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Game-Check XXL (2018)

Wer macht's Rennen?

23.03.2018 11:03 Uhr

Text: Sebastian Freiberger | Fotos: Microsoft, Sony, Bandai Namco


Was für ein Jahr! Ein geiles Jahr für Rennspiel-Fans, um genauer zu sein. Nachdem wir in der Tuning-Ausgabe 1/18 das Spiel „Project CARS 2" umfangreich getestet haben, gibt es jetzt schon etwas länger zwei weitere Exklusivtitel für XBox One
 und Playstation 4 – konkret: Forza Motorsport 7 und Gran Turismo Sport. Grund genug für uns, noch mal ordentlich die Motoren aufheulen zu lassen und alle drei Rennspiele miteinander zu vergleichen. Welcher Titel für welchen Typen geeignet ist, haben wir für euch gecheckt ... Brumm, brumm!

Big, bigger, Forza Motorsport 7

Nach dem Open-World-Rennspiel „Forza Horizon 3" aus 2016 befinden wir uns nun wieder auf offiziellen, abgesperrten Rundkursen und messen uns gegen eine Vielzahl unterschiedlicher Kontrahenten. Nichts Neues, dabei soll alles neuer, besser, schöner sein. Die Entwickler bieten uns sage und schreibe 700+ originalgetreue Fahrzeuge verschiedenster Baujahre, Marken und Genres, die wir bis ins kleinste Detail sowohl optisch als auch technisch aufmotzen dürfen. Allein mit dem integrierten „Forzavista"-Modus, der es uns erlaubt, frei um jedes Auto herumzulaufen, in diesem Platz zu nehmen und dabei allerhand (un-)wichtiger Details zum Fahrzeug zu erfahren, könnten wir Stunden verbringen. Die integrierten Boliden dürfen wir über insgesamt 32 Rennstrecken jagen, die wir übrigens zu jeder Tages- und Nachtzeit, sowohl unter trockenen als auch unter verregneten Bedingungen bewegen dürfen. Ob Gelegenheitszocker oder Simulationsjunkies: Dank der umfangreichen Anpassungsmöglichkeiten findet wirklich jeder seinen persönlichen Draht zu diesem Rennspiel. Sowohl Arcade als auch Simulation deckt „Forza" ab.

 

Der Umfang des Spiels ist einfach nur gigantisch! Doch sollte jetzt jemand Bedenken äußern, dass darunter sicherlich Aspekte wie Grafik, Inszenierung, Sound oder Karriereumfang leiden müssen, kann sich beim Testen ab der ersten Minute selbst vom Gegenteil überzeugen. Auch hier spielt Forza ganz weit vorne mit. Es gibt eine umfangreiche Offlinekarriere, den sogenannten Forza Driver's Cup, bei dem wir uns in unterschiedlichsten Renndisziplinen immer weiter hochkämpfen müssen, um den Titel des besten Fahrers zu erlangen. Dabei genießen wir jede Menge Abwechslung in noch nie da gewesener Optik. Old- oder Youngtimer, Vans, SUVs, Jeeps, Coupés, Sportwagen, Exoten, Touring Cars, Formel-Boliden, Renntrucks und vieles mehr. Wirklich alles darf gefahren werden. Auch Multiplayer-Modi, ob im Split-Screen auf der Couch oder auch online, sind in Forza enthalten und sorgen für reichlich Spielspaß. Ganz gleich, was die Konkurrenz uns bietet, das alleine macht „Forza Motorsport 7" aktuell bereits zu einem der besten Rennspiele auf dem Spielemarkt. Ein Spiel mit ordentlich Suchtpotenzial, das zumindest in unserem Test mehrere durchzechte Nächte zur Folge hatte. Ganz großes Kino!

Bewertung: ★★★★★ (5 von 5 Sternen)

GT Sport – aufs Wesentliche abgespeckt

Der neueste Ableger der erfolgreichsten virtuellen Rennserie „Gran Turismo" startet mit einem ungewöhnlichen Namen und einer ganz anderen Herangehensweise durch. Wer hier Vergleichbares wie bei „Forza" erwartet, der wird sicherlich enttäuscht sein. Auch wenn Hersteller „Polyphony Digital", konkreter noch GT-Schöpfer Kazunori Yamauchi Ende des Jahres 2017 eine Offlinekampagne nachgeschoben hat, beruht das Spiel zum Großteil auf dem Onlinemultiplayer. Leider ist die Karriere nicht so ausgereift wie bei den Kontrahenten. Die Gegner bewegen sich wie auf Schienen und ein Wettkampf kommt aufgrund der gedrosselten PS-Leistung der Mitstreiter kaum auf. Dass die Offline-Kampagne stets eine Internetverbindung voraussetzt um die Fortschritte zu sichern verstehen wir überhaupt nicht. Und dann auch noch das: Über die Weihnachtsfeiertage konnten aufgrund Serverprobleme bei Polyphony keinerlei Rennsiege gespeichert werden. Wirklich sehr schade!

Neben der nachträglich integrierten Kampagne lernen wir offline einzelne Streckenabschnitte kennen, können einzelne Lizenzen in einer Art Fahrschule fahren und eignen uns so Regelkonformitäten in sämtlichen Disziplinen an. Das alles bereitet uns auf das Hauptabenteuer des Rennspiels vor: Gran Turismo Online. Im Onlineabenteuer treten wir gegen reale Gegner an. Dabei checkt das System stets unsere fahrerische Qualität, um uns mit gleichstarken Fahrern in eine Lobby zu stecken. Nach etlichen Onlinerennen können wir sagen, dass dieses System wahnsinnig gut funktioniert und es eine Menge Spaß macht, gegen Fahrer aus der ganzen Welt anzutreten. „Gran Turismo" versucht, hier Rennen zu erschaffen, die nicht mehr auf klassischer KI-Fahrqualität basieren, sondern möchte die ganze Welt miteinander vernetzen und einen echten Contest daraus erstellen. Die Server arbeiten konstant, ohne Lags und die kontinuierlich wechselnden Onlineaufgaben gestalten diesen Modus sehr abwechslungsreich. Im Vergleich zu Forza ist die japanische Antwort in puncto Umfang aber deutlich kleiner. Standen in Gran Turismo 6 über 1.000 Fahrzeuge zur Verfügung, sind es jetzt noch knapp über 150. 

Schwerwiegender ist hier allerdings der geschrumpfte Streckenumfang, der die Abwechslung im Spiel schon immens schmälert; noch hinzu kommt leider, dass es nur sehr wenige Originalstrecken gibt ... Stellt sich die Frage: Wo kann das neue Gran Turismo neben dem wohl größten Onlinemodus noch überzeugen? Ganz klar: In keinem virtuellen Cockpit hat man sich je reeller gefühlt als in GT Sport. Selbst die hochgelobte Grafik von „Forza Motorsport" muss gegen diesen „Grafik-Blockbuster" einpacken. Licht- und Schatteneffekte bringt GT Sport zur Perfektion. Alles wirkt unglaublich real (auch dank optionalem 4K sowie Virtual-Reality-Option) und sorgt für authentisches Fahren. Dann heult der Turbolader auf, der harte Schaltvorgang klackt durch die heimischen Boxen, und beim Beschleunigen brüllt der knackige V8-Sound ins Ohr – das ist schon sehr beeindruckend. Darüber hinaus bietet der Multiplayer mit geringen Wartezeiten und stabilen Frames auch die Möglichkeit, mithilfe echter „FIA-Lizenz" aus dem virtuellen Racer ein echter Rennfahrer zu werden. Kein Mist! Die besten Fahrer haben die Chance auf eine echte Rennlizenz! Das ist definitiv ein Alleinstellungsmerkmal und lässt Virtualität mit Realität verschmelzen – sehr geil. Allerdings bleibt ein leichter Arcade-Stil in der Steuerung nicht aus. Im Vergleich zu „Forza" waren Contenterweiterungen bei „Gran Turismo" bisher kostenlos. Das bleibt hoffentlich so ...

Bewertung: ★★★★ (4 von 5 Sternen)

Project Cars 2 – Zusatz „Motorsport" wäre sinnvoll

Forza Motorsport setzt mit seiner neuesten Version wieder voll auf Umfang, Inszenierung und spannende Abwechslung. Gran Turismo schafft es mit deutlich weniger Inhalten, aber einem wirklich ausgereiften Onlinesystem sowie toller Aufmachung, ein neues Zeitalter des virtuellen Rennsports einzuläuten. Es bietet Hobby-Rennfahrern eine Plattform, sich gegen echte Kontrahenten zu beweisen. Was macht dann eigentlich Project Cars aus? Project Cars hält nicht weniger als den wohl schönsten international zugeschnittenen Rennboliden-Showroom aller drei getesteten Spiele bereit. 

Darüber hinaus rekonstruiert das Entwicklerstudio „Slightly Mad" mit seinem „Live Track 3.0"-System originalgetreue Streckenbeschaffenheiten, die es so im virtuellen Rennsport noch nie zuvor gab. Doch bleibt „Project Cars" eine waschechte Simulation nur für geübte Rennfahrer. Gelegenheitsspieler werden mit diesem Spiel schnell an ihre Grenzen kommen, auch wenn alle Fahrhilfen eingeschaltet sind. Euch erwartet pures, adrenalingeladenes Racing mit einer sehr glaubwürdigen, oftmals aber sehr schwer kontrollierbaren Steuerung. Nur was für richtige Hardcore-Racer, die es dann aber auch online richtig krachen lassen können und ein Lenkrad daheim haben – kleiner Tipp am Rande.

Bewertung: ★★★★ (4 von 5 Sternen)