mit 5,2-Liter-V8, welchen wir euch zuliebe noch verpackt gelassen haben, um ihn verlosen zu können (siehe unten). Beide besitzen übrigens eine unlizenzierte Karosserie, die scheinbar mehrere Designmerkmale echter Autos vereint. So kann es durchaus passieren, dass jeder ein anderes Auto in ihm sieht – witzig. Schon die Verpackung lässt vermuten, wie viel Zeit in die Entwicklung dieser realen Simulation geflossen sein muss: Sie wirkt hochwertig und beinhaltet neben dem kleinen Flitzer auch noch Curbs, ein Aufkleber-Set und eine handsignierte Sammelkarte – unser „Dr!fter" wurde übrigens von Silke montiert. Danke dafür! Noch schnell per USB laden, das dauert tatsächlich nur rund 30 Minuten, App downloaden ... Schon kann's losgehen! Auch das Interface ist übersichtlich und kreativ gestaltet. So lassen sich die eigenen Fahrzeuge im Stil eines guten, alten Quartett-Kartenspiels verwalten und sammeln. Im Menü kann der Benutzer verschiedene Parameter wie die Relation von Neigungswinkel des Smartphones zum Lenkwinkel des Autos einstellen. Soll er driften oder doch lieber ein normales Rennen fahren? Ist die Strecke trocken oder nass? Das und noch ein paar weitere Sachen können zudem verändert werden.

Ein bisschen Übung muss sein

Beim Spielmodus kann vorerst im Einzelspielermodus „fahren" und „Rennen" ausgewählt werden. Die Funktion „Gymkhana" oder der Mehrspielermodus, bei dem richtige Rennpartys geschmissen werden können, konnten wir leider noch nicht testen, da diese Funktionen erst noch folgen sollen. Dennoch müssen wir sagen, dass wir schon jetzt einen guten Einblick bekommen konnten, wie gut der Dr!fter tatsächlich funktioniert. Lautstärke auf „voll", Motor an, und schon geht die Post ab! Dabei waren wir vom realistischen Sound derart begeistert, dass wir ihn über das Heimkinosystem verstärken mussten. Selbst die Brems- und Schaltgeräusche finden wir total gut umgesetzt! Dafür gibt's schon mal ein dickes Lob. Beschleunigt und gebremst wird übrigens stufenlos über den rechten, respektive linken Bildschirmteil. Auch wenn die Geschwindigkeit im Maßstab 1:43 durchaus noch ein bisschen schneller sein könnte, versprüht das Fahren richtig Motorsport-Flair. Ein bisschen Eingewöhnungszeit braucht es schon, bis man mit der Steuerung komplett vertraut ist – das hat bei uns eine gesamte Spielzeit, also rund 30 Minuten bis der Akku leer war, gedauert. Danach hat sich dann richtig der Spielspaß eingestellt – und das obwohl wir nur alleine um Flaschen, den mitgelieferten Curbs und irgendwelchen Dekoartikeln herumgedriftet sind. Nervig wird's nur, wenn der Boden zu dreckig ist und sich Flusen an den Rädern festsetzen. Dann kann man alle paar Sekunden eine Pinzette in die Hand nehmen. Ansonsten feiern wir das kleine Auto, für welches es übrigens auch schon die ersten Tuning-Teile gibt: etwa den Radsatz F-10 in diversen Farben oder sogar einen originalgetreuen Nachbau der BBS CH-R – Letzteren haben wir natürlich auch montiert. Auch wenn der „Dr!ft"-Racer ordentliche 200 Euro kostet, bekommt man ein durchaus hochwertiges Spielzeug „Made in Germany", in dem sehr viel Zeit und Entwicklungsarbeit steckt. Außerdem bietet es dank zahlreicher und weiterer angekündigter Funktionen schier unbegrenzten Langzeitspaß. Spätestens dann, wenn die Kumpels auch so ein Ding besitzen und große Töne spucken, dürfte kaum ein Mann mehr darauf verzichten wollen ...

„Eine völlig neue Art des Spielens – inklusive Suchtfaktor" /// 4,5 von fünf Sternen

Kaufempfehlung! Wer auf RC-Cars steht, der muss zum „Dr!fter" greifen. Auch wenn 200 Euro happig erscheinen, muss erwähnt werden, dass viel Entwicklungsarbeit in der patentierten Erfindung steckt. Zudem gibt es nichts Vergleichbares auf dem Markt: Gründer Martin Müller hat nicht zu viel versprochen: Es ist beeindruckend, wie realistisch die Simulation im Maßstab 1:43 funktioniert. Lastwechselreaktionen, echter Motorsound, Fahr- und Bremslicht – es scheint an nichts zu fehlen. Außer vielleicht an etwas mehr Speed und den bereits angekündigten Multiplayer-Modi. Wir warten schon sehnsüchtig darauf, was noch kommen wird!