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Test: Pace Link One

Bordcomputer, Fahrtenbuch & co. fürs Auto

27.11.2017 16:56 Uhr

Text & Fotos: Joshua Hildebrand


Nimmt man das Start-up-Unternehmen Pace beim Wort, so lässt sich ein Auto mit „Pace Link One" in ein echtes Smart-Car verwandeln. Handelt es sich dabei nur um eine Spielerei oder ist das Produkt ein Pflicht-Gadget für jeden Technik- und Autofan?

„Mach' dein Auto zum Connected Car" – so lautet die Idee der Pace Telematics GmbH, eines Start-up-Unternehmens, welches im April 2016 mit einer erfolgreichen Kickstarterkampagne Anklang fand. Dabei wurden über 330.000 Euro Vorschuss durch Vorbestellungen generiert – inzwischen hat das Produkt Marktreife erlangt und ist für rund 120 Euro zu haben. Der Pace-Adapter (46 x 27 x 26 Millimeter) wird in die OBD-II-Buchse des Autos gesteckt. Diese befindet sich zumeist im Bereich des Fußraums unterhalb des Lenkrads. Dazu benötigt der Anwender die kostenlose Pace-Car-App für iPhone oder Android sowie eine intakte Internetverbindung, um auf die Cloud-Server von Pace Car zugreifen zu können. Hat man den Pace-Adapter betätigt und die Bluetooth-Verbindung zwischen Link und Mobilgerät hergestellt, registriert man sich online per App und erstellt einen Account mitsamt seiner E-Mail-Adresse und dem genauen Fahrzeugtyp – fertig.

Zu Beginn etwas hakelig

In unserem Fall haben wir für den Test einen Polo 6R 1.2 TSI mit 105 PS (Baujahr 2014) und ein brandneues iPhone 7 mit 128 Gigabyte Speicherkapazität genutzt. Neben einer stabilen Internetverbindung benötigt Pace Link One eine permanente Bluetooth-Verbindung, um all die interessanten Features wie den automatischen Notruf (eCall), das Diagnosegerät, ein individuelles Dashboard oder das Finanzamt-konforme Fahrtenbuch nutzen zu können. Zu Beginn unserer ländlichen Testfahrt wurden Drehzahl, Geschwindigkeit und Motorlast ziemlich verzögert angezeigt, zudem fror das Bild zweimal ein. Erst nach mehrmaligem Beenden der App und der Installation eines neuen Updates trat eine Besserung ein ...

Hinweis: Die erstmalige Herstellung einer Verbindung zwischen Fahrzeug und Pace Link One kann durchaus ein paar Minuten dauern (bei laufendem Motor).

Teils nützlich, teils unnötig

Wer möchte, kann sich sein persönliches Dashboard mit Performance-Monitor erstellen, auf dem zahlreiche Daten rund um das Fahrzeug angezeigt werden. Dies machte zwar einen hochwertigen und durchdachten Eindruck, allerdings haben wir uns gefragt, wie wichtig die Anzeige von Tankfüllstand, Geschwindigkeit & Co. eigentlich ist, da man die meisten Infos ja sowieso schon über den Tacho erhält. Ganz zu schweigen vom EcoScore, welcher zeigen soll, wie sparsam und umweltschonend man unterwegs ist – wer's braucht ...

Manko: Leider ist die Anzeige auf einem normalen Smartphone zu klein und zudem lässt sich die App nur hochkant betreiben. Liebe Entwickler, bitte die querformatige Darstellung adaptieren!

Einige Features von Pace Link One sind jedoch ziemlich nützlich und hilfreich. Das Diagnosegerät funktionierte zum Beispiel gut und spuckte im Tankdeckeltest (geöffneter Tankdeckel während der Fahrt) bereits nach kurzer Wegstrecke folgende Fehlermeldung aus: „Es wurde eine geringfügige Undichtigkeit im Benzinkreislauf festgestellt. Oft ist die Ursache ein nicht richtig geschlossener Tankdeckel." Lobenswert! Denn genau das war Fehler ...

Wo steht mein Auto?

Pace Link One enthält außerdem einen Timeline-Modus, der standardmäßig nach dem Abstellen des Fahrzeugs aktiviert wird. Darauf basiert wiederum ein Finanzamt-konformes Fahrtenbuch, welches alle Fahrten aufzeichnet, die man mit gestarteter Pace-App zurücklegt. Dazu zählen Informationen zu Fahrtstrecke inklusive Karte, Abfahrts- und Ankunftszeit und -ort sowie Kraftstoffverbrauch und Kraftstoffkosten. Die Aufzeichnung der Fahrten überzeugte, allerdings bekamen wir während und auch nach der 30-Kilometer-Teststrecke weder den Verbrauch noch die Kosten angezeigt. Dennoch: Wer möchte, kann die Fahrtenbucheinträge anschließend via Mail, WhatsApp, Cloud-Speicher etc. teilen und ausdrucken. Was, wenn man mal in einer fremden Stadt geparkt hat und am Ende nicht mehr genau weiß, wo das Auto steht? Auch für dieses Problemchen kann Pace Link One Abhilfe schaffen, denn über die App lässt sich der Ort des geparkten Autos ermitteln.

Aufgepasst: Wird die Pace-App beendet und das Fahrzeug danach noch bewegt, wird der neue Standort nicht mehr angezeigt!

Alleine gelassen wird man im absoluten Notfall mit Pace Link One nicht. Denn das Unternehmen stellt auch eine Notruffunktion zur Verfügung, die den ab April 2018 für alle neu vorgestellten Pkw-Modelle verpflichtenden eCall vorwegnimmt. Viele neue Fahrzeuge besitzen diese Funktion schon ab Werk, Besitzer von älteren Fahrzeugen bekämen hiermit eine echte Alternative. Ein Bewegungssensor im OBD-Adapter misst die Längs- und Querbeschleunigung und speichert die Daten zwei Sekunden vor und eine Sekunde nach einem Ereignis ab. Weisen die Werte auf einen Unfall hin, informiert das Modul die App und kontaktiert ein von Pace angemietetes Callcenter, welches im Ernstfall eine Rettungsleitstelle informiert – so lautet zumindest die Theorie. Denn im Fall der Fälle dürfte man erst im Nachhinein merken, ob dieses Feature zuverlässig funktioniert hat. Und vor allem, ob der Akku des Smartphones gehalten hat. Die App hatte nach gut einer halben Stunde 20 Prozent der Ladung unseres iPhone 7 gefressen – das ist heftig!

UNSER FAZIT:

3,5 von 5 Sternen – „Nutzungsfaktor abhängig vom Nutzungstyp"

Pace Link One versteht sich als Komplettlösung für Bordcomputer, Notruf, Fahrtenbuch und Fehlerspeicherüberwachung und präsentiert sich ziemlich umfangreich. Im Großen und Ganzen hat es gut funktioniert, doch an einigen Stellen herrscht noch ein bisschen Nachbesserungsbedarf. Die Darstellung auf dem Performance-Monitor ist zum einen überflüssig und zum anderen viel zu klein. Zumal die App nur Hochformat kennt – schade! Hinzu kommt das Problem mit dem Akku: Die App zieht dank der permanenten Internet-, Bluetooth- und Kartenanwendungen (Maps) unheimlich viel Strom – eine Benutzung empfiehlt sich daher nur am Ladegerät. Funktionen wie Fahrtenbuch, Diagnosegerät und Ortungsdienst stufen wir als nützliche Gadgets ein, angesichts der 120 Euro, die für Pace Link One anfallen, ist der Kosten-Nutzen-Faktor jedoch sehr stark von den eigenen Vorlieben abhängig. Technikbegeisterte Autofahrer, die ein Fahrtenbuch brauchen, werden es lieben. Ambitionierte Schrauber ohne Smartphone-Affinität brauchen dieses System wohl eher nicht.